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Ist das wirklich alles so leicht? | ABC-Z

Checken Sie Ihren Vorrat an Koriandersamen und frischen Kräutern im Kühlschrank, denn Anna Jones ist zurück. Die britische Kochbuchautorin mit ihrer Vorliebe für eigenwillige Aromen und Gewürze hat ein neues Kochbuch rausgebracht: In zwölf Kapiteln präsentiert sie dieses Mal Rezepte mit zwölf simplen Grundzutaten, die man (zumindest wenn es nach Anna Jones geht) immer zu Hause hat: zum Beispiel Olivenöl, Zitronen, Essig oder Senf, aber auch Tahini, Erdnüsse oder Miso. Was man eben so zu Hause in der Speisekammer haben sollte. Los geht’s nach der Einführung aber erst mal mit ein paar goldenen Regeln fürs Kochen nach Anna Jones. Da sind solche Weisheiten dabei wie: „Das Auge isst mit“, „verfallen Sie nicht in Hektik“ oder „Lesen Sie sich ein Rezept zunächst durch. Ich selbst stürze mich allzu oft auf ein Rezept, ohne groß vorauszuschauen.“ Bei Letzterem fühlte sich dieser Autor etwas ertappt.

Die Rezepte in „Easy wins!“ vorher durchzulesen ist definitiv ein guter Ratschlag. Nicht, weil sie sonderlich kompliziert wären. Im Gegenteil. Aber manchmal überrascht Jones mit einer etwas anderen Herangehensweise an bekannte Zutaten. Dass die Orzo mit Feta und Tomate nicht im Topf gekocht werden, sondern in der Soße im Ofen ist ein überraschender Twist des One-Pot-Pasta-Prinzips, den man leicht übersieht, wenn man loslegt, ohne vorher genau zu lesen. Dabei ist das Layout übersichtlich strukturiert. So gut wie jedes Rezept nimmt eine Hälfte einer Doppelseite ein, die andere schmückt ein großformatiges Bild (Fotos: Matt Russell). Und Jones’ Idee, Mengenangaben nicht nur in die Zutatenliste zu schreiben, sondern auch bei den Arbeitsschritten noch mal zu erwähnen, ist so simpel wie genial und erleichtert das Kochen ungemein.

Anna Jones (rechts) bei einem Event gegen Essensverschwndung 2019picture alliance / empics

Die 125 Rezepte, die Jones in ihrem Buch zusammengestellt hat, sind in den allermeisten Fällen (wenn man sie vorher durchgelesen hat) tatsächlich erstaunlich simpel. Buttriges, in Olivenöl gegartes Schmorgemüse genauso wie Orzo mit Feta und Tomate oder warmer Kartoffelsalat mit Zitrone und Senf. Schön ist auch, dass Jones an manchen Stellen Rezepte von Kollegen in ihr Kochbuch aufgenommen hat. Das Rezept für Spaghetti alla Nerano stammt etwa von Schauspieler Stanley Tucci (der mit der sehr seltsamen Art, einen Negroni zu mixen).

Besonders schön ist aber, dass Jones ein Salatrezept von Jeremy Lee in ihr Buch aufgenommen hat. Lee, Chef des Londoner Restaurants „Quo Vadis“, gehört mit seiner Interpretation klassischer britischer Pies und anderer englischer Gerichte zu einem der Stars der Food-Szene auf der Insel. Wird Zeit, dass sein wunderschönes Kochbuch „Cooking“ ebenfalls ins Deutsche übersetzt wird.

Im Gegensatz zu Jeremy Lees eher klassischen Aromen ist Anna Jones’ Küche wahnsinnig modern und von vielen Einflüssen geprägt. Von indisch über arabisch bis italienisch: Jones’ Rezepte stehen für eine moderne, urbane Küche, sind (meistens) familienkompatibel und lecker. Ihre früher manchmal recht eigenwillige, an Reformhausaromen erinnernde Art zu würzen ist in „Easy Wins“ etwas zurückgenommen. Einige der Gerichte in diesem Band kommen dafür aber überraschend fruchtig und sauer daher. Essig und Zitrone sind ständige Begleiter auch jenseits der Kapitel, in denen sie eine Rolle spielen. Wer Zitrusaromen und Säure nicht mag, der sollte hier also etwas Vorsicht walten lassen. Überhaupt ist Jones’ Küche nichts für Leute mit empfindlichem Magen, denn neben Säure kann einem auch die Schärfe der Chilis zu schaffen machen, denen sie ein eigenes Kapitel gewidmet hat – das ist vielleicht auch nicht ganz so familientauglich. Dafür ist alles im Buch vegetarisch beziehungsweise vegan und zwar auf so angenehme Art, dass man es eigentlich gar nicht bemerken würde, wenn es nicht auf dem Umschlag stünde.

Anna Jones: Easy wins. Mosaik Verlag, 360 Seiten, 28,00 Euro.
Anna Jones: Easy wins. Mosaik Verlag, 360 Seiten, 28,00 Euro.Penguin

Die Weltretter-Attitüde trägt dieses Buch nicht ganz so sehr vor sich her wie Jones vergangene Bücher, ein paar gute Ratschläge, wie man in der Küche was für Klima und Umwelt tun kann, hat sie trotzdem parat. Das fängt schon damit an, dass sich die Rezepte auch sehr gut am Tag danach aufwärmen lassen. Und natürlich gehören auch Ratschläge dazu wie regional und saisonal einzukaufen und möglichst wenig wegzuwerfen. In diesem Fall ist alles wirklich easy. Unterm Strich ist Anna Jones’ neuester Streich tatsächlich ihr bisher bestes Kochbuch, mit überraschenden, neuen Zugängen zu ihrer bisherigen Küche; einfachen und smarten Rezepten, die immer wieder überraschen, sowohl beim Kochen als auch im Geschmack. Einfach easy.

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