Putin mit Attacke auf den ESC: Russland will eigenen Wettbewerb | ABC-Z

Berlin. Wegen des Angriffs auf die Ukraine wurde Russland vom ESC ausgeschlossen. Nun will Putin einen eigenen Schlager-Wettbewerb austragen.
Der ESC ist eine ausdrücklich unpolitische Veranstaltung. Eigentlich. Denn trotz aller Beteuerungen, spielt das Weltgeschehen bei der Musikshow doch immer wieder eine Rolle – etwa im vergangenen Jahr, als Israels ESC-Teilnehmerin wegen des Vorgehens ihres Heimatlandes im Gazastreifen öffentlich angefeindet und ausgebuht wurde. Zwei Jahre zuvor setzte die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den Wettbewerb organisiert, selbst ein politisches Statement: Nach Russlands Angriff auf die Ukraine schloss sie das Land von Machthaber Wladimir Putin vom ESC aus.
Doch der Kreml-Chef scheint nicht auf das Event verzichten zu können. Denn nun ordnete er an, in Russland einen eigenen internationalen Schlagerwettbewerb aufzubauen – als Konkurrenz zum Eurovision Song Contest. Dass eine Anlehnung an den ESC ausdrücklich gewünscht ist, ist unverkennbar: Moskau nennt seine eigene Produktion „Intervision“.
Putin ordnet per Dekret ESC-Konkurrenz an
Angeordnet wurde die Austragung des Wettbewerbs in einem Dekret. Darin schreibt Putin: „Für die weitere Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Kultur und Humanitäres ordne ich an, in Moskau und dem Moskauer Gebiet 2025 einen internationalen Musikwettbewerb ‚Intervision‘ abzuhalten.“ Die hohe politische Bedeutung des Projekts wird bereits an den ersten Ernennungen in dem Zusammenhang deutlich: Vizeregierungschef Dmitri Tschernyschenko wird Leiter des Organisationskomitees. Den Vorsitz des Aufsichtsrats beim Wettbewerb übernimmt der einflussreiche Vizechef der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko.
In Russland erfreute sich der ESC lange Zeit einer großen Beliebtheit bei den Zuschauern. 2008 konnte das Land den Song Contest sogar gewinnen – der Sänger Dima Bilan, der inzwischen selbst politisch aktiv ist und Wladimir Putin unterstützt, holte damals mit „Believe“ den Sieg. Daneben gelangen noch je vier zweite und dritte Plätze. Umso schmerzhafter war für viele Russen der Ausschluss 2022.
Pläne für russische ESC-Alternative bereits seit 2023
Den Vorschlag zu einem Konkurrenzwettbewerb machte das russische Kulturministerium schon 2023. Laut Putins Kulturberater Michail Schwydkoi sollen bei der Premiere im Herbst 2025 rund 20 Länder teilnehmen. Thematisiert wurde der Wettbewerb auch bei den politischen Gesprächen zwischen Moskau und Peking. Wie Putin im vergangenen Jahr mitteilte, unterstützten die „chinesischen Freunde“ Russlands Idee der Gründung eines Gesangswettstreits.
mit dpa