Isar in München: Schwimmen und Bootsfahren derzeit verboten – München | ABC-Z

Unter Teilen des Flaucherstegs in München fließt kein Wasser mehr – nur noch Kies liegt dort, wo sonst die Isar rauscht. Deswegen hat das Referat für Klima- und Umweltschutz der Stadt München eine Warnung herausgegeben. Es lauern Gefahren für Schwimmer und Bootsfahrer.
Am westlichen Ufer zwischen Thalkirchner Brücke und Flauchersteg sind Stahlträger, sogenannte Buhnen, sichtbar geworden, die zuvor unter der Kiesdecke verborgen waren. Sie seien jedoch infolge niedriger Wasserstände und einer Kiesverlagerung nach dem Hochwasser 2024 freigelegt worden, so das Referat für Klima- und Umweltschutz. Die Buhnen befinden sich knapp unter der Wasseroberfläche, sie sind scharfkantig und nur schwer zu erkennen. Wer in ihrer Nähe badet oder mit dem Boot unterwegs ist, könne sich schwer verletzen.
Deshalb rät die Stadt dringend von der Nutzung dieses Flussabschnitts ab. Es sollen Warnschilder aufgestellt werden. In der Nähe dieser Gefahrenstellen hat die Stadt das Baden verboten.
Nach Angaben des Baureferats der Stadt München wurden die Buhnen an dieser Stelle als Strömungslenker eingesetzt. Sie wurden in den Fluss gesetzt, als 1906 begonnen wurde, den Isar-Werkkanal zu bauen. Derzeit prüfe das Referat, wie es mit den Stahlträgern weitergeht. Ziel sei es dabei, die ökologisch wertvollen Uferrandzonen der Isar so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. „Die Buhnen befinden sich im ausgewiesenen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Daher müssen sämtliche Maßnahmen an der Isar sowohl wasserrechtlich genehmigt als auch naturschutzfachlich bewertet werden“, sagt eine Sprecherin des Baureferats.
Trockene Winter – kaum Schnee auf der Zugspitze
Die Ursachen für den niedrigen Wasserstand liegen vor allem im Wetter der vergangenen Monate: zu wenig Regen, zu wenig Schnee. Das hydrologische Winterhalbjahr, das Ende April endete, sei laut dem Wasserwirtschaftsamt München eines der trockensten seit Jahren gewesen – nur 2013/2014 sei noch trockener gewesen. Alle sechs Monate des Winterhalbjahres seien im langjährigen Vergleich zu warm ausgefallen.
Ebenso schneite es im vergangenen Winter viel zu wenig: „An der Messstation der Zugspitze des Deutschen Wetterdienstes lag eine so geringe Schneedeckenmächtigkeit wie zuletzt im Mai 1942“, sagt Stefan Homilius, Leiter des Wasserwirtschaftsamts München. Deswegen fehle das Schmelzwasser in der Isar. Der Abfluss, also die Wassermenge, die durch den Fluss strömt, sei aktuell sehr niedrig. Statt der üblichen rund 63 Kubikmeter pro Sekunde fließen derzeit nur etwa 23 Kubikmeter.


Die Ursachen dafür sieht Stefan Homilius auch im Klimawandel. Niedrigwasser habe es in der Isar immer gegeben. Aber die Extreme nehmen zu – sowohl bei Hochwasser als auch bei Trockenheit. Zwar könne der Sylvensteinspeicher das Isartal in Trockenzeiten unterstützen, ausgleichen lasse sich der Wassermangel aber bei längerer Trockenheit nicht. Städte wie München müssten sich anpassen und lernen, mit der Situation bestmöglich umzugehen.
Der Sylvensteinspeicher gibt in Trockenzeiten gezielt Wasser ab, um den Isarfluss unterhalb der Talsperre zu sichern – im Winter mit mindestens zehn, im Sommer mit mindestens 20 Kubikmetern pro Sekunde. Bei Hochwasser werden dagegen große Wassermengen zurückgehalten und nur kontrolliert abgegeben, um Orte wie Bad Tölz und München zu schützen.

:Als die Münchner vor der Isar auf Bäume flüchteten
Früher diente die Isar vor allem einem Zweck: dem Transport. Mit ihrer Wucht zerstörte sie Häuser und Felder, viele Menschen ertranken in ihr. Wie sich das Verhältnis der Stadt zu ihrem Fluss im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat.
Die Isar sei aber ein Wildfluss, betont der Leiter des Wasserwirtschaftsamts. Jeder, der mit dem Boot unterwegs sei, soll sich vorher über die Abflussverhältnisse informieren und nur mit geeigneten, robusten Booten unterwegs sein. Auch beim Baden sei immer Vorsicht geboten.
Noch habe der niedrige Pegel keine gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem. Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt und Strömung seien für Fische und andere Lebewesen noch in Ordnung, so das Wasserwirtschaftsamt. Doch der Lebensraum schrumpfe: Die anhaltend niedrigen Abflüsse seit dem Winter führen dazu, dass sich die Tiere auf weniger Raum konzentrieren müssen.
Wie lang genau die Niedrigwasserphase andauern wird, kann das Wasserwirtschaftsamt nicht abschätzen. Das sei allein davon abhängig, wie viel es regnet.