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Deutschland bei der Basketball-EM: Der ein oder andere Adrenalinschub fehlt – Sport | ABC-Z

Wenn sich Goldjungen zu einer wahrlich goldenen Generation schmieden wollen, braucht es mehr als nur eine Goldmedaille. Der beste deutsche Spieler bei der Basketball-Weltmeisterschaft 2023 hat deshalb keinen Hehl daraus gemacht, worum seine Gedanken kreisen in diesen Tagen. „Ich fahre nicht zur EM, um nicht Gold zu holen“, hatte Dennis Schröder vor der Abreise nach Tampere in Finnland gesagt. Analog dazu könnte man nun sagen: Im Auftaktspiel gegen Montenegro ist die deutsche Nationalmannschaft sicherlich auch nicht angetreten, um nicht zu gewinnen. Als weiterhin aktueller Weltmeister.

Schröder war wie Franz Wagner ansatzlos im Spiel bei dieser EM, der Rest brauchte am Mittwoch eine Halbzeit länger gegen einen überdies auch noch arg dezimierten Außenseiter. Dass zum Schluss ein deutliches 106:76 stehen würde, zeichnete sich erst im dritten Viertel ab. „Es war klar, dass es im ersten Spiel immer ein bisschen langsam losgeht“, sagte Co-Trainer Alan Ibrahimagic, „dann haben wir den zweiten oder den sechsten Gang gefunden und das Spiel auf unser Tempo gehoben.“ Bundestrainer Alex Mumbru musste das erste Spiel wegen eines schweren Infekts von einem finnischen Krankenhausbett aus verfolgen. Wann er wieder an der Seitenlinie stehen kann, ist unklar.

„Wir haben ein bisschen statisch gespielt“, sagte Schröder, als er die erste Halbzeit analysierte. Womöglich lag das nicht so sehr am Gegner, sondern auch daran, dass nach erfolgreichen Testspielen in vollen heimischen Arenen das Turnier in einer nicht einmal zur Hälfte besetzten Halle begann. Dabei fing es so fulminant wie erwartbar an: Franz Wagner erzielte nach nur vier Sekunden die ersten beiden EM-Punkte.

Ein erstes Zeichen, dass die Mannschaft jetzt auch kollektiv bei der EM angekommen ist, folgte nach dem Seitenwechsel

Wagner spielte sich dann im Wortsinn im Alleingang durch die gegnerische Abwehr (am Ende 22 Punkte), Schröder (21 Punkte) ließ sie mit seinen unnachahmlichen Antritten immer wieder ins Leere laufen. Das Spieltempo, das Mumbru in den vergangenen Monaten einüben ließ, kam gelegentlich zur Geltung. Doch die Dreierquote ließ zunächst zu wünschen übrig, vor allem in Sachen Abwehrarbeit schien der eine oder andere Adrenalinschub zu fehlen. So konnte sich Deutschland lange nicht entscheidend absetzen, zur Pause führte der Favorit nur 46:43.

„In der Halbzeit haben wir gesprochen, dass wir jetzt den Ton setzen müssen“, berichtete Schröder, und das gelang auch. Ein erstes Zeichen, dass die Mannschaft jetzt auch kollektiv bei der EM angekommen ist, folgte gleich nach dem Seitenwechsel, als Deutschland so konsequent verteidigte, dass Montenegro nach den vorgeschriebenen 24 Sekunden nicht zum Abschluss kam. Und dann kam auch der Dreier-Spezialist Andreas Obst bei der EM an und schraubte in kürzester Zeit seine Distanzwurf-Quote in die Höhe.

Die einzige nachhaltig schlechte Nachricht für das Team nach dem Auftakt: In Spielminute 34 humpelte Isaac Bonga mit einer Knieverletzung in die Kabine. Sollte er länger ausfallen, bekommt die Nationalmannschaft ohne namhafte Center wie den aktuellen NBA-Champion Isaiah Hartenstein ein zunehmendes Problem auf den sogenannten großen Positionen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in Tampere die EM noch gar nicht so richtig beginnt. Hier spielt Deutschland eine Vorrunde, die keine größeren Probleme darstellen dürfte – vier von sechs Team erreichen die Finalrunde, die dann im lettischen Riga ausgespielt wird. Am Freitagmittag (12.30 Uhr) trifft Deutschland auf Schweden. Dann dürfte zumindest die Halle voller sein und Deutschland es leichter haben, früher in den Wettkampfmodus zu finden.

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