Iran beschwört Widerstand: Netanjahu: Sinwars Tod ist Anfang vom Ende des Krieges | ABC-Z
Iran beschwört Widerstand
Netanjahu: Sinwars Tod ist Anfang vom Ende des Krieges
18.10.2024, 04:55 Uhr
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Was bedeutet die Tötung von Hamas-Chef Sinwar für Israels Krieg im Gazastreifen? Die US-Regierung zeigt sich vorsichtig optimistisch, was eine Waffenruhe und die Freilassung der Hamas-Geiseln angeht. Israels Ministerpräsident wendet sich in einer Videobotschaft auch an die Palästinenser.
Die Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar ist nach Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu der “Anfang vom Ende” des Gaza-Krieges. “Jahja Sinwar ist tot. Er wurde in Rafah von den mutigen Soldaten” der israelischen Armee getötet, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft in englischer Sprache. “Das ist zwar nicht das Ende des Krieges in Gaza, aber der Anfang vom Ende”, sagte er an die Bevölkerung des Gazastreifens gerichtet. Diese möge sich nun von der “Unterdrückungsherrschaft” der Hamas befreien. Zu den Geiselnehmern, die im Gazastreifen immer noch Dutzende aus Israel verschleppte Menschen festhalten, sagte er, wenn sie die Geiseln freiließen, werde Israel sie im Gegenzug am Leben lassen.
Aus Sicht des israelischen Außenministers Israel Katz bietet Sinwars Tod die “Gelegenheit”, auch die verbliebenen Hamas-Geiseln “unverzüglich” freizubekommen. Außerdem eröffne sich der Weg “für einen Wandel, der zu einer neuen Realität im Gazastreifen führen wird – einer Realität ohne Hamas und ohne iranische Kontrolle”.
Die israelische Armee hatte den Tod Sinwars gestern bestätigt. Nach Angaben der Armee töteten israelische Soldaten den Hamas-Chef am Mittwoch bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen. Dass es sich bei dem Getöteten um Sinwar handelte, war ihnen zunächst nicht bewusst. Der 61-Jährige galt als Drahtzieher des Großangriffs der radikalislamischen Palästinenserorganisation am 7. Oktober 2023 auf Israel.
US-Präsident Joe Biden sagte auf dem Weg zu seinem Kurzbesuch in Deutschland, es könne sich nun die Gelegenheit bieten, die Geiseln der Hamas freizubekommen und eine Waffenruhe zu erreichen. Sinwar sei ein “gewaltiges Hindernis für Frieden” gewesen, erklärte auch der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan. “Jetzt müssen wir uns dafür einsetzen, dass sein Tod der Hamas tatsächlich den langfristigen Schlag versetzt, den wir uns alle wünschen.” Aus dem US-Außenministerium hieß es, in den vergangenen Wochen habe es keine Verhandlungen über eine Waffenruhe gegeben, weil sich Sinwar geweigert habe. “Wir sehen jetzt eine Chance, da er aus dem Kampf und aus der Führung der Hamas entfernt wurde, und wir wollen diese Chance ergreifen”, so Sprecher Matthew Miller. 97 Geiseln werden von der Hamas noch im Gazastreifen festgehalten, mindestens 34 von ihnen sind nach israelischen Informationen nicht mehr am Leben.
Hisbollah kündigt weitere Eskalation an
Israels Erzfeind Iran setzt derweil darauf, dass die Tötung des Hamas-Chefs den Graben zwischen Israel und den Palästinensern noch vertieft. “Der Geist des Widerstands wird gestärkt werden”, erklärte die Mission des Irans bei den Vereinten Nationen auf X. “Er wird ein Vorbild für die Jugend und die Kinder sein, die seinen Weg zur Befreiung Palästinas fortsetzen werden.” Der “Märtyrer” bleibe lebendig und eine “Quelle der Inspiration”, hieß es weiter.
Der Iran ist Unterstützer der Hamas und vor allem der schiitischen Hisbollah-Miliz, gegen die Israels Armee derzeit im Libanon vorgeht. Ohne Sinwar zu erwähnen, kündigte die Hisbollah nach dessen Tötung den “den Übergang zu einer neuen und eskalierenden Phase in der Konfrontation mit dem israelischen Feind an, die sich in den Entwicklungen und Ereignissen der kommenden Tage widerspiegeln wird”.
Hunderte Kämpfer seien “darauf vorbereitet, jeden israelischen Bodenangriff auf südlibanesische Dörfer abzuwehren”, fuhr die Hisbollah fort. Die Raketenangriffe der Hisbollah würden “von Tag zu Tag” weiter “eskalieren”, dabei kämen nun auch erstmals “präzisionsgelenkte Raketen” zum Einsatz.
Die iranischen Proxies im Libanon hatten nach dem 7. Oktober 2023 mit permanenten Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Seit September konzentriert das israelische Militär einen erheblichen Teil seiner Kräfte auf den Kampf gegen die Hisbollah im Libanon. Durch die Kämpfe wurden bisher mehr als 1300 Menschen getötet und rund eine Million Menschen vertrieben.