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Haushalt 2026: Der Landkreis Fürstenfeldbruck muss weiter Schulden machen – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr. Mit 152 Millionen Euro wird der Landkreis Fürstenfeldbruck Ende des kommenden Jahres verschuldet sein. Die Summe könnte drei Jahre später laut Finanzplanung auf 219 Millionen anwachsen. Entsprechend groß sind die Sorgen der Kreisrätinnen und Kreisräte, die jedes Jahr einen Haushalt für den Landkreis aufstellen und dessen Einnahmen und Ausgaben in ein gesundes Verhältnis zueinander stellen müssen. Das aber wird zunehmend schwieriger.

Seit Jahren spitzt sich die Lage von Gemeinden, Städten und Landkreisen zu. Problem: zu viele kostspielige Aufgaben bei zu geringer finanzieller Ausstattung. „Die kommunale Selbstverwaltung wird immer mehr zur kommunalen Notverwaltung“, diagnostiziert deshalb Johann Thurner (Freie Wähler), Finanzreferent im Kreistag Fürstenfeldbruck. Noch kann man sich die Angebote im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder die Dauersanierungen an den Schulen leisten. Aber wie lange noch?

Der bayerische Landkreistag mit Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) an der Spitze versucht seit Jahren, auf den nächsthöheren politischen Ebenen Gehör zu finden für das Problem, das nahezu alle Kommunen plagt. Man ist sich parteiübergreifend einig bei den Forderungen: „Wir brauchen grundlegende Änderungen im Finanzierungssystem und bei der Aufgabenzuordnung“, fordert auch Martin Runge. Der Sprecher der Grünen im Kreistag war viele Jahre Landtagsabgeordneter und kennt die Gesetzmäßigkeiten.

Die Landkreise sitzen eingezwängt zwischen Gemeinden und Bezirken. Weil sie zu wenige eigene Einnahmen haben, werden sie über ein Umlagesystem von den Städten und Gemeinden mitfinanziert. Selbst müssen die Landkreise wiederum Geld an die Bezirke abführen, 2026 wird der Kreis Fürstenfeldbruck 86 Millionen Euro dorthin überweisen. Das sind immerhin sechs Millionen weniger als befürchtet, dank der Finanzspritze des Freistaats. Über die Höhe der Umlagen wird in der Regel lange gefeilscht. Nicht umsonst sitzen auch viele Bürgermeister im Kreistag, „die dann zwei Hüte aufhaben“, wie CSU-Fraktionssprecher Emanuel Staffler, der auch Bürgermeister von Türkenfeld ist, deren Doppelrolle beschreibt.

Kreisfinanzreferent Johann Thurner (Freie Wähler) hat angekündigt, dass der soeben verabschiedete Kreishaushalt sein letzter sein werde. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Landkreis Fürstenfeldbruck bewegt in seinem Finanzhaushalt für 2026 fast 400 Millionen Euro. 145 Millionen Euro will er in den kommenden vier Jahren an Krediten aufnehmen, 43 Millionen davon im nächsten Jahr. Aus dem Sondervermögen des Bundes erhält er etwas mehr als neun Millionen Euro.

Dass die Finanzen zwischen den einzelnen politischen Ebenen nicht austariert sind, dazu taugt den Kreisräten folgendes Beispiel: Auf zwölf Personalstellen im Landratsamt Fürstenfeldbruck wird Arbeit erledigt, die zum Dienstbereich des Freistaats Bayern zählt, aber vom Kreishaushalt bezahlt wird. Das hat mit der Doppelrolle der Landratsämter zu tun, die eine kommunale Kreisverwaltung sind, aber auch als untere staatliche Behörde Aufgaben des Freistaats wahrnehmen müssen. Es sind Konstruktionen, die den Kommunen gerade in Zeiten, in denen sie sparen müssen, besonders aufstoßen.

Die Kommunen sind zunächst schockiert von der Höhe der Kreisumlage

Schockiert waren die Städte und Gemeinden im Landkreis zunächst vom ursprünglich geplanten Kreisumlagesatz von fast 58 Prozentpunkten. Dieser legt fest, welchen Anteil sie für den Kreisetat aufbringen müssen. Am Ende landete man bei 54,88 Punkten – ein Wert, der jenem aus dem Vorjahr von 54,65 Punkten sehr nahekommt. Und dennoch habe sich die Kreisumlage „in absoluten Zahlen seit 2010 verdoppelt“, sagt Martin Runge. 2026 müssen die Kommunen aus dem Brucker Land zusammen 200 Millionen Euro zum Kreisetat beisteuern.

Schon seit einem halben Jahr gab es Karmasin zufolge „endlose Runden“, um den Haushalt aufzustellen. Gekürzt wurde dann beim Bauunterhalt an den Schulen und bei der Personalausstattung im Landratsamt. Beim Personal sei man „erstmals seit vielen Jahren an die Schmerzgrenze gegangen“, sagt Emanuel Staffler. Aber „die kommunale Familie hat zusammengehalten“, fasst Landrat Karmasin zusammen: „Schwere Zeiten können wir nur zusammen durchstehen.“

So entstand ein großer Schulterschluss. Das weiß auch Sandra Meissner, Sprecherin der Freien Wähler: „Ein handlungsfähiger Landkreis braucht handlungsfähige Gemeinden“, sagt sie. Die Höhe der Kreisumlage sei „das Ergebnis struktureller Probleme, nicht Ausdruck fehlender Haushaltsdisziplin“. Aber kann der Landkreis denn selbst gar nichts tun, außer zu sparen? „Doch“, findet FDP-Kreisrat Ulrich Bode (FDP), „denn wir müssen auch über die Einnahmeseite reden.“ Seine Partei fordert schon lange, mehr zu unternehmen, um Gewerbe im Landkreis anzusiedeln.

Mit dem vorgelegten Haushalt ins Jahr 2026 zu gehen, darüber waren sich die Kreistagsmitglieder bei der Abstimmung einig. Es gab nur eine Gegenstimme, die der AfD. Dann war es nur noch Andreas Magg (SPD), der dem Zahlenwerk zwar zustimmte, aber auch kritischere Worte als andere dafür fand: „Wir schlittern rund um den finanziellen Kollaps herum.“ Die entsprechenden Vorberatungen seien kurz gewesen – für ihn auch ein Indiz dafür, dass es zu wenige Ideen gibt, mit der Situation umzugehen. Seine Worte freilich sind möglicherweise auch dem beginnenden Wahlkampf geschuldet: Magg möchte Landrat werden.

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