Jamaika: Zahl der Toten nach Hurrikan “Melissa” gestiegen | ABC-Z

Im Karibikstaat Jamaika ist die Zahl der Toten nach Hurrikan “Melissa” gestiegen. Einige Gebiete sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Touristen sitzen weiter fest: Viele für gestern geplante Flüge fielen aus.
Der verheerende Hurrikan “Melissa” hat in der Karibik noch mehr Menschen das Leben gekostet als bisher bekannt. Allein in Jamaika gibt es nach Regierungsangaben inzwischen 28 bestätigte Todesfälle. Zudem lägen Berichte über weitere mögliche Opfer vor, die noch überprüft werden müssten.
Zuvor war von 19 bestätigten Todesfällen die Rede gewesen. Damit hat der Wirbelsturm, der vergangene Woche in mehreren Inselstaaten der Karibik wütete, in der Region mindestens 59 Menschen das Leben gekostet.
Errichtung von Feldlazaretten geplant
In Jamaika sind ganze Gebiete verwüstet. In der schwer betroffenen Gemeinde Black River im Süden des Landes seien bis zu 90 Prozent der Hausdächer zerstört worden, hatte Ministerpräsident Andrew Holness mitgeteilt. “Black River ist das, was man als Ground Zero beschreiben würde”, sagte er. “Die Leute sind noch dabei, die Zerstörung zu begreifen.”
Weil der verheerende Hurrikan viele Krankenhäuser beschädigt hat, plant die Regierung Jamaikas in fünf westlichen Bezirken die Errichtung von Feldlazaretten. Das erste von ihnen soll heute in Black River errichtet werden, wie Gesundheitsminister Christopher Tufton ankündigte. Er rechne damit, dass mit Hilfe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und mehrerer Länder, darunter Spanien, Kanada und Indien, der Aufbau weiterer Feldlazarette ermöglicht werde.
Die Ärzteverbände Jamaikas forderten Mediziner mit Nachdruck auf, freiwillig im Krankenhaus in Black River zu arbeiten. Die Ärzte würden benötigt, um Kollegen zu entlasten, die seit Tagen ununterbrochen in der beschädigten Klinik des Ortes im Einsatz seien, berichtete das Portal Nationwide.
Zerstörte Felder, vernichtete Ernte
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat 5.000 Lebensmittelpakete nach Jamaika geliefert, mit dem rund 15.000 Menschen eine Woche ernährt werden können. Doch ganze Gebiete sind weiterhin von der Außenwelt abschnitten. Umgeknickte Bäume und Masten versperren nach wie vor die Zugangswege für Hilfsgütertransporte.
In den besonders getroffenen Gebieten im Südwesten Jamaikas haben die Menschen große Schwierigkeiten, an Lebensmittel und Wasser zu gelangen. Zudem wurde ein Großteil der Ernte durch den Wirbelsturm vernichtet. “Melissa” fegte über Regionen hinweg, die für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung sind, wie Agrarminister Flyod Green der Zeitung The Gleaner sagte.
Warnung vor Konsum verdorbener Lebensmittel
Felder seien zerstört, die Märkte leer – das bedeute neben fehlenden Nahrungsmitteln für die Inselbewohner auch Probleme für den Export, so Green: Fast alle Süßkartoffeln des Landes, das wichtigste Agrarexportgut Jamaikas, werden in der betroffenen Region angebaut.
Gesundheitsminister Tufton warnte derweil vor Gesundheitsrisiken durch verdorbene Lebensmittel und verunreinigtes Wasser. “Ich weiß, dass es eine schwierige Zeit ist, und ich weiß, dass Lebensmittel kostbar sind, aber es kann gefährlich sein, kontaminierte Lebensmittel zu verzehren”, sagte er auf einer Pressekonferenz. Das Problem dahinter: Vielerorts haben die Menschen immer noch keinen Strom, um ihre Lebensmittel zu kühlen.
Flug nach Deutschland fiel aus
Mehrere Tage nach dem Durchzug des Hurrikans sitzen auf Jamaika weiterhin Tausende Touristen fest. Nach Angaben der Regierung befanden sich etwa 25.000 Touristen auf Jamaika, als “Melissa” auf die Küste traf. Auch eine hohe zweistellige Zahl von Deutschen sei darunter, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Obwohl für gestern der Start der ersten kommerziellen Flüge vom größten Flughafen des Landes in Montego Bay geplant war, fielen die meisten davon aus – darunter auch ein Condor-Flug nach Frankfurt, mit dem 150 Fluggäste ausreisen wollten.
Orte in Kuba weiter von der Außenwelt abgeschnitten
“Melissa” war am Dienstag als Hurrikan der höchsten Kategorie fünf über Jamaika hinweggezogen. Das US-Hurrikanzentrum in Miami sprach von einem der stärksten Hurrikane, die je im Atlantik aufgetreten seien. Nach Jamaika erreichte der Hurrikan Kuba und die Bahamas.
In Kuba kam es infolge des Wirbelsturms zu schweren Überschwemmungen, Stromausfällen und Erdrutschen. Viele Ortschaften waren am Wochenende weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Das Land hat bisher aber keine Todesopfer zu beklagen. Über 735.000 Menschen im Osten Kubas waren vor dem Eintreffen des Hurrikans evakuiert worden – bei einer Bevölkerung von rund zehn Millionen Einwohnern. Auf den Bahamas und Bermuda blieb es nach bisherigen Erkenntnissen bei geringen Schäden.
In Haiti kam es jedoch aufgrund anhaltenden Regens zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen, obwohl der Sturm dort nicht direkt aufs Festland getroffen war. Mindestens 30 Menschen kamen dort ums Leben. In der angrenzenden Dominikanischen Republik gab es ein Todesopfer.





















