Ifo-Index legt unerwartet zu: “Wirtschaft konnte Sinkflug vorerst stoppen” | ABC-Z
Ifo-Index legt unerwartet zu
“Wirtschaft konnte Sinkflug vorerst stoppen”
25.10.2024, 11:42 Uhr
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Es herrscht wohl wieder so etwas wie Optimismus in den deutschen Chefetagen – zumindest ein bisschen und zumindest vorübergehend. Doch Experten dämpfen bereits zu große Hoffnungen. Ein durchgreifender Aufschwung sei nicht in Sicht. Und dann ist da weiter die unklare US-Wahl.
Lichtblick für die angeschlagene deutsche Wirtschaft: Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen hat sich im Oktober überraschend deutlich aufgehellt. “Die deutsche Wirtschaft konnte den Sinkflug vorerst stoppen”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Aufgehellt hat sich die Stimmung in der Industrie, bei den Dienstleistern und im Handel. In der kriselnden Baubranche ging es dagegen erneut bergab.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland stieg von 85,4 auf 86,5 Zähler, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Die Unternehmen beurteilten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden Monate optimistischer als zuletzt. Zuvor hatte es vier Rückgänge in Folge gegeben. Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 85,6 Zähler gerechnet.
Eine Trendwende zum Besseren sieht Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe noch nicht. “Dazu ist es noch zu früh”, sagte er. “Gewinnt Donald Trump die US-Wahl, kann es im November mit der Stimmungsaufhellung schon wieder vorbei sein.” 44 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland erwarten negative Auswirkungen für ihren Betrieb, sollte der Republikaner Trump statt der Demokratin Kamala Harris zum US-Präsidenten gewählt werden. Zudem bleibe der Auftragsmangel ein zentrales Problem, fügte Wohlrabe hinzu.
Auch Banken-Ökonomen warnen vor zu viel Optimismus. “Das Winterhalbjahr wird für die deutsche Wirtschaft schwierig”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die heutige Erholung beim Ifo-Geschäftsklima spreche aber zumindest gegen eine tiefe Rezession. “Das wahrscheinlichere Szenario bleibt eine Stagnation im Winterhalbjahr gefolgt von einer blutleeren Erholung ab dem Frühjahr”, sagte Krämer. “Mehr ist nicht drin, weil die Bundesregierung nicht entschieden gegen die jahrelange Erosion der Standortqualität vorgeht.”
Die Bundesbank geht nicht davon aus, dass sich Europas größte Volkswirtschaft am Jahresende aus der hartnäckigen Konjunkturflaute befreien kann. “Im vierten Quartal könnte die wirtschaftliche Aktivität aus heutiger Sicht in etwa stagnieren”, heißt es im aktuellen Monatsbericht. Im Sommerquartal sei das Bruttoinlandsprodukt wohl “erneut etwas zurückgegangen”, nachdem es bereits im Frühjahr um 0,1 Prozent geschrumpft war. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen.
“Auch wenn für die deutsche Wirtschaft derzeit weiterhin keine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, steckt sie doch nach wie vor in der seit Mitte 2022 anhaltenden Schwächephase fest”, so das Fazit der Bundesbank. Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Deutschland dieses Jahr nur noch eine Stagnation zu, 2025 dann ein Wachstum von 0,8 Prozent. Alle anderen großen Industrienationen schlagen sich demnach besser als Deutschland. Der IWF verwies auf die anhaltende Schwäche der Industrie und Probleme auf dem Immobilienmarkt.