“In Geld gegossenes Scheitern”: Probleme bei der Digitalisierung der Bundeswehr schlimmer? | ABC-Z

“In Geld gegossenes Scheitern”
Probleme bei der Digitalisierung der Bundeswehr schlimmer?
26.10.2025, 02:50 Uhr
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Die digitale Kommunikation ist für die Landstreitkräfte der Bundeswehr überlebenswichtig. Zweifel, ob die neue Funkausrüstung im Plan liegt, wies das Verteidigungsministerium lange zurück. Interne Unterlagen sollen nun zeigen, dass die Probleme noch gravierender sein könnten als befürchtet.
Nach einem erfolglosen Test stellen sich weitere Fragen zum neuen Funksystem der Bundeswehr. Die Probleme bei der Digitalisierung sind möglicherweise größer, als es das Verteidigungsministerium bisher einräumt, berichtete die “Welt am Sonntag”. So könnten sich die anhaltenden Probleme bei der Digitalisierung der Landstreitkräfte negativ auf die Einsatzbereitschaft auswirken. Mit einer nun vorgesehenen Lösung aus “vorübergehend gleichermaßen digitalisierten wie noch analogen” Geräten bleibe man zwar “militärisch handlungsfähig”, heißt es, müsse allerdings eine “temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft hinnehmen”, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Dokumente aus dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr.
Das von dem SPD-Politiker Boris Pistorius geführte Ministerium hatte, auf Berichte über Probleme mit den neuen abhörsicheren Funkgeräten angesprochen, zuletzt mehrfach erklärt, das Vorhaben liege im Zeitplan.
Außerdem wird das Gesamtsystem den Recherchen zufolge auch nach einem weiteren, für November anberaumten Test nur “für Ausbildung und Übung” einsetzbar sein, ist aber nicht gefechtstauglich. Laut der als Verschlusssache gezeichneten Papiere gab es demnach bereits vor einem gescheiterten Test im Mai dieses Jahres Warnungen, dass die von einer Arbeitsgemeinschaft von Herstellern gelieferte Software weniger könne als verlangt.
Bei der Digitalisierung landbasierter Operationen – auch als D-LBO abgekürzt – geht es darum, den einzelnen Schützen, Fahrzeugsysteme und Führungsfahrzeuge bis hin zum verlegefähigen Gefechtsstand über abgesicherte Funkverbindungen – Daten und Sprache – zu vernetzen. In einem Gefecht ist dies vor allem für den vorderen Bereich der Truppe zentral.
Division ist der Nato bis Ende 2027 versprochen
Noch im September hatte ein Pistorius-Sprecher erklärt, die Digitalisierung landbasierter Operationen liege “im Plan”. Es werde weiterhin davon ausgegangen, dass die sogenannte Division 2025 bis zum Ende des Jahres 2027 mit der neuen Technik eingerüstet sein werde. Deutschland hatte der Nato eine gefechtsbereite Brigade bis 2025 versprochen. Dafür wurde die 10. Panzerdivision umgegliedert.
“Natürlich gibt es bei diesen Projektuntersuchungen, bei diesen Tests auch mal Punkte, die noch nicht funktionieren. Das ist total normal”, sagte der Sprecher Anfang September. Es sei mit Blick auf die künftige Anwendung kein Problem. “Die Platine bestimmt nicht die Leistungsfähigkeit, sondern die Software, die drauf ist”, sagte er. Ende September räumte das Ministerium dann erstmals Probleme ein, von denen der Minister bislang nichts gewusst habe. “In dieser Woche wurde Minister Pistorius erstmals über mögliche Probleme informiert, die zu Verzögerungen führen könnten”, sagte ein Sprecher dem “Spiegel”.
Im Sondervermögen für die Bundeswehr sind mehr als 20 Milliarden Euro für Führungsfähigkeit und Digitalisierung vorgesehen. Ein Insider sagte der “Welt am Sonntag” dazu, die Zeitenwende mit ihren unbegrenzten Finanzmitteln werde für die Aufrüstung der Bundeswehr ein klares Ergebnis produzieren: “In Geld gegossenes Scheitern.”





















