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In den USA auf schwarzer Liste: Chinas Videospielgigant Tencent soll für das Militär spionieren | ABC-Z


In den USA auf schwarzer Liste

Chinas Videospielgigant Tencent soll für das Militär spionieren

Die Verzahnung von Forschung, Wirtschaft und Militär soll in China ganz eng sein. Für die USA zu eng. Ein entsprechendes Gesetz stuft zahlreiche Firmen in Fernost als Militärunternehmen ein. Der Gamingbranche könnte dadurch ein TikTok-Szenario drohen.

“League of Legends”, “Fortnite” oder “Call of Duty” zählen zu den populärsten Spielen der Welt. Auch wenn deren Entwickler ihren Sitz in den USA haben, gehören die Studios komplett oder teilweise Tencent – dem größten Publisher überhaupt. Der chinesische Spielegigant hat aber ein Problem: Er steht jetzt beim US-Verteidigungsministerium auf der Liste von Unternehmen, die für das chinesische Militär arbeiten. Die Maßnahme der USA ist zum einen das nächste Kapitel im Technologiestreit zwischen den Supermächten, zum anderen könnte sie aber weitreichende Folgen haben.

Die Blacklist der chinesischen Militärunternehmen geht auf eine von Trump Ende 2020 unterzeichnete Anordnung zurück, die amerikanische Investitionen in chinesische Firmen, die dem Militär gehören oder von ihm kontrolliert werden, ausschließt. Wer auf der Liste steht, hat es also schwerer, auf dem US-Markt zu agieren.

Das US-Verteidigungsministerium bezeichnet die Liste als eine Möglichkeit, Chinas “militärisch-zivile Fusionsstrategie” aufzuzeigen und ihr entgegenzuwirken. Pekings Vorgehen soll die Modernisierungsbemühungen des chinesischen Militärs unterstützen. Dabei sind aber nach US-Angaben viele militärische Forschungsprogramme als zivile Einrichtungen getarnt.

Im Fall von Tencent soll es darum gehen, dass das Unternehmen über Spiele Daten ermittelt und an das Militär weitergibt. Das Unternehmen streitet das entschieden ab. “Da es sich bei dem Unternehmen weder um ein chinesisches Militärunternehmen noch um einen militärisch-zivilen Fusionspartner für die chinesische Verteidigungsindustrie handelt, ist die Aufnahme in die Liste ein Missverständnis”, teilte das chinesische Unternehmen mit. Einen Tag später folgte bereits die Drohung, man werde rechtliche Schritte einleiten, sollte dieses Missverständnis nicht behoben werden.

Ringen um internationale Technologien

Die Rivalität zwischen Washington und Peking im Ringen um Technologien und deren Austausch spitzt sich im Vorfeld des Amtsantritts des gewählten US-Präsidenten Donald Trump damit weiter zu. Letzte Woche hatte Peking den Export essenzieller Mineralien wie Gallium und Germanium, die für die Chipproduktion unerlässlich sind, in die USA untersagt.

Im Dezember verhängte die scheidende Biden-Administration neue Exportkontrollen für in den USA hergestellte Halbleiter, von denen Washington befürchtet, dass Peking sie für die Herstellung der nächsten Generation von Waffen und Systemen der künstlichen Intelligenz (KI) verwenden könnte.

Und nun sind es die Videospiele und deren Hersteller. Die USA wissen um den Einfluss der chinesischen Regierung auf den heimischen Videospielsektor. Peking hatte lange ein sehr wachsames Auge auf die Gamingbranche. Zu mächtig ist der globale Marktführer Tencent geworden, mit einer Marktkapitalisierung von mittlerweile mehr als 410 Milliarden Euro (Januar 2025). Es wurden Restriktionen für Spieler und noch schärfere Regularien für das Zocken von Online-Games angekündigt, dann aber Anfang 2024 klammheimlich wieder abgeräumt. Wirtschaftlich schickte jede Ankündigung die Aktien der chinesischen Spieleentwickler auf eine Talfahrt.

TikTok-Szenario in der Gamingbranche?

Tencent Holdings
Tencent Holdings 46,75

Einige wichtige Regeln kamen dann doch: Wer als ausländischer Entwickler ein Spiel auf dem chinesischen Markt rausbringen will, der muss einen Deal mit einem chinesischen Publisher eingehen. Tencent bietet sich als Marktführer natürlich an. Anteile an den ausländischen Entwicklern zu halten, erleichtert da die Kooperation. Und daran mangelt es nicht. “League of Legends”-Entwickler Riot Games gehört Tencent zu 100 Prozent, bei Epic Games (“Fortnite”) sind es 30 Prozent. Auch an großen Entwicklern wie Larian Studios, FromSoftware, Activision Blizzard oder Ubisoft ist Tencent beteiligt. Es ist schwer, auf dem Videospielmarkt etwas zu finden, in dem der Gigant nicht seine Finger hat.

Bei so viel Marktmacht wirft das die Frage auf, ob die US-Regierung künftig ähnlich wie bei TikTok-Entwickler Bytedance die Daumenschrauben anzieht und jeglichen chinesischen Einfluss auch aus Videospielen verbannen möchte. Der Vorwurf, Daten von Nutzern an die chinesische Regierung weiterzugeben, ist schließlich der gleiche. Die Anordnung zum “Schutz der sensiblen Daten der Amerikaner vor ausländischen Angreifern” fokussiert sich zwar auf Social-Media-Plattformen, Videospiele wie “League of Legends” tragen aber zahlreiche dieser Elemente in sich, wie beispielsweise der Chat- und Nachrichtenfunktionen zwischen Spielern. Trump könnte Videospiele also auch unter die Anordnung fallen lassen. Es würden Ultimaten für den Verkauf der Entwickler folgen und damit auch Arbeitsplätze in Gefahr geraten.

Aber vielleicht löst sich das “Missverständnis” noch anders auf. Das Verteidigungsministerium wies in der Eintragung im Bundesregister darauf hin, dass die in der Blacklist aufgeführten Unternehmen das Recht haben, eine Überprüfung zu beantragen. Offiziell angeschoben hat das Tencent aber bislang nicht.

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