Geopolitik

Israel: ++ Israels UN-Botschafter warnt – „Irans wahres Gesicht ist eines des Terrors“ ++ | ABC-Z

Die Lage in Nahost spitzt sich weiter zu: Israel setzt seine Angriffe gegen die Hisbollah im Libanon fort, nachdem der Iran Israel wie befürchtet mit Raketen angegriffen hatte. Außerdem droht die israelische Regierung Teheran mit Vergeltung.

Alle Entwicklungen im Liveticker:

06:34 Uhr: Israels UN-Botschafter warnt vor der Gefahr Irans für die Welt

Der israelische UN-Botschafter Danny Danon ist in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats scharf mit dem Iran ins Gericht gegangen. Die Zeit der leeren Aufrufe zur Deeskalation sei vorüber, sagte er. „Irans wahres Gesicht ist eines des Terrors, Todes und Chaos.“ Es sei nicht länger eine Sache von Worten. „Der Iran ist eine sehr reale und gegenwärtige Gefahr für die Welt, und wenn sie nicht gestoppt werden, wird die nächste Raketensalve nicht allein auf Israel gerichtet sein“, sagte er.

Den iranischen Raketenangriff auf sein Land am Dienstag bezeichnete Danon als „kaltblütige Attacke gegen zehn Millionen Zivilisten“ und „einen beispiellosen Akt der Aggression“. Israel werde nicht nachlassen, bis alle Geiseln, die von der Hamas und anderen militanten Gruppen verschleppt wurden, wieder in Israel seien. Die Welt solle verstehen: „Israel wird sich verteidigen, und wir werden dies mit Gerechtigkeit und Stärke tun.“

02:40 Uhr – Laut libanesischem Gesundheitsministerium sechs Tote bei israelischem Angriff im Zentrum Beiruts

Bei einem israelischen Angriff im Zentrum von Beirut sind nach libanesischen Angaben sechs Menschen getötet worden. Zwei von ihnen seien sofort ums Leben gekommen, vier weitere seien ihren Verletzungen erlegen, teilte das libanesische Gesundheitsministerium in der Nacht zum Donnerstag mit. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums vom Mittwochabend wurden bei israelischen Angriffen innerhalb von 24 Stunden in verschiedenen Teilen des Landes 46 Menschen getötet und 85 weitere verletzt. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es derweil, dass Israel am Mittwochabend drei Angriffe auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt gestartet habe. Es war die dritte Serie israelischer Angriffe auf die Hochburg der pro-iranischen islamistischen Miliz in den vergangenen 24 Stunden.

21:55 Uhr – Laut Beirut im Libanon 1,2 Millionen Vertriebene nach Angriffen Israels

Die Zahl der Vertriebenen im Libanon infolge der massiven israelischen Angriffe ist nach Regierungsangaben auf rund 1,2 Millionen angestiegen. Rund 160.000 Menschen davon sind nach Aussagen des Leiters des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, in Notunterkünften untergekommen. Die anderen seien zu Freunden, Verwandten, in Hotels oder in eigene Häuser in anderen Gegenden gezogen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur NNA.

Nach Angaben der Regierung überquerten seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe auf Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah vergangene Woche fast 300.000 Menschen die Grenze nach Syrien. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Hisbollah, die seit Monaten täglich Raketen auf Israel schießt, von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis im Norden des Landes in ihre Häuser zurückkehren können.

19:38 Uhr – Hamas reklamiert Terroranschlag in Tel Aviv für sich

Die islamistische Hamas hat den Terroranschlag von Dienstagabend in Tel Aviv mit sieben Toten und 17 Verletzten für sich reklamiert. In einer Erklärung teilte die Terrororganisation mit, die beiden Täter aus der Stadt Hebron im israelisch besetzten Westjordanland seien ihre Mitglieder gewesen. Zugleich drohte die Hamas weitere Terroranschläge an.

Die beiden Männer, die erschossen wurden, hatten ihre Opfer in einer Stadtbahn und an einer Haltestelle in Jaffa, dem arabisch geprägten Stadtteil der Küstenmetropole, umgebracht. Einer von ihnen hatte ein Schnellfeuergewehr, der andere ein Messer. Bei den Opfern handelte es sich den Angaben zufolge um Fahrgäste der Bahn und Passanten.

19:23 Uhr – Biden: Keine US-Unterstützung für israelischen Angriff auf Atomanlagen im Iran

Für einen etwaigen Angriff auf Atomanlagen im Iran hat Israel nicht die Unterstützung von US-Präsident Joe Biden. Auf die Frage, ob er ein solches Vorgehen Israels unterstützen würde, sagte Biden: „Die Antwort ist Nein. Wir werden mit den Israelis besprechen, was sie tun werden.“

Alle G7-Staaten seien der Meinung, dass Israel das Recht habe, auf den iranischen Raketenangriff zu antworten. „Aber die Antwort sollte verhältnismäßig sein“, sagte Biden auf dem Militärflugplatz Joint Base Andrews.

Die sieben großen Industrienationen (G 7), deren Vorsitz derzeit Italien innehat, hatten zuvor in einer gemeinsamen Erklärung den Angriff des Iran verurteilt. In einer später veröffentlichten Erklärung des Weißen Hauses hieß es dazu, die Staatengruppe erwäge als Reaktion auf den Angriff auch „neue Sanktionen“ gegen den Iran.

17:50 Uhr – Beistand aus dem UN-Sicherheitsrat für Guterres

Mehrere Länder des UN-Sicherheitsrates haben Generalsekretär António Guterres nach scharfen Angriffen aus Israel den Rücken gestärkt. Die Botschafterinnen und Botschafter unter anderem von Großbritannien, Frankreich, Russland, Südkorea, Slowenien und Guyana betonten bei einer Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums ihre Unterstützung für den portugiesischen UN-Chef. Der algerische Botschafter Amar Bendschama sagte, die Entscheidung Israels, Guterres zur „unerwünschten Person“ zu erklären, zeige „eine klare Verachtung des UN-Systems und der gesamten internationalen Gemeinschaft.“

17:34 Uhr – Bundesregierung fliegt wieder Deutsche aus dem Libanon aus

Die Bundeswehr hat weitere 130 Deutsche über den Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut nach Deutschland ausfliegen lassen. Die besonders gefährdeten Deutschen seien im Rahmen einer sogenannten diplomatischen Abholung von einem Airbus A330 der multinationalen Lufttransporteinheit MMU (Multinational Multi Role Tanker Transport Unit) abgeholt worden, teilten das Auswärtige Amt und Verteidigungsministerium in Berlin mit. Zuerst hatte der „Spiegel“ über den Flug berichtet.

17:25 Uhr – Weitere Details um gefallene israelische Soldaten

Bei Kämpfen mit der Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon sind insgesamt acht israelische Soldaten getötet worden. Weitere sieben Soldaten seien zum Teil schwer verwundet worden, teilte die Armee weiter mit. Es habe sich um zwei verschiedene Gefechte gehandelt.

Die Hisbollah-Miliz zerstörte nach eigenen Angaben drei israelische Kampfpanzer, die auf den libanesischen Ort Marun al-Ras vorgerückt seien. Dafür gab es aus Israel zunächst keine Bestätigung. Die Angaben beider Seiten ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

17:07 Uhr – Israel meldet weitere getötete Soldaten im Libanon

Bei den Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Südlibanon sind nach Angaben Israels am Mittwoch acht Soldaten getötet worden. Die Armee gab zunächst die Tötung eines ersten Soldaten im Nachbarland bekannt, später meldete sie dann, dass „sieben weitere Soldaten gefallen“ seien.

Zudem zündeten Kämpfer der Miliz nach Hisbollah-Angaben in dem Grenzort Jarun eine Bombe, als israelische Soldaten sich dem Dorf näherten. Dabei seien „alle Mitglieder“ der Einheit getroffen worden. „Dies ist erst der Anfang der Konfrontation“, sagte Hisbollah-Sprecher Mohammad Afif in der libanesischen Hauptstadt Beirut. „Der Widerstand im Süden ist in höchster Bereitschaft.“

16:20 Uhr – Iran trifft mit Raketen israelische Luftwaffenstützpunkte

Bei dem iranischen Raketenangriff auf Israel sind nach israelischen Angaben auch mehrere Luftwaffenstützpunkte getroffen worden. „Es wurde keine Infrastruktur (…) beschädigt“, teilte das israelische Militär am Mittwoch mit. Es habe auch keine Verletzten oder Schäden an Flugzeugen gegeben.

15:45 Uhr – Dutzende Raketen auf Nordisrael abgefeuert

Die Gegend um die nordisraelische Stadt Safed ist nach Angaben der israelischen Armee von rund 40 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Über Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt. Auch in zahlreichen anderen israelischen Ortschaften in der Nähe der faktischen Grenze zum Libanon gab es immer wieder Luftalarm. Die Hisbollah berichtete, sie habe Raketen auf Orte nördlich der israelischen Küstenstadt Haifa abgefeuert.

15:20 Uhr – Eine noch entschlossenere Unterstützung für Israel fordert der FDP-Mann

FDP-Bundestagsfraktionschef Christian Dürr fordert als Reaktion auf die Angriffe des Irans und der libanesischen Hisbollah-Miliz eine noch entschlossenere deutsche Unterstützung Israels. Wichtiger als eine Diskussion über mögliche Bundeswehreinsätze sei „die Lieferung dringend benötigter Ersatzteile an die israelische Armee, die seit langem darum gebeten hat“, sagte Dürr der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Zudem müssen wir endlich härter gegen das Mullah-Regime im Iran vorgehen, das der Drahtzieher für den Terror im Nahen Osten ist“, ergänzte er.

14:19 Uhr – Israelisches Militär meldet ersten Gefallenen im Libanon

Das israelische Militär hat den ersten Gefechtstoten unter seinen Soldaten seit Beginn der Bodenoperationen im Libanon in dieser Woche bekannt gegeben. Wie das Militär mitteilte, wurde ein 22-jähriger Angehöriger einer Kommandobrigade bei Kämpfen im Libanon getötet. Die Bodentruppen sollen in begrenzten Operationen Bewaffnete der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz bekämpfen. Das Militär teilte ohne Ortsangaben mit, Soldaten hätten mit Unterstützung aus der Luft in „Gefechten aus nächster Nähe“ Kämpfer getötet.

13:54 Uhr – Bundesregierung bestellt iranischen Botschafter ein

Deutschland hat als Konsequenz aus Irans Angriff auf Israel den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt. Da der Botschafter nicht in der Stadt gewesen sei, habe man dem Geschäftsträger der Botschaft deutlich gemacht, dass die Bundesregierung den Angriff auf das Allerschärfste verurteile und der Angriff durch nichts zu rechtfertigen sei, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin. Zugleich habe man den Iran aufgerufen, weitere Angriffe auch über seine Verbündeten zu unterlassen. Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel.

13:50 Uhr – Libanesische Armee: Israelische Soldaten in den Libanon eingedrungen

Nach Angaben der libanesischen Armee sind israelische Soldaten in den Libanon eingedrungen. Die israelischen Bodentruppen hätten die als „Blaue Linie“ bekannte Demarkationslinie verletzt und seien unter anderem in Nähe des Dorfs Jarun etwa 400 Meter weit auf libanesischem Gebiet vorgerückt, teilten die Streitkräfte mit. Danach hätten sich die israelischen Truppen wieder zurückgezogen.

Die Schiitenmiliz Hisbollah, die in dem Gebiet gegen Israels Armee kämpft, hatte Stunden zuvor erstmals direkte „Kämpfe“ mit israelischen Bodentruppen gemeldet. Das israelische Militär sprach in einer Mitteilung gleichfalls erstmals von Nahkampf-Einsätzen im südlichen Libanon.

13:22 Uhr – Auswärtiges Amt ruft Deutsche zur Ausreise au dem Iran auf

Das Auswärtige Amt ruft Bundesbürger zum Verlassen des Irans auf und warnt entsprechend auch vor Reisen in das Land. Für deutsche Staatsangehörige bestehe die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden, heißt es in den aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen. Gefährdet seien insbesondere Doppelstaatler, welche neben der deutschen auch die iranische Staatsangehörigkeit besäßen. Besonders hoch sei die Gefahr für Abenteuerurlauber, die etwa mit dem Fahrrad oder Camper unterwegs seien. „Reisen sie insbesondere nicht nach Iran, wenn Sie sich in der Vergangenheit kritisch gegenüber dem Land und dem politischen System geäußert haben“, heißt es.

13:13 Uhr – Kreml verurteilt Gewalt gegen Zivilisten

Russland hat die Konfliktparteien im Nahen Osten zur Zurückhaltung aufgerufen und Angriffe auf die Zivilbevölkerung kritisiert. „Natürlich verurteilen wir alle Handlungen, die zum Tod von Zivilisten führen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Direkte Kritik an dem mit Russland verbündeten Iran wegen dessen Raketenangriffs auf Israel übte Peskow nicht.

Aus dem Kreml, der selbst einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine führt, hieß es angesichts der Eskalation in Nahost, die Lage dort entwickle sich „nach dem alarmierendsten Szenario.“ Peskow sagte weiter: „Wir haben unsere Kontakte bei allen Seiten in diesem Konflikt, wir setzen unsere Kontakte fort und rufen alle Seiten zur Zurückhaltung auf.“

12:30 Uhr – Israel verweigert UN-Generalsekretär die Einreise

Israel verweigert UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Einreise. Israels Außenminister Israel Katz begründet das damit, dass Guterres den iranischen Angriff auf Israel nicht „unmissverständlich verurteilt“ habe. Katz warf ihm Portugiesen Voreingenommenheit vor und erklärte ihn zur „Persona non grata“.

„Wer den abscheulichen Angriff des Irans auf Israel nicht unmissverständlich verurteilt, wie es fast alle Länder der Welt getan haben, hat es nicht verdient, israelischen Boden zu betreten“, schrieb Katz auf X. „Ein Generalsekretär, der Terroristen, Vergewaltigern und Mördern der Hamas, der Hisbollah, der Huthi und nun auch des Iran – dem Mutterschiff des weltweiten Terrors – Rückendeckung gibt, wird als Schandfleck in die Geschichte der UN eingehen.“

Guterres hatte nach dem iranischen Angriff am Dienstagabend vor einer „Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten“ gewarnt. In einer Erklärung verurteilte er „Eskalation um Eskalation“ in der Region. „Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt eine Waffenruhe“, erklärte er. Den Angreifer Iran erwähnte er namentlich dabei jedoch mit keinem Wort.

12:01 Uhr – Zahl der Todesopfer bei Schusswaffenangriff in Tel Aviv steigt auf sieben

Nach einem Angriff mit Schusswaffen und Messern in der israelischen Stadt Tel Aviv ist die Zahl der Todesopfer auf sieben gestiegen. Ein bei dem Angriff am Dienstagabend verletzter Mann erlag seinen Verletzungen, wie das behandelnde Krankenhaus mitteilte. Nach Polizeiangaben hatten zwei aus dem palästinensischen Westjordanland stammende Angreifer an einem Bahnhof im Stadtteil Jaffa Passanten mit Schüssen und Messern angegriffen. Polizisten erschossen einen der Angreifer, der zweite wurde schwer verletzt.

11:25 Uhr – Steinmeier sichert Israel Solidarität zu

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seinem israelischen Amtskollegen die Solidarität Deutschlands zugesichert. Steinmeier habe mit Präsident Izchak Herzog telefoniert, schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin auf X. „Der Bundespräsident verurteilte die iranischen Raketenangriffe auf Israel und sprach dem Präsidenten sein Mitgefühl für die Opfer des Terrorangriffs in Jaffa aus“, schrieb sie.

11:00 Uhr – Diplomaten fliehen auf Yachten aus dem Libanon

Auf der Flucht aus dem Libanon nehmen Bürger des Landes und Angehörige anderer Staaten nach Medienberichten auch den Seeweg auf die Mittelmeerinsel Zypern. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Zyperns CNA und der zyprische Rundfunk RIK berichteten, kamen in den vergangenen Tagen in den Jachthäfen von Agia Napa und Larnaka täglich Luxusboote aus dem Libanon an.

An Bord seien auch Diplomaten und andere Beschäftigte ausländischer Botschaften im Libanon. Viele Flüge aus der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden gestrichen oder sind ausgebucht. Eine Überfahrt von Beirut in das rund 180 Kilometer entfernte Agia Napa soll den Medienberichten zufolge 1000 bis 1500 Euro pro Person kosten. Dort seien bislang rund 30 Boote angekommen.

10:28 Uhr – Von der Leyen wirft Iran Eskalation vor

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wirft dem Iran eine gefährliche Verschärfung der Krise im Nahen Osten vor. Von der Leyen verurteilte die iranischen Raketenangriffe auf Israel „auf das Schärfste“, wie sie im Onlinedienst X schrieb. Dadurch drohe eine „Eskalation der Spannungen in einer bereits extrem instabilen Situation“.

10:17 Uhr – Israelische Armee weitet Evakuierungsaufforderung aus

Der Sprecher der israelischen Armee für die arabischsprachige Bevölkerung, Avichai Adraee, veröffentlichte auf seinem Konto im Onlinedienst Telegram einen Aufruf an Zivilisten, „für ihre Sicherheit“ mehr als 20 Ortschaften zu verlassen. Dies betraf auch palästinensische Flüchtlingssiedlungen insbesondere nahe der Stadt Tyros. „Verlassen Sie Ihre Häuser sofort“, schrieb Armeesprecher Adraee. „Seien Sie vorsichtig, Sie dürfen nicht nach Süden gehen. Jede Bewegung nach Süden kann Sie in Gefahr bringen.“ Die israelische Armee hatte bereits am Dienstag zu Evakuierungen aufgerufen.

10:12 Uhr – Israel stockt Bodentruppen im Libanon auf

Israel setzt die Angriffe auf die Hisbollah fort und bombardiert erneut südliche Vororte von Beirut. Es soll mindestens ein Dutzend Luftangriffe auf die dortige Hochburg der Hisbollah gegeben haben. Israel erließ neue Evakuierungsanordnungen für das Gebiet, das sich nach tagelangen schweren Angriffen weitgehend geleert hat.

Über die Auseinandersetzungen im Südlibanon herrscht Unklarheit. Die Hisbollah erklärte, sie habe israelische Truppen in die Flucht geschlagen. Das israelische Militär teilte mit, dass sich nach den Kommando- und Fallschirmjägereinheiten nun auch reguläre Infanterie- und Panzereinheiten an Bodenoperationen im Südlibanon beteiligen würden. Diese Einsätze blieben aber lokal begrenzt.

Außerdem teilte Israel mit, dass Spezialeinheiten bereits seit Monaten Bodenangriffe gegen Ziele der Hisbollah jenseits der Grenze durchgeführt und dabei Tunnel und Waffenverstecke unter Häusern entdeckt hätten.

09:33 Uhr – Hisbollah: Erstmals „Kämpfe“ mit Israels Bodentruppen

Erstmals seit dem angekündigten Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon hat die Schiitenmiliz Hisbollah dort direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen gemeldet. Diese hätten versucht, in den libanesischen Ort Udaissa direkt an der Grenze zu Israel einzudringen, erklärte die Hisbollah. Deren Mitglieder hätten im Morgengrauen mit den Kräften der israelischen Infanterie „gekämpft“ und sie zum Rückzug gezwungen. Auf israelischer Seite habe es Opfer gegeben. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu den angeblichen Bodenkämpfen.

09:10 Uhr – Scholz warnt nach Irans Raketenangriff vor Flächenbrand

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die iranischen Raketenangriffe auf Israel „aufs Schärfste“ verurteilt und sofortige Verhandlungen gefordert. Er warnte, dass eine weitere Eskalation der ohnehin angespannten Lage im Nahen Osten drohe. „Iran riskiert damit, die ganze Region in Brand zu setzen – das gilt es unter allen Umständen zu verhindern.“ Die Hisbollah und der Iran müssten ihre Attacken auf Israel unverzüglich einstellen. „Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir uns weiter dafür einsetzen, eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zu vermitteln“, erklärte Scholz.

Der Kanzler verwies auf die nötige Umsetzung der UN-Sicherheitsresolution 1701, die klar vorschreibe, dass sich die schiitische Hisbollah-Miliz aus dem Grenzgebiet zu Israel zurückziehen müsse. „Dies würde den Weg ebnen für eine Rückkehr der Menschen in den Norden Israels und gleichzeitig eine Perspektive eröffnen, die Staatlichkeit Libanons zu konsolidieren.“ Wenige Tage vor dem Jahrestag des Überfalls der radikalislamischen Hamas erinnerte Scholz zudem an die immer noch festgehaltenen israelischen Geiseln und ihren Angehörigen.

08:33 Uhr – Macron kündigt höhere Militärpräsenz im Nahen Osten an

Frankreich erhöht wegen des iranischen Angriffs auf Israel seine Militärpräsenz im Nahen Osten. „Frankreich setzt sich für die Sicherheit Israels ein und hat heute seine militärischen Ressourcen im Nahen Osten mobilisiert, um der iranischen Bedrohung entgegenzuwirken“, teilt das Büro des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach einem Treffen des Sicherheitskabinetts mit. Der Staatschef habe zudem gefordert, dass die Hisbollah ihre Attacken gegen Israel und dessen Bevölkerung einstellt. Genaue Angaben zur entsandten militärischen Verstärkung wurden nicht gemacht, das französische Verteidigungsministerium war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

07:53 Uhr – Iran sperrt weiterhin Luftraum

Im Iran bleibt der Flugverkehr bis Donnerstagfrüh um 05.00 Uhr Ortszeit ausgesetzt. Sämtliche Flüge seien bis dahin gestrichen worden, meldet die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim unter Berufung auf die Zivilluftfahrtbehörde des Landes.

07:59 Uhr – Irna: Irans Außenminister telefoniert mit Baerbock

Irans Außenminister Abbas Araghchi hat unmittelbar nach dem Raketenangriff seines Landes auf Israel mit europäischen Kollegen telefoniert. Gespräche führte er unter anderem mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kollegen in Großbritannien, Frankreich sowie weiteren Ländern, wie die iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete.

Die Raketenoperation sei nun abgeschlossen, sagte Araghchi laut Irna. „Aber sollte das zionistische Regime (Israel) Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wird unsere Antwort noch härter ausfallen“, erklärte der Minister. Die Islamische Republik Iran strebe keine Eskalation an, fürchte aber auch keinen Krieg, fügte er hinzu.

07:54 Uhr – Austin spricht nach iranischem Raketenangriff mit Galant

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat sich nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant ausgetauscht. Er sprach in einem Beitrag auf der Plattform X von einem „ungeheuerlichen Akt der Aggression durch den Iran gegen Israel“. Er und Galant hätten in dem Gespräch ihre gegenseitige Wertschätzung für die koordinierte Verteidigung Israels gegen fast 200 ballistische Raketen zum Ausdruck gebracht. Es sei vereinbart worden, in engem Kontakt zu bleiben, schrieb Austin bei X. Er habe auch sein tiefes Mitgefühl für die Familien eines „schrecklichen und tödlichen“ Schusswaffenangriffs in Israel übermittelt.

07:15 Uhr – Zypern erklärt sich für Evakuierungshilfe bereit

Zyperns Regierung steht nach eigenen Angaben bereit, um Evakuierungsaktionen aus dem Nahen Osten zu unterstützen. Ein Mechanismus, der es erlaube, Angehörige anderer Nationen über die Mittelmeerinsel in Sicherheit zu bringen, sei vollständig aktiviert worden, teilt ein Regierungssprecher mit. „Wir verfolgen die Situation aufmerksam und sind voll und ganz darauf vorbereitet, Evakuierungsmaßnahmen zu unterstützen, je nachdem, wie sich die Lage entwickelt.“

Von allen EU-Mitgliedsländern liegt Zypern am nächsten am Libanon. Mit dem Flugzeug ist die Insel in etwa 40 Minuten zu erreichen, per Schiff dauert es zehn Stunden. Während des einmonatigen Kriegs zwischen Israel und der Hisbollah im Sommer 2006 wurden fast 60.000 Menschen aus dem Libanon über Zypern in Sicherheit gebracht.

7:19 Uhr – Medienbericht – Israel plant Vergeltung für iranischen Angriff

Israel wird einem Medienbericht zufolge auf den iranischen Raketenangriff mit einer „erheblichen Vergeltungsmaßnahme“ innerhalb der kommenden Tage reagieren. Ziel könnten Ölanlagen im Iran und andere strategische Standorte sein, meldete das US-Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf israelische Behördenvertreter.

01:53 Uhr – Israels Armee setzt Angriffe gegen Hisbollah nach iranischem Raketenhagel fort

Nach den Raketenangriffen des Iran auf Israel greift die israelische Armee Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz in Beirut an. Es würden „terroristische Ziele der Hisbollah“ in der libanesischen Hauptstadt angegriffen, erklärte das israelische Militär. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, dass die israelische Armee zwei Angriffe im Süden der Hauptstadt Beirut ausgeführt habe. Kurz zuvor hatte die israelische Armee die betroffene Bevölkerung nachts aufgerufen, „sofort“ zu ihrer eigenen Sicherheit zwei Gebäude in einem südlichen Vorort von Beirut zu verlassen und die gesamte Umgebung im Umkreis von 500 Metern zu meiden. Die südlichen Vororte von Beirut sind eine Hochburg der pro-iranischen Hisbollah-Miliz.

Israels Militärsprecher Daniel Hagari sagte am Mittwoch nach den iranischen Raketenangriffen auf Israel, die Luftwaffe arbeite weiterhin „mit voller Kapazität und heute Nacht werden wir im Nahen Osten weiterhin kraftvoll zuschlagen, wie das seit einem Jahr der Fall ist“. Er warf dem Iran vor, den Nahen Osten Richtung „Eskalation“ zu treiben.

Dienstag, 1. Oktober:

22:32 Uhr – Israel kündigt Vergeltung an

Israel hat nach den iranischen Raketenangriffen Vergeltung angekündigt. „Dieser Angriff wird Konsequenzen haben“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. „Wir haben Pläne, und wir werden an dem Ort und zu der Zeit handeln, die wir bestimmen.“

Der iranische Angriff ernst gewesen, hatte es bereits zuvor geheißen. Laut Armee durften die Bürger im ganzen Land nach einer Einschätzung der Lage die Schutzräume nun verlassen. „Wie wir der internationalen Gemeinschaft bereits zuvor klargemacht haben, muss jeder Feind, der Israel angreift, mit einer harten Reaktion rechnen“, teilte der israelische UN-Botschafter Danny Danon auf der Plattform X mit.

22:07 Uhr – Jordanien fängt erneut Raketen ab – zwei Verletzte

Jordaniens Streitkräfte sollen erneut bei der Abwehr des iranischen Raketenangriffs auf Israel geholfen haben. Arabische Medien berichteten, Jordanien habe einige Raketen abgefangen, woraufhin Raketenteile im Land niedergegangen seien. Das Innenministerium erklärte, „mehrere Fragmente von Objekten“ seien unter anderem in Amman, in den Orten Balka, Sarka und Madaba in Umgebung der Hauptstadt sowie in Karak weiter südlich niedergegangen. Zwei Menschen seien leicht verletzt worden.

In sozialen Netzwerken verbreiteten sich Videos von brennenden Raketenteilen auf der Straße. Die Behörde für öffentliche Sicherheit rief die Bürger dazu auf, sich den „Resten herunterfallender Objekte“ nicht zu nähern und diese den Behörden zu melden. Bei Bränden oder Opfern durch die vom Himmel fallenden Teile solle man den Notruf wählen.

Im April hatte der Iran Israel bereits mit mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern angegriffen, die weitgehend von Israel sowie den USA, Großbritannien und Frankreich abgewehrt wurden. Auch bei diesem Angriff hatte Jordanien bei der Abwehr geholfen.

21:34 Uhr – Raketenangriffe laut Bericht bei Demo in Berlin bejubelt

Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Wedding ist nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel Jubel ausgebrochen. „Raketen auf Israel abgeschossen“, rief ein Mann, woraufhin zahlreiche Demonstrierende trommelten, jubelten und zum Teil klatschten. Es waren auch die Rufe „Widerstand“ und „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) zu hören. Mehrere Teilnehmer der Kundgebung schwenkten Palästinensertücher sowie die palästinensische und die libanesische Flagge, wie auf dem Video eines dpa-Reporters zu sehen ist.

Ein Sprecher der Berliner Polizei teilte mit, er könne Berichte über Jubel „weder bestätigen noch dementieren“. Für den Abend waren in Berlin zwei propalästinensische Demonstrationen geplant, eine am Leopoldplatz in Wedding und eine am Kottbusser Tor in Kreuzberg. Eine Bilanz der Demonstrationen teilte die Polizei zunächst nicht mit.

21:20 Uhr – Iran will Hyperschallraketen eingesetzt haben – US-Regierung bezeichnet Angriff als „unwirksam“

Bei dem Angriff auf Israel sind nach iranischen Angaben auch erstmals Hyperschallraketen zum Einsatz gekommen. Mit der Rakete vom Typ Fatah-1 sei es den Luftstreitkräften der Revolutionsgarden gelungen, die israelische Luftabwehr zu überwinden, berichtete der staatliche Rundfunk. Die Hyperschallrakete wurde vor 15 Monaten vorgestellt.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian schrieb auf der Plattform X, sein Land strebe nicht nach einem Krieg, werde aber jeder Bedrohung entschlossen entgegentreten. Mit Blick auf den Beschuss Israels schrieb er, der Iran habe eine starke Antwort auf die Aggression des „zionistischen Regimes“ gegeben. Die iranischen Revolutionsgarden behaupteten, 90 Prozent der iranischen Raketen hätten ihre Ziele in Israel getroffen.

Die US-Regierung bezeichnete Angriff als „vereitelt und unwirksam“ und drohte mit Konsequenzen. „Uns ist nichts über Schäden an Flugzeugen oder strategischen militärischen Einrichtungen in Israel bekannt“, sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan in Washington. Man habe bereits deutlich gemacht, dass dieser Angriff Konsequenzen haben werde und daran arbeite man nun mit Israel. Es handle sich um eine „bedeutende Eskalation“. Kriegsschiffe des US-Militärs hätten dabei geholfen, den Raketenangriff abzuwehren.

dpa/AFP/Reuters/AP/sos/säd/coh/jag/sara

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