Islamistische Kämpfer dringen in Stadt Hama ein | ABC-Z
Bei ihrer Großoffensive in Syrien sind islamistische Kämpfer auch in die strategisch wichtige Stadt Hama eingedrungen. Am Donnerstag seien die Kämpfer „von mehreren Seiten aus nach Hama eingerückt“ und lieferten sich „in mehreren Stadtvierteln Straßenkämpfe mit Truppen des (Assad-)Regimes“, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Das syrische Militär räumte ein, die Kontrolle über die Stadt verloren zu haben. Nach eigenen Angaben nahmen die Kämpfer ein großes Gefängnis in der Stadt ein und ließen Hunderte Insassen frei. Die Armee hatte diese Darstellung zunächst noch zurückgewiesen.
Armee: Zurückgezogen, „um das Leben von Zivilisten zu schützen“
Die Armee von Syriens Präsident Baschar al-Assad teilte mit, dass die Soldaten auf Stellungen außerhalb der viertgrößten Stadt des Landes verlegt worden seien, „um das Leben von Zivilisten zu schützen und Kämpfe in der Stadt zu verhindern”. Der Anführer der islamistischen Gruppe „Hay’at Tahrir al-Sham” (HTS), Abu Muhammad al-Golani, bestätigte in einer Videobotschaft, dass die Rebellen in Hama eingedrungen seien. Ihr Ziel sei, eine „40 Jahre alte Wunde zu heilen“, sagte er.
Zuvor hatte bereits der Rebellen-Kommandeur Hassan Abdul Ghani über Online-Netzwerke mitgeteilt, dass die Aufständischen dabei seien, in die Stadt einzudringen und auf mehreren Strecken in Richtung Zentrum vorzurücken. „Unsere Streitkräfte sind in das Zentralgefängnis von Hama eingedrungen und haben Hunderte zu Unrecht inhaftierte Gefangene befreit“, erklärte Abdel Ghani zudem auf Telegram.
Mit Hama fällt nach Aleppo die zweite Großstadt in die Hände der islamistischen Rebellen. Hama ist nicht nur wegen seiner Lage strategisch bedeutsam. Im Jahr 1982 hatte das Assad-Regime, damals unter der Führung von Hafiz al-Assad, in Hama ein Massaker angerichtet, weil sich Islamisten der Muslimbruderschaft erhoben hatten. Nun sprach al-Golani von einem „Sieg der Gnade und der Vergebung”.
Die Schlacht um Hama war die erste ernsthafte militärische Konfrontation, in der sich al-Assads zerfallende Streitkräfte der Offensive entgegenstellten. Eine Niederlage kann nach Einschätzung syrischer Beobachter den Erosionsprozess der Armee beschleunigen. Jetzt steht noch die Großstadt Homs zwischen den Islamisten und der Hauptstadt Damaskus. Sollte Homs an die Aufständischen fallen, wäre Damaskus vom Kernland der Alawiten, Assads Bevölkerungsgruppe, an der Küste abgeschnitten.
Die Rebellen hatten unter der Führung der islamistischen HTS in der vergangenen Woche vom Norden aus in einer Blitzoffensive die zweitgrößte syrische Stadt Aleppo erobert. Anschließend stießen sie rasch weiter nach Süden vor. Die syrische Armee versucht sie seither aufzuhalten. Schützenhilfe bekommt sie vom russischen Militär und von Milizen, die von Iran unterstützt werden.