Politik

Inauguration in den USA: Eine Amtseinführung mit vielen Überraschungen | ABC-Z

Donald Trumps großer Tag ist gekommen. Wer wird ihn feiern, und wer schwänzt? Warum wird es keine Rede vor dem Kapitol geben? Und wer wird die Hymne singen? Ein Überblick

Donald Trumps erste Amtseinführung im Januar 2017
© Andrew Gombert/​imago images

Am 20. Januar wird Donald Trump beim sogenannten Inauguration
Day offiziell in das Amt des US-Präsidenten eingeführt – und zieht als erster verurteilter
Straftäter ins Weiße Haus
in Washington, D. C., ein. Die Amtseinführung wird in den USA
sehr pompös gefeiert – mit Militärparade, Bällen und Musikstars. Wie läuft
der „day one“ genau ab? Welche Gäste werden erwartet? Was sorgte schon im Vorfeld der Feierlichkeiten für Aufregung? Warum wird das Wetter zum Problem? Und wer wird diesmal die Hymne
singen? Ein Überblick zum Inauguration Day

Wie läuft die Inauguration ab?

Auf diesen Tag hat Donald Trump vier Jahre lang gewartet: Die Vereidigungszeremonie des neuen US-Präsidenten beginnt – nach einem Gottesdienst und traditionellem Teetrinken mit Joe Biden im Weißen Haus – mittags um 12
Uhr (18 Uhr deutscher Zeit). Allerdings: Wegen des eisigen Wetters wurde die Zeremonie in die Kuppelhalle des Kapitols in Washington, D. C., verlegt. Das war zuletzt bei Ronald Reagan 1985 der Fall. Wie bereits im Januar 2017 wird der Oberste Richter John Roberts zunächst den Vizepräsidenten J. D. Vance einschwören. Trump wird dann seinen Amtseid leisten und
eine Antrittsrede, die inaugural address, halten. 2017 schwor Trump dabei
auf zwei Bibeln
, die Bibel von Abraham Lincoln, auf die auch Barack Obama
geschworen hatte, und eine persönliche Bibel aus seiner Kindheit. In seiner
Rede rechnete er damals mit der Politik seines Vorgängers Obama ab

Damit beginnt offiziell Trumps
zweite Amtszeit als US-Präsident. Nach Unterzeichnungen von ersten Verordnungen im Kapitol und einer Abschiedszeremonie für
den scheidenden US-Präsidenten Joe Biden und Vize Kamala Harris wird es ein
Mittagessen geben. Die Militärparade in Richtung Weißes Haus wurde wegen des Wetters in eine Sportarena im Stadtzentrum verlegt, gab Trump bekannt. Dort können Besucher die Inauguration auch live verfolgen. Im
Anschluss wird der neue US-Präsident weitere erste offizielle Handlungen
im Weißen Haus vornehmen. Es ist davon auszugehen, dass er dann direkt einige Dekrete unterzeichnet. Am Abend finden
mehrere Bälle zur Amtseinführung statt. Auch dort werden mehrere Reden von Trump erwartet.

Wie viele Zuschauer werden erwartet?

Donald Trump und die Zahlen – ein Thema, das ihn sehr
beschäftigt. Nach seiner Amtseinführung im Jahr 2017 sagte er: „Das war
die größte Zahl von Zuschauern, die jemals eine Amtseinführung miterlebt
haben.“ Er wollte bis zu „anderthalb Millionen Menschen“ gesehen
haben. Luftaufnahmen zeigten jedoch weitaus weniger Zuschauer in Washington als
bei seinem Vorgänger Barack Obama vier Jahre zuvor. Die Behörden in Washington
geben grundsätzlich keine offiziellen Zahlen zu Teilnehmern heraus. 

Trumps
damaliger Sprecher Sean Spicer warf bei seiner ersten offiziellen
Pressekonferenz den Medien vor, absichtlich falsch berichtet zu haben – und
drohte mit Konsequenzen. Ein vom Weißen Haus beauftragter Fotograf räumte
Monate später ein, die offiziellen Bilder von der Zuschauermenge bei Trumps
Amtseinführung bearbeitet zu haben
, damit die Menge geschlossener und größer
wirkte als in der Realität. 

In diesem Jahr fällt die Inauguration mit dem
Martin-Luther-King-Tag zusammen. Damit findet die Amtseinführung an einem
nationalen Feiertag statt – zum ersten Mal seit 1997. Das hätte theoretisch dafür sorgen können,
dass mehr Zuschauer zum Kapitol kommen als bei Trumps erster Amtsübernahme vor
acht Jahren. Allerdings dürften die eisigen Temperaturen von minus zwölf Grad in Washington dafür sorgen, dass viele Menschen doch zu Hause bleiben. Vor allem, wenn er seine Rede nicht vor dem Kapitol hält, sondern für die Zuschauer nur auf Bildschirmen übertragen wird. Etwa 220.000 Zuschauertickets wurden ursprünglich für die Veranstaltung an der Westfassade des Kapitols verteilt. Trump hatte angekündigt, dass eine Sportarena im Stadtzentrum für Besucher geöffnet werde, um die Amtseinführung live per Übertragung zu verfolgen. Auch die traditionelle Parade werde dort stattfinden. Er selbst werde nach seiner Vereidigung auch vor Ort sein, schrieb Trump.

Wer wird singen?

Kamala Harris wurde im Wahlkampf von Superstars wie Taylor
Swift
oder Beyoncé unterstützt. Trump hatte dagegen schon beim ersten Wahlkampf
vor acht Jahren Probleme, weil Stars wie Rihanna, Adele oder Bruce Springsteen nicht
mit ihm in Verbindung gebracht werden wollten. Bei seiner ersten Amtseinführung
musste er daher auf nicht ganz so große Namen setzen. Die 16-jährige America’s-Got-Talent-Gewinnerin Jackie Evancho sang damals die Nationalhymne vor dem Kapitol. 

In diesem Jahr
wird die Hymne von Tenor Christopher
Macchio gesungen. Die Countrymusikerin Carrie Underwood (sie gewann 2005 die
vierte Staffel der Castingshow American Idol) wird am Kapitol das Lied America
the Beautiful
vortragen. Außerdem soll der Countrysänger Lee Greenwood seinen Song God Bless the USA, so etwas wie die inoffizielle Trump-Hymne, singen. Bei der Amtseinführung von US-Präsident Biden
2021 traten unter anderem Lady Gaga und Jennifer Lopez auf.

Rund um die Amtseinführung werden am Vorabend auch der US-Sänger und Trump-Fan Kid Rock und die Discoband Village People auf Veranstaltungen in Washington auftreten. Auch der US-Countrymusiker Billy Ray Cyrus ist musikalisch involviert.

Werden die US-Flaggen auf halbmast wehen?

Eigentlich hätten am Tag der Amtseinführung die US-Flaggen
am Kapitol auf halbmast wehen sollen – eine Anordnung von Biden zu
Ehren des am 29. Dezember verstorbenen Ex-Präsidenten Jimmy Carter. Laut einer
Regelung werden US-Flaggen an US-Einrichtungen im In- und Ausland 30 Tage lang auf halbmast gesetzt, wenn
ein früherer Präsident stirbt. 

Trump kann dagegen eigentlich nichts unternehmen,
solange er nicht im Amt ist. Er beschwerte sich aber auf X und schrieb: „Mal
abwarten, was passiert.“ Nun teilte der republikanische Sprecher des
Repräsentantenhauses, Mike Johnson, vor einigen Tagen mit, dass die Fahnen während der
Feierlichkeiten doch vorübergehend voll gehisst sein würden. Erst am Tag danach
würden sie dann wieder auf halbmast gesetzt.

Warum spenden Firmen wie Amazon und Meta für Trumps Amtseinführung?

170 Millionen Dollar! So lautet die Rekordsumme, die für Trumps großen Tag gespendet wurde – vor allem von Hightech-Unternehmen, aber auch von Autobauern. Amazon hatte eine Spende in Höhe von einer Million US-Dollar an
den Fonds für die Amtseinführung angekündigt. Auch Meta wollte eine
Million US-Dollar spenden. Eine ebenso hohe Summe versprach der Chef von
OpenAI, Sam Altman, und auch Apple-Chef Tim Cook steht auf der Liste der großzügigen Spender.
Damit könnten die großen Technologieunternehmen versuchen, ihre Beziehung
zu dem ehemaligen und künftigen Präsidenten zu verbessern. 

Zwischen Amazon-Gründer
Jeff Bezos und Trump hatte es in seiner ersten Amtszeit Unstimmigkeiten
gegeben, Trump wetterte unter anderem gegen die politische Berichterstattung
der Washington Post, die Bezos gehört. Zuletzt klang Bezos
versöhnlicher, verhinderte gar, dass seine Zeitung eine Wahlempfehlung für Kamala Harris druckte. Auch Firmen wie American Airlines, Uber, Boeing, Ford oder die US-Tochter
des südkoreanischen Autoherstellers Hyundai spenden Millionenbeiträge.

Dass Unternehmen einen großen Teil der
Spenden bei Amtseinführungen beisteuern, hat Tradition. Nur 2009 gab es eine Ausnahme: Da weigerte sich Barack Obama, Spenden von
Unternehmen anzunehmen. Bei seiner zweiten Amtseinführung im Jahr 2013 war das dann jedoch nicht mehr der Fall. 

Welche Staats- und Ehrengäste werden erwartet?

Trump hatte Bidens Amtseinführung vor vier Jahren – wenige Tage nach dem Sturm auf das Kapitol – geschwänzt. Wieder einmal ein Bruch mit der Tradition, denn eigentlich nehmen alle noch lebenden Ex-Präsidenten daran teil. George W. Bush, Bill Clinton und Barack Obama haben sich
in diesem Jahr angekündigt – sollen jedoch das gemeinsame Mittagessen trotz Einladung abgesagt haben. Die frühere First Lady Michelle Obama wird gar nicht kommen, das teilte ihr Büro mit. Auch Hillary Clinton wird durch Abwesenheit glänzen. Joe Biden und seine Vize Kamala Harris werden die Feierlichkeiten auf der Tribüne des Kapitols durchziehen.

Ausländische
Staats- und Regierungschefs wohnen der Amtseinführung aus
Sicherheitsgründen für gewöhnlich nicht bei. Trump hat sich nicht daran gehalten und dennoch ein paar
Einladungen verschickt. Chinas Präsident Xi Jinping soll eine erhalten haben. Xi wird aber einen hochrangigen Gesandten nach Washington
schicken. Ungarns Premierminister Viktor Orbán hat wegen anderer
Verpflichtungen abgesagt. Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wird teilnehmen. Der
britische Rechtspopulist und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage sowie der
brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro wurden ebenfalls von Trump
eingeladen. Bolsonaro wurde allerdings wegen zahlreicher Ermittlungen der Pass
entzogen und dürfte daher zu Hause bleiben. Sicher ist bislang, dass Argentiniens ultraliberaler Staatschef
Javier Milei nach Washington kommt. Milei pflegt ein gutes Verhältnis zu Trump und strebt ein Freihandelsabkommen mit den USA an. 

Die Bundesrepublik wird von Deutschlands
Botschafter, Andreas Michaelis, in Washington vertreten – so ist es protokollarisch
üblich. Aber auch AfD-Chef Tino Chrupalla und Fraktionsvize Beatrix von Storch reisen „auf Einladung“ nach Washington, wie sie mitteilten. Der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jürgen
Hardt, sagte ebenfalls, dass er eine offizielle Einladung erhalten habe und in die USA fliegen werde.

US-Medien zufolge wird auch Shou Chew, der Chef der umstrittenen Videoplattform TikTok, als Ehrengast anwesend sein. Laut New York Times und Washington Post werde er mit anderen
prominenten Gästen neben Vertrauten Trumps sitzen – darunter die drei Techmilliardäre Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg.

Wie sehen die Sicherheitsvorkehrungen aus?

Nur wenige Wochen nach dem Anschlag von New Orleans und nach zwei versuchten Anschlägen auf Trump
im Wahlkampf gelten bei dieser Amtseinführung strengere Sicherheitsvorkehrungen. Der Secret Service begründet die Maßnahmen mit einem „bedrohlicheren
Umfeld“. Etwa 25.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz, 48 Kilometer Absperrungen
werden aufgestellt.

Die Behörden rechnen damit, dass die Demonstrationen gegen Trump
deutlich kleiner ausfallen werden als bei der ersten Amtseinführung,
als Hunderttausende gegen den neuen Präsidenten protestierten.

Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AP

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"