Berlin

Interview mit dem Weihnachtsmann: “Frühstücken, fertig machen, Kaffee kochen – und dann geht’s los zur Bescherung” | ABC-Z

Weihnachtsmann Andreas Penski aus Berlin

“Frühstücken, fertig machen, Kaffee kochen – und dann geht’s los zur Bescherung”


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Audio: rbb24 Inforadio | 10.12.2024 | Interview mit Weihnachtsmann Andreas Penski | Bild: picture alliance/dpa-tmn/C.Klose

Heiligabend ist für viele Menschen ein Fest mit der Familie. Für Andreas Penski ist es ein Arbeitstag. Seit 30 Jahren ist der Berliner als Weihnachtsmann unterwegs. Im Interview spricht er über besondere Momente, Logistik und Nachwuchssorgen.

rbb: Herr Penski, wie sieht Ihr Heiligabend aus?

Andreas Penski: Früh frühstücken, fertig machen, Kaffee kochen. Dann geht es gegen 12 oder 13 Uhr los. Die ersten Bescherungen gibt es für kleine Kinder etwa ab 14 Uhr. Dann geht es wie an einer Perlenschnur aufgereiht bis abends 19 oder 20 Uhr weiter.

Gibt es Geschichten, die Ihnen besonders zu Herzen gehen?

Mir sind zwei Erlebnisse in den ganzen Jahren sehr stark in Erinnerung geblieben. Das eine war der Besuch bei einer Familie. Die Urgroßmutter lag im Pflegebett und wir haben uns in ihrem Zimmer versammelt. Ich durfte ein Foto mit ihr machen und sie in den Arm nehmen. Am Ende haben wir “Stille Nacht, Heilige Nacht” gesungen. Das war total beglückend.

Das zweite Erlebnis war mit einer dementkranken Frau. Während der Bescherung stand sie immer auf, verließ die Familie und wurde wieder zurückgeholt. Irgendwann hatte ich auch ein Geschenk für sie dabei. Sie hat mich mit großen Augen angesehen und gesagt: ‘der Weihnachtsmann’. Für ein paar Sekunden hat sie einen Lichtmoment gehabt und mich als den Weihnachtsmann erkannt. Ich bin so glücklich aus dieser Familie rausgegangen, dass wir für diese Frau ein glückliches Weihnachtsfest schaffen konnten.

Sind es diese Momente, weshalb Sie das machen?

Ja, das sind einfach die glänzenden Kinderaugen und glückliche Familien, die man an Heiligabend begleiten kann. Es ist auch spannend, weil man in das Innerste einer Familie kommt, da wo ein Fremder sonst nie Zugang hätte. Der Weihnachtsmann kann überall rein und sie erleben alles von Armut bis überbordenem Reichtum – je nachdem in was für eine Familie sie kommen.

Zur Person

Weihnachtsmann Andreas Penski im Einsatz.(Quelle:privat)

privat

Andreas Penski ist bereits seit etwa 30 Jahren als Weihnachtsmann unterwegs. Seit 2007 ist er bei der “Berliner Weihnachtsmannzentrale”. Penski ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und Enkel. Der studierte Theologe lebt in Berlin-Neukölln und arbeitet als Seelsorger.

Hat sich innerhalb der Familien in den letzten Jahren etwas verändert?

Eigentlich hat sich gar nicht so viel verändert. Weihnachten ist ein sehr traditionelles Fest. Auf jeden Fall sind alle immer freudig angespannt, wenn ich reinkomme oder die Kinder mich an der Tür abholen. Es fällt eine Anspannung von den Leuten ab, wenn es losgeht. Ich lese eine Geschichte vor und am Ende singen wir ein Lied zusammen. Vielleicht hat sich beim Essen etwas geändert im Laufe der Jahre. Es ist anders geworden, nicht mehr unbedingt Würstchen und Kartoffelsalat an Heiligabend, sondern auch der Festbraten. Ansonsten sind wir Deutschen doch sehr traditionell.

Das muss logistisch gut geplant sein, wenn Sie zehn, zwölf Familien am 24. Dezember besuchen. Machen Sie das alleine?

Ich mache das nicht alleine, sondern mit meiner Frau. Wir fahren seit Jahren zusammen und sie macht quasi die Logistik. Das ist sozusagen eine logistische Meisterleistung. Wir haben Zeitfenster, in denen wir die Termine für die Tour einplanen. Sie sagt mir, bei welcher Familie wir als nächstes sind, wieviele Kinder dort sind, ob es einen Hund gibt oder ob ein Geschenk auf der Terrasse abgelegt werden soll.

Das heißt, Sie verbringen den Heiligabend mit Ihrer Frau zusammen in einem Auto?

Genau.

Sagen Sie den Kindern, dass sie mit dem Auto kommen?

Das sagen wir natürlich nicht so. Die Kinder gehen davon aus, dass der Weihnachtsmann mit dem Schlitten und Rentieren kommt. Wenn sie fragen, ob sie den sehen können, muss ich immer sagen: ‘Den kann man natürlich nicht sehen, weil der viel zu groß ist, der passt in eure kleine Wohnstraße hier gar nicht rein. Der steht draußen im Wald auf einer Lichtung und ich bin zu Fuß gekommen’.

Die Kinder gehen davon aus, dass der Weihnachtsmann mit dem Schlitten und Rentieren kommt. Wenn sie fragen, ob sie den sehen können, muss ich immer sagen: ‘Den kann man natürlich nicht sehen, weil der viel zu groß ist.’

Andreas Penski

Was muss ein Weihnachtsmann mitbringen?

Auf alle Fälle muss man Lust haben. Man spielt ihn nicht nur, sondern man muss Spaß daran haben, in die Rolle des Weihnachtsmanns reinzuschlüpfen. Ideal ist schauspielerisches Talent. Man sollte keine Angst haben, auf Leute zuzugehen, Initiative zu ergreifen, zu sagen, wollen wir ein Lied singen und man muss es natürlich auch anstimmen. Für die Familien soll ein perfekter Heiligabend zelebriert werden.

Wie erklären Sie sich das, dass immer noch so ein Zauber davon ausgeht? Wir leben in einer sehr aufgeklärten Welt. Wir könnten VR-Brillen aufsetzen und uns den Weihnachtsmann irgendwie virtuell herholen oder?

Ja, ich glaube, das ist auch die Sehnsucht nach Frieden und etwas Beständigem in einer Zeit, die sich ständig verändert und die im Moment von Krisen und Kriegen bestimmt ist. An Heiligabend kommt jemand, der Frieden, Ruhe und eine gute Botschaft ins Haus bringt, Geschenke mitbringt und Zeit für sie an Heiligabend hat. Ich glaube, diese Kontinuität und auch diese Tradition ist ganz, ganz wichtig für viele Menschen.

Wie geht es Ihnen nach einem Heiligabend, wenn Sie die Familien besucht haben und mit Ihrer Frau nach Hause fahren?

Wir sind natürlich erschöpft, aber ich fahre innerlich glücklich nach Hause und freue mich, dass ich am ersten Feiertag mit meiner Familie feiern kann.

Ich fahre innerlich glücklich nach Hause und freue mich, dass ich am ersten Feiertag mit meiner Familie feiern kann.

Andreas Penski

Es gibt aber nicht mehr genug Menschen, die bereit sind, als Weihnachtsmann unterwegs zu sein. Stimmt das?

Ja, das stimmt. Wir haben mittlerweile einen sehr hohen Altersdurchschnitt. Unser Appell lautet, dass die Menschen mal in sich gehen mögen, vielleicht Familienväter, deren Kinder schon erwachsen sind oder Herren, die vielleicht alleine sind, ob sie nicht an Heiligabend als Weihnachtsmann auf Tour gehen und so andere Kinder glücklich machen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Andreas Penski führte Anke Burmeister für rbb24 Inforadio.

Der Text ist eine gekürzte und redaktionell bearbeitete Fassung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.12.2024, 14:25 Uhr


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