Geopolitik

Jan Böhmermann warnt mit Videobotschaft bei der „New York Times“ vor der AfD | ABC-Z

Jan Böhmermann hat es in die „New York Times“ geschafft: In einem Video erklärt der ZDF-Moderator den US-Lesern die Erinnerungskultur. Ziel seines Beitrags sind aber vielmehr die eigenen Landsleute und ihre „Geschichtsvergessenheit“.

Der Satiriker Jan Böhmermann hat nach Elon Musks Wahlaufruf für die AfD eine Gegenrede auf der Website der US-amerikanischen Zeitung „New York Times“ veröffentlicht. Böhmermann („ZDF Magazin Royale“) erläuterte in dem satirisch angelegten fast neun Minuten langen Beitrag auf Englisch in einer Art Erklär-Video die Nazi-Vergangenheit Deutschlands.

Gleich zu Beginn des Videos stellte er eine Verbindung zu Tech-Milliardär Musk her, der in der Regierung von US-Präsident Donald Trump eine wichtige Rolle spielt. Böhmermann sagte auf Deutsch übersetzt: „Guten Tag aus Deutschland, dem Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss.“

Böhmermann erklärt, dass Deutschland Vergangenheitsbewältigungsmeister sei. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs würden die Deutschen tagein, tagaus mit der eigenen Geschichte konfrontiert. Leider, so Böhmermann, gebe es zu der Formel „Nie wieder“ jedoch kein Handbuch. Anschließend leitet der ZDF-Satiriker zur AfD über, präsentiert aktuelle Umfragewerte und stellt den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke vor.

Erst nach zweieinhalb Minuten wirft Böhmermann die für das Publikum der „New York Times“ vermutlich interessanteste Frage auf: „Sollte der Rest der Welt Angst haben vor einem Comeback des Faschismus in Deutschland?“. Böhmermann antwortet umgehend selbst und auf Deutsch: „Jawohl“, „Aber hallo“, „und zwar so richtig“. Es folgt ein Abriss jüngerer (Hitler-war-ein-Kommunist-Behauptung) und älterer („Vogelschiss“) Entgleisungen des AfD-Spitzenpersonals, die Böhmermann unter den Begriff „Geschichtsvergessenheit“ summiert.

Als Beleg dafür, dass der Deutsche dazu neige, tatsächliche historische Zusammenhänge und Hintergründe zu vergessen, führt Böhmermann Konrad Adenauer an. Das vom ersten Bundeskanzler verabschiedete Wiedergutmachungsabkommen mit Israel an, das dieser – wie Böhmermann mit einem Interviewausschnitt untermauert – mit einer antisemitischen Verschwörungstheorie begründet habe, nämlich jener, dass die in den USA lebenden Juden über viel Macht verfügten und man sich deshalb mit ihnen gut stellen müsse.

Einen weiteren Beleg für die „Geschichtsvergessenheit“ der Deutschen will Böhmermann in der Interpretation des Verhältnisses von individueller und kollektiver Schuld ausmachen, das in der Bundesrepublik dazu geführt habe, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus zwar nicht in Abrede gestellt, jedoch selten und ungern im Kontext der eigenen Familiengeschichte behandelt würden.

Die AfD, so Böhmermanns Schluss, stoße in genau diese Lücke der Geschichtsvergessenheit. Solange man den Vorwurf, ein Nazi zu sein, nur vehement genug von sich weise, könne man sich frei wie ein solcher verhalten. Ein weiteres Mal wird auf Elon Musk und dessen Armbewegung am Tag von Trumps Amtseinführung rekurriert – von vielen als Hitlergruß interpretiert.

Das Video endet damit, dass Böhmermann der AfD den Trump Slogan in angepasster Form in den Mund legt („We are not Nazis, we just want Germany to be great again“) und einsetzender Blasmusik. „And thats why now in Germany, the Kacke ist am Dampfen“, schließt Böhmermann seinen Monolog.

luz mit dpa

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