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Israelische Nationalelf: Nirgendwo mehr sicher | ABC-Z

4000 Polizisten sollen das nächste Spiel der israelischen Fußballnationalmannschaft absichern. Wenn das Team am Donnerstag in Paris auf Frankreich trifft, soll sogar eine Eliteeinheit ganz nah an der israelischen Mannschaft bleiben. Zudem rief der Nationale Sicherheitsrat Israels seine Staatsbürger dazu auf, dem Stade de France fernzubleiben und öffentliche Sportveranstaltungen zu meiden. Am Dienstag waren von den 80.000 Tickets erst etwa 20.000 verkauft.

Diese Maßnahmen sind eine Reaktion auf das Spiel von Maccabi Tel Aviv in der vergangenen Woche bei Ajax Amsterdam. Maccabi-Fans wurden dort bedroht, schikaniert, verprügelt. Einige Opfer beschrieben die Attacken, die offenbar in sozialen Netzwerken geplant worden waren, als “Pogrom”.

Diese Gewalt verdeutlicht, dass sich antisemitische und antiisraelische Einstellungen zunehmend im emotionalen und vermeintlich anonymen Umfeld des Fußballs entladen. Und das auf unterschiedliche Art: Israelische Nationalspieler wie Shon Weissman oder Liel Abada berichten von Morddrohungen gegen sich. Im Amateurfußball wurden Attacken auf die jüdischen Vereine von Makkabi dokumentiert, zuletzt am vergangenen Donnerstag in Berlin.

Jüdische und israelische Fußballer werden für die israelische Politik in Mithaftung genommen. Seit dem 7. Oktober 2023, seit dem Angriff der Hamas auf Israel und der folgenden Militäroffensive in Gaza, kam es bei zahlreichen Spielen zu Demonstrationen. Fans von Celtic Glasgow oder Athletic Bilbao schwenken palästinensische Flaggen. Bei einem Länderspiel der israelischen Fußballerinnen in Schottland kettete sich ein Fan an den Torpfosten. Auf seinem T-Shirt die Botschaft: “Rote Karte für Israel”.

Seit Monaten fordern 300 palästinensische Sportorganisationen den Ausschluss Israels aus den Wettbewerben. Sie verweisen darauf, dass sich unter den mehr als 43.000 Toten in Gaza mindestens 400 Sportler, Trainer und Funktionäre befinden sollen. Und sie erhalten vielfältige Unterstützung: etwa von Abgeordneten aus Frankreich, Irland und Südafrika. Aber auch von der BDS-Bewegung, die Israel wirtschaftlich isolieren will und vom Bundestag als antisemitisch eingestuft wird. Im Internet wirbt BDS auch für Proteste, Sitzstreiks und “friedliche Störungen” bei Wettbewerben.

Dabei spielt Israel überhaupt nur im europäischen Fußball mit, weil der Kontinent für Israels Sportler als sicherer gilt als der Nahe Osten. Geht diese Hoffnung nun endgültig verloren? Israel fühlt sich abermals an den Rand gedrängt. Das ist allerdings
keine neue Entwicklung, sondern auch die Folge einer jahrzehntelangen
Geschichte mit vielen Versäumnissen.

Noch bis vor 30 Jahren gehörte Israel nicht nur geografisch, sondern auch sportlich zu Asien. Doch bereits in den 1950er-Jahren hatte etwa Libanon seinen Staatsbürgern den sportlichen Wettkampf gegen Israelis untersagt. Immer wieder boykottierten arabische Staaten Spiele gegen Israel oder forderten, dass Spiele in neutrale Länder verlegt werden. Immer wieder wurden israelische Delegationen von Sportereignissen ausgeschlossen, zum Beispiel von den Asienspielen 1962 in Jakarta.

Der Sechstagekrieg 1967 und der Jom-Kippur-Krieg 1973 verschärften die Isolation Israels im Nahen Osten weiter. Bei den Asienspielen 1974 in Teheran organisierten Vertreter aus Kuwait und Irak einen Protest gegen Israel; die Volksrepublik China, Pakistan und Nordkorea schlossen sich an. Im selben Jahr, zwei Jahre nach dem Attentat bei den Olympischen Spielen in München, schloss der Asiatische Fußballverband den jüdischen Staat aus. Vor den Asienspielen 1978 boten arabische Investoren dem Gastgeber Bangkok finanzielle Unterstützung an. Ihre Bedingung: der Ausschluss israelischer Sportler. Auch die Japaner unterstützten damals diesen Kurs, zu stark waren sie von arabischen Ölexporten abhängig.

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