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Jahresrückblick 2025: Die toten Ziegen vom Ammersee – Starnberg | ABC-Z

Der Fund von 80 toten Ziegen am 6. Mai dieses Jahres in einer Heubergehalle bei Dießen hat die Menschen in der Region geschockt und aufgewühlt. Nach einem Hinweis entdeckte das Veterinäramt 41 weitere geschwächte Tiere, die gerettet werden konnten. Bei einer amtlich-pathologischen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Ziegen wegen „multipler starker Vernachlässigungen in allen Belangen“ verendet waren – sie waren verhungert und verdurstet. Das Landratsamt Landsberg verhängte gegen den einstigen Vorzeigebetrieb, der sich „Ziegenbande“ nennt, ein Nutztierhalteverbot und erstattete Strafanzeige. 150 weitere Ziegen der Herde, die noch Anfang des Jahres registriert waren, bleiben vermisst.

Gegend die Ziegenhalterin und ihren Ehemann hat die Staatsanwaltschaft Augsburg inzwischen Anklage wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz vor dem Amtsgericht Landsberg erhoben. Es geht um den Vorwurf, dass den Tieren „länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt“ wurden. Bisher hat das Gericht nicht entschieden, ob eine Hauptverhandlung eröffnet wird. Dies hänge auch mit Nachermittlungen zusammen, erklärt eine Sprecherin des Gerichts.

Die beschuldigten Betreiber des Ziegenhofs möchten sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht zu den Vorwürfen äußern. Es wird vermutet, dass private Probleme und Überforderungen zu dem Desaster geführt haben könnten. Die Betreiberin des Öko-Hofs war stellvertretende Vorsitzende im Verband Oberbayerischer Ziegenzüchter – und halter. Es sei „unfassbar und nicht zu entschuldigen, was passiert ist“, sagt Eleonore Oexle vom Vorstand des Ziegenzucht-Verbandes. Sie verstehe nicht, warum sich die Landwirtin nicht gemeldet habe, sollte sie in Not gewesen sein. „Wir hätten dann geholfen.“ Oexle fordert eine lückenlose Aufklärung des Falls, der sich nicht wiederholen dürfe. „Wir müssen künftig noch wachsamer sein“, sagt sie.

Es ist unfassbar und nicht zu entschuldigen, was passiert ist.

Eleonore Oexle vom Vorstand des Ziegenzucht-Verbandes

Die Züchterin ist mittlerweile aus dem Verband ausgeschlossen worden, der „Ziegenbande“ wurde die Mitgliedschaft im Öko-Verband Naturland entzogen. Dessen Sprecher betont, dass die Organisation regelmäßig die Höfe ihrer Mitglieder kontrolliere und darauf achte, ob die Qualitätsstandards und geltenden Vorschriften eingehalten würden. Noch im April soll bei der Dießener Herde alles in Ordnung gewesen sein oder zumindest nichts auffällig. Es muss sich daher auf dem Hof sehr plötzlich etwas verändert haben.

Kunden und Förderer gaben über Genussscheine Geld

„Nur das Beste für und von unseren Ziegen“ lautete das Motto des bäuerlichen Familienbetriebs, der vor zweieinhalb Jahren unter dem Namen „Ziegenbande“ startete und nicht nur die Milch der Ziegen zu Käse verarbeitete und verkaufte, sondern ein regionales Investitionsprojekt war: Kunden, Freunde und Förderer konnten Genussscheine zeichnen und den Bau eines Stalls mit Melkhaus, Käserei und Bergehalle in einer Art Crowdfunding mitfinanzieren. Veranschlagt sind für das Vorhaben rund 2,1 Millionen Euro, mit dem Bau des Stalls wurde im Herbst 2023 begonnen, doch seit Monaten ruhen die Arbeiten, es gibt einen Baustopp.

Bis Anfang Mai erfreute sich der Betrieb in der Ammersee-Region großer Beliebtheit, die Direktvermarktung kam bei vielen Kunden gut an. Doch der Fall der toten Milchziegen empört nicht nur Tierschützer. Unbekannte stellten in der Nacht zum 10. Juli in Gedenken an die toten Ziegen an der Staatsstraße zwischen Dießen und Utting Holzkreuze vor dem Hof auf. Viele wünschen sich in diesem mysteriösen Fall eine Aufklärung – ein Prozess könnte dazu beitragen. Ob ein solcher im Jahr 2026 stattfindet, ist unsicher.

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