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In sechs Stunden rauchfrei?: Wie Nichtraucher-Kurse nach Allen-Carr-Methode funktionieren und welche Kassen zahlen | ABC-Z


In sechs Stunden rauchfrei?

Wie Nichtraucher-Kurse nach Allen-Carr-Methode funktionieren und welche Kassen zahlen

Wer sich 2025 das Rauchen abgewöhnen wollte, hat vielleicht schon wieder aufgegeben. Zertifizierte Nichtraucher-Kurse können helfen, dauerhaft rauchfrei zu bleiben und werden von einigen Krankenkassen komplett bezahlt. Die „Allen-Carr-Methode“ ist offenbar besonders erfolgreich.

Gute Gründe, sich vom Qualmen zu verabschieden, gibt es viele. Methoden zur Rauchentwöhnung ebenso, wie in Büchern wie „Rauchfrei in 30 Tagen“ oder „Endlich Nichtraucher“ zu lesen ist. Manche setzen auf Abschreckung, andere auf Ersatzmittel wie Nikotin-Pflaster oder -Kaugummis. Das Rauchen zu lassen, finde aber zu 95 Prozent im Kopf statt, sagt Erich Kellermann, Geschäftsführer der deutschen Allen-Carr-Seminare.

„Das Wichtigste ist, dass man sich beim Aufhören freut“, sagt Kellermann. Also alles eine Einstellungssache und keine körperliche Abhängigkeit? Der Engländer Allen Carr selbst, der 2006 starb, hat dazu gesagt: „Das Hauptproblem bei der Raucherentwöhnung ist nicht die chemische Abhängigkeit von Nikotin. Das ist leicht zu verkraften. Es ist der Irrglaube, dass die Zigarette Freude bereitet.“

Seinen Welt-Bestseller „Endlich Nichtraucher“ kennt vermutlich jeder Raucher, zumindest vom Titel her. Sogar noch vor dem Buch hat Carr seinen Rauchentwöhnungskurs herausgebracht. Weltweit wird die „Easyway“-Methode mittlerweile in 50 Ländern angeboten. Laut einer Studie der Medizinischen Universität Wien erreicht keine andere Rauchentwöhnungs-Methode die Erfolgsquote des Allen-Carr-Prinzips. Die Kurse haben demnach nach 12 Monaten noch eine Nichtraucher-Erfolgsquote von 53,3 Prozent.

Trainer der „Easyway“-Methode müssen zwei Voraussetzungen erfüllen

Über 1000 Seminare hat Geschäftsführer Kellermann bereits mit der „Easyway“-Methode gegeben. Wer in seinem Team Gruppenseminare in Präsenz oder Online geben will, muss zwei Grundvoraussetzungen erfüllen: Jeder Trainer muss selbst mal geraucht haben.

Und er muss durch ein „Easyway“-Seminar aufgehört haben zu rauchen. Also am eigenen Leib erfahren haben, was es bedeutet. Authentizität sei wichtig, so Kellermann. Die Raucher in den Kursen könnten andernfalls sagen: „Sie haben keine Ahnung, wie es mir geht.“

„Es gibt keinen Grund!“ – So funktioniert die „Allen-Carr-Methode“

An nur einem Tag, in sechs Stunden, soll die „Allen-Carr-Methode“ vom Rauchen befreien. Erich Kellermann demonstriert im Interview die Methode, die den Kopf auf „rauchfrei“ umprogrammieren soll. Mit Fragen wie

  • Was hat Ihnen körperlich wehgetan vom Nikotinentzug?
  • Gibt es vom Kopf her einen wirklichen Grund, der für das Rauchen spricht?
  • Würden Sie es Kindern empfehlen?

bringt er Raucher dazu, „sich selber die Wahrheit zu sagen“. In den allermeisten Fällen in 20 Jahren Seminartätigkeit hätten die Teilnehmer zu den körperlichen Symptomen gesagt: Da war nichts. Das führe zu der Erkenntnis, dass der Entzug nicht das Problem darstelle. Körperlich gebe es keinen Grund und auch vom Kopf her keinen. „Warum tun Sie es dann noch?“, fragt er dann die Seminargruppe. Der Effekt des Kurses ist laut Kellermann: „Man sieht es danach anders“. Und das Wichtigste sei, dass man sich beim Aufhören freue, „dass das Ganze vorbei ist“.

Nikotinkaugummis als Rauch-Ersatz? „Nein, bäh!“

Was viele Raucher kennen: Das Dranbleiben am Aufhören ist oft das Problem. „Das berühmte kleine Ja, aber“ nennt Erich Kellermann das. Dann kämen oft mit Rauchen verknüpfte Situationen wie Stress, Pause, Kaffee. Diese Konditionen will er im Seminar auflösen und „beweisen, dass sie Täuschungen sind“.

Gelingt dies, muss auch kein Ersatz fürs Rauchen her, sagt Kellermann. Kein Essen, kein Spray oder Pflaster. Und was er von Nikotin-Kaugummis hält, macht er auch deutlich: „Bäh, nein, auf keinen Fall!“

Rauchfrei-Kurse: Was zahlt die Krankenkasse?

Immerhin noch 16,2 Millionen Raucher gibt es in Deutschland laut Statistik-Portal Statista. Für die Krankenkassen ist es finanziell lohnend, hier vorbeugend zu investieren – bleiben so doch teurere Behandlungen von Folgeerkrankungen erspart. Ein Tagesseminar nach Allen Carr kostet etwa 290 Euro. Die Kassen zahlen für eine Rauchfrei-Methode, wenn diese von der zentralen Prüfstelle für Prävention zertifiziert ist. Das ist bei den Allen- Carr-Seminaren seit über 20 Jahren der Fall, so Kellermann. Auch die Trainer seien geprüft und entweder Ärzte, Psychologe oder Pädagogen. Nahezu alle gesetzlichen und die meisten privaten Krankenkassen bezuschussen den Kurs oder übernehmen ihn ganz – bis zu zweimal im Jahr, Rückfallquote eingeplant.

Große Kassen mit hohen Mitgliederzahlen wie die Techniker (11.829.052 Versicherte), Barmer (8.497.027 Versicherte) oder DAK (5.484.170 Versicherte) bieten oft eigene Rauchfrei-Kurse im Haus an, teilweise auch online. Kleinere Kassen übernehmen eingereichte Kurskosten anteilig oder komplett – bis zu zweimal im Jahr. Spitzenreiter ist hierbei die Mobil Krankenkasse (951.376 Mitglieder) mit einem Gesundheitsbudget von 1200 Euro jährlich für zwei Präventionskurse. Die BKK Wirtschaft und Finanzen (33.115 Mitglieder) zahlt bis zu 600 Euro für jährlich zwei Präventionskurse, auf Platz drei liegt die Bergische Krankenkasse (76.243 Mitglieder) mit 560 Euro für zwei Kurse im Jahr.

Auch private Krankenkassen bezuschussen meist Präventionskurse wie die Rauchentwöhnung. Je nach gewähltem Tarif variieren aber die konkreten Leistungen.

Rauchfrei durch Allen Carr: „Wirkmechanismen unklar“

Kellermann kann den Erfolg seiner Seminare überzeugend darstellen und berichtet aus jahrelanger Erfahrung. Aber wie nachweislich wirkt das „Easyway“-Prinzip?

Aus dem „Newsletter Tabakentwöhnung“ des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg geht hervor, dass die Methode als wirksam gilt. Die der „AC Methode“ zugrundeliegenden Wirkmechanismen seien aber nach wie vor unklar. Eine Verhaltensänderung aufgrund negativer Erwartung an das Rauchen sei denkbar. Und auch die „große Identifikation mit der Kursleitung“, da diese selbst mit der „AC Methode“ aufgehört habe.

Allen Carr ist an Lungenkrebs gestorben

Auch das gehört zur Geschichte dazu: Allen Carr ist 2006 an Lungenkrebs gestorben. Er hat bis zu 100 Zigaretten am Tag geraucht, bevor er 23 Jahre vor seinem Tod zum Nichtraucher wurde. Nach seiner Lungenkrebs-Diagnose gab es die Vermutung, dass er die Krankheit durch passives Rauchen in seinen Rauchentwöhnungskursen bekommen hat.

„Wenn man davon ausgeht, dass ich mindestens zehn Millionen Raucher von ihrer Sucht geheilt habe, dann ist dies wohl ein Preis, den zu zahlen sich gelohnt hat“, sagt Carr dazu. Und: „Als ich meine letzte Zigarette rauchte, begann für mich die glücklichste Zeit meines Lebens.“

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