Im wichtigsten Galopprennen Europas dürfen keine Wallache starten | ABC-Z

„Rebel’s Romance ist ein Rockstar“: Für Charlie Appleby gibt es keine Zweifel, was für ein außergewöhnliches Rennpferd er im englischen Newmarket trainiert, doch zur größten Bühne im europäischen Galoppsport hat das Pferd keinen Zutritt. Der siebenjährige Vollblüter ist ein Wallach und damit im wichtigsten Rennen Europas, dem Prix de l’Arc de Triomphe, nicht zugelassen. In dem Pariser Millionenrennen Anfang Oktober dürfen nur dreijährige und ältere Hengste und Stuten laufen – eine Einschränkung, die mehr und mehr umstritten ist.
Rebel’s Romance, im Eigentum von Dubais Herrscher Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktum, musste früh in seiner Karriere verletzungsbedingt pausieren und wurde kastriert. Das geschieht, um die Pferde ruhiger und sicherer zu machen. Ein Ziel des Galoppsports weltweit ist es, die Besten für die Vollblutzucht durch ihre Rennleistung herauszufinden. Zum Deckhengst schafft es nur ein ganz geringer Prozentsatz eines jeden Jahrgangs.
Rebel’s Romance wäre gut genug für einen Start beim Arc. Am vergangenen Sonntag gewann er den Großen Preis von Berlin. Es war bereits sein achter Sieg bei einem Gruppe-I-Rennen. Bei 28 Starts passierte er 19-mal als Erster den Zielpfosten, sein gesamtes Preisgeld liegt inzwischen bei mehr als zwölf Millionen Euro. „Es ist ein Gefühl der Ekstase, ein solches Pferd reiten zu dürfen“, sagte der 19 Jahre alte Nachwuchsreiter Billy Loughnane, der Rebel’s Romance in Hoppegarten zum Sieg ritt – der erste Erfolg auf höchstem Niveau für den Jockey, den britische Medien aufgrund seiner Kaltschnäuzigkeit im Sattel „Billy the Kid“ nennen.
Im besten Rennen sollten die besten Pferde starten
Die Regel trifft in diesem Jahr auch andere schnelle Wallache. Ende Juli gewann der vierjährige Calandagan die King George & Queen Elizabeth Stakes in Ascot. 2024 war dort Goliath erfolgreich, ebenfalls von Francis-Henri Graffard in Frankreich trainiert, ebenfalls ein Wallach, der zu den Besten über die klassische Grand-Prix-Distanz von 2400 Metern gehört. Das britische Fachmagazin Timeform kritisiert ihren Ausschluss: „Es gibt keinen Hinweis, dass dadurch die Fluttore für Pferde geöffnet würden, die keine Zukunft im Gestüt haben.“ Im besten Rennen des Jahres sollten die besten Pferde starten. Der Trainer Sir Marc Prescott, der den Arc vor drei Jahren mit der Stute Alpinista gewonnen hat, sagt: „Der Purist in mir würde sagen, es dürfen nur Hengste und Stuten mitmachen, der Praktiker sagt, lasst die Wallache dabei sein.“
Zumal im Prix de l’Arc de Triomphe immer wieder Stuten ausgesprochen erfolgreich sind: Im Vorjahr siegte die vierjährige Bluestocking, 2011 die in Deutschland von Peter Schiergen trainierte dreijährige Danedream. In diesem Zeitraum gewannen neunmal Stuten und nur fünfmal Hengste – darunter 2021 der vierjährige Torquator Tasso, vorbereitet von Marcel Weiß in Mülheim an der Ruhr, zum 100. Jubiläum des Rennens.
Hohe Erfolgsquote der Stuten
Die hohe Erfolgsquote der Stuten führt zu weiteren Diskussionen: Sollen Stuten weniger Gewicht tragen dürfen? Hengste sind aufgrund ihrer Biologie – Muskeln, Herz, Knochen – generell etwas schneller als Stuten. Der internationale Galoppsport trägt dem Rechnung, indem Stuten in gemischten Rennen meist zwei Kilogramm weniger schleppen müssen als die Hengste und Wallache.
An der Stuten-Erleichterung wird sich wohl kaum etwas ändern, das Thema Wallache brodelt dagegen: Der französische Dachverband will den Arc „zum besten Rennen der Welt“ machen. Die Börse von fünf Millionen Preisgeld stimmt, das Ranking nicht. Im Vorjahr landete der Arc auf Platz sieben weltweit – gemessen an der individuellen Klasse der vier Erstplatzierten in dem Rennen. Rebel’s Romance hätte da gutgetan.