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Internationale Energieagentur-Bericht: Energiewende macht weltweit Fortschritte – reicht das für die Klimaziele? | ABC-Z

In Deutschland entsteht manchmal der Eindruck, als sei der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen, vor allem Sonne und Wind, ins Stocken geraten. Tatsächlich aber geht es voran, und das gilt umso mehr für die globale Energiewende. Darüber berichtet die Internationale Energie-Agentur (IEA) in ihrer jährlichen Prognose zum Ausbau der regenerativen Energien, die in dieser Woche veröffentlicht wurde. Betrachtet werden darin insbesondere die möglichen Entwicklungen bis 2030.

In den nächsten fünf Jahren prognostiziert die IEA demnach ein Wachstum an emissionsarmen Energien um 4600 Gigawatt. Das entspricht der Energiekapazität von China, der EU und Japan zusammen genommen.

Solarenergie bleibt weiterhin die dominante Energieform und macht 80 Prozent des prognostizierten Anstiegs aus. Darüber hinaus soll der Anstieg die globale Kapazität an Solarenergie mehr als verdoppeln. Zusätzlich wachsen zentrale, großflächige Anlagen in gleichem Maße wie kleinere, dezentrale Systeme.

Hinter Photovoltaik folgen Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Geotherme. Als Gründe für den Spitzenplatz der Solarenergie nennen die Fachleute die bereits sehr niedrigen und weiter sinkenden Kosten für die Anlagen sowie ein schneller und einfacher Anschluss. Hinzu kommen einfachere Genehmigungen verglichen mit den anderen Energieträgern – und eine breitere soziale Akzeptanz.

Dagegen, so berichten die Autoren, stößt die Windkraft immer wieder auf Hindernisse in Form von Lieferkettenproblemen, steigenden Kosten und einer höheren Bürokratie. Diese kommen gerade bei Offshore-Windparks zum Vorschein. Dort fallen die Prognosen um mehr als 25 Prozent. Nichtsdestotrotz spricht man der gesamten Windenergie einen steilen Anstieg zu, die Kapazitäten sollen sich um etwa 2000 Gigawatt verdoppeln.

Bis 2030 soll Wasserkraft 3 Prozent der Erneuerbaren ausmachen. Dazu trägt besonders der rasante Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken bei. Das jährliche Wachstum an geothermaler Energie dürfte in den nächsten fünf Jahren ebenfalls ein globales Hoch erreichen – dreimal so hoch wie der Zuwachs im vergangenen Jahr. Vor allem Indonesien, Japan, Türkei und Kenia seien Treiber des Wachstums.

Verglichen zum Jahresbericht 2024 senkt die IEA allerdings ihre Wachstumsprognosen für Erneuerbare um 5 Prozent ab. Besonders auffällig sind dabei die starken Anpassungen für die USA. Die IEA prognostiziert dort einen Rückgang für den Ausbau der Erneuerbaren um minus 45 Prozent. Grund: Streichungen der Trump-Regierung, die Rückabwicklung des Klimaschutzes und Washingtons Pläne für den Ausbau der fossilen Energien.

Auch für China prognostizieren die Autoren einen Rückgang um 5 Prozentpunkte. Dieser beruhe zwar ebenfalls auf einem Politikwechsel, sei aber anders zu bewerten. Ende 2024 wechselte der chinesische Energiemarkt von einen festen Einspeisetarif zu einem Auktionssystem. Der Bericht macht diesen Wandel hin zu einem Wettbewerbspreis verantwortlich für den Rückgang der Prognosen. Ziel des Kurswechsels sei ein marktgetriebenes Wachstum sowie ein einfacherer Netzanschluss.

Trotz des Rückgangs verbucht China allein über 60 Prozent des globalen Wachstums an erneuerbaren Kapazitäten. Laut den Autoren wird China ihre für 2035 angesetzten Ziele zum Ausbau von Wind und Solar bereits 2030 erreichen.

Neben China und den USA ermitteln die Autoren ein Wachstum beim Ausbau der Erneuerbaren für den Großteil der restlichen Länder und Regionen. Sowohl in der EU, in der Region Südostasien, als auch im Nahen Osten und in Nordafrika wird der Ausbau Erneuerbarer Energien weiter zunehmen. Dabei übersteigen die diesjährigen Prognosen, die vom Vorjahr. Für die EU begründen die Autoren die positive Korrektur mit einem unerwarteten Anstieg großflächiger Solaranlagen durch langfristige Stromabnahmeverträge, besonders in Deutschland, Spanien, Italien und Polen. Ebenso wird das Wachstum im Nahen Osten und in Nordafrika, als auch in Südostasien einer stark gestiegene Nachfrage an Photovoltaik zugesprochen.

Insgesamt wachsen mit diesen Erwartungen die Erneuerbaren global bis 2030 um das 2,6-Fache, verglichen mit 2022. Dieser Wert liegt etwas unter der bei der COP28 beschlossenen Verdreifachung. Der Bericht betont, dass die Pariser Klimaziele dennoch erreicht werden können. In dem beschleunigten Szenario, das die Fachleute vorstellen, wächst der Wert auf den Faktor 2,8. Die Autoren stellen diese Zahl in Aussicht, falls Nationen die Sache beschleunigen, mehr in Stromnetze investieren und den Ausbau der Speicher vorantreiben, damit die Nutze flexibler genutzt und insgesamt resilienter werden.

Neben den Prognosen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030, geht die IEA in ihrem Bericht noch auf die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten im Jahr 2023 ein. Dazu vergleicht sie den Anteil der tatsächlichen Importe fossiler Brennstoffe mit einem Szenario, bei dem der Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung geringer ausfällt. Die Autoren verzeichnen weltweit einen globalen Rückgang fossiler Abhängigkeiten. Ohne den Ausbau erneuerbarer Energien wären die weltweiten Importe fossiler Brennstoffe im Jahr 2023 um 45 Prozent höher.

Darüber hinaus macht der Bericht auf die Herausforderungen aufmerksam, die mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien einhergehen. Die Autoren prognostizieren, dass bis 2030 variierende erneuerbare Energien fast 30 Prozent der globalen Stromversorgung ausmachen. Die Folge: Immer häufiger negative Energiepreise, bewirkt vor allem durch den Überschuss an Solarenergie. Um den damit verbundenen Stromdrosselungen vorzubeugen, sei ein flexibleres globales Energiesystem nötig.

Bisher gehen für jeden US-Dollar, der für den Ausbau der Erneuerbaren verwendet wird, lediglich 0,5 US-Dollar in die Netzinfrastruktur. Für ein stabiles Netz sei ein gleichmäßiges Verhältnis notwendig, so die Autoren. Besonders wichtig seien Investitionen für sowohl kurzzeitige als auch langzeitige Energiespeicher sowie die Möglichkeit Energieträger schnell vom Netz zu nehmen.

Insgesamt wächst die globale Abhängigkeit der Energiewende vom Produktionsstandort China. Eine Vielzahl an Prozessen bei der Produktion von Windrädern als auch von Solarzellen findet dort statt. Daran soll sich bis 2030 prozentual nicht viel verändern.

Bei den Windkraftanlagen geht es besonders um magnetische Bauteile für die Windturbinen. Diese werden aus seltenen Erden hergestellt. Sowohl für den Abbau dieser Rohstoffe als auch für die Herstellung der Bauteile ist China Spitzenreiter. Auch in dieser Hinsicht erwarten die Autoren in den nächsten Jahren keine großen Veränderungen.

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