Schweiz zittert sich gegen Finnland ins Viertelfinale der Frauen-EM | ABC-Z

Die Schweiz hat bei der Heim-EM mit etwas Glück den Sprung in die K.o.-Phase geschafft. Ein spätes Tor brachte am Donnerstagabend in Genf die Erlösung und sorgte für Trauer bei Finnland. Dabei wurde die eingewechselte Riola Xhemaili zur Heldin.
In einem über weite Strecken chancenarmen Spiel ging Finnland zunächst durch einen Elfmeter von Natalia Kuikka nach 78 Minuten in Führung. Die Schweiz rannte in der Schlussphase gegen das vorzeitige Turnier-Aus an, Xhemaili sorgte schließlich mit ihrem Treffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit für Jubel sowie Erleichterung bei den Eidgenossinnen und stürzte die Nordeuropäerinnen durch das späte 1:1 (0:0) ins Tal der Tränen.
Grenzenloser Jubel bei der Schweiz
Der Kontrast auf dem Rasen des Stade de Genève hätte nach dem Schlusspfiff nicht größer sein können. Auf der einen Seite bildeten die Schweizerinnen eine einzige Jubeltraube und begruben Matchwinnerin Xhemaili unter sich. Trainer-Ikone Pia Sundhage umarmte mit einem breiten Grinsen im Gesicht jedes einzelne Staff-Mitglied.
Smilla Vallotto konnte ihre Emotionen nach dem Spiel kaum in Worte fassen: “Das ist unglaublich. Dieses Spiel, dieser Tag – wir haben richtig gut gespielt. Riola hat das Tor geschossen, das war der Wahnsinn.” Dass die Partie vorher nicht immer im Interesse der Schweiz lief war ihr egal: “Darüber müssen wir jetzt nicht mehr reden. Wir stehen im Viertelfinale”, schrie sie ins Mikrofon des Schweizer Fernsehens.
Die finnischen Spielerinnen dagegen begruben ihre Gesichter in ihren Trikots und versuchten die Tränen zu verstecken. Einige weinten aufgrund der verpassten historischen Chance bitterlich.
Keine Experimente auf beiden Seiten
Dass das Spiel auf diese dramatische Art und Weise entschieden wird, hatte sich lange Zeit nicht angedeutet. Vor dem Spiel war die Ausganglage eindeutig: Finnland musste gewinnen, um sich den Traum von der ersten Teilnahme an der K.o.-Phase bei einer Europameisterschaft seit seiner EM-Premiere 2005 zu erfüllen. Den Gastgeberinnen dagegen reichte bereits ein Unentschieden. Es war also Spannung geboten.
Entsprechend gab es bei den Startformationen auch keine großen Überraschungen. Sowohl Sundhage als auch ihr Gegenüber Marko Saloranta setzten auf die gleichen elf Spielerinnen wie im zweiten Gruppenspiel.
Schweizerinnen mit der ersten Chance
Finnland versuchte zunächst das Spiel zu machen, die Schweiz stand kompakt und versuchte es mit Umschaltspiel und kam so durch einen am Ende nicht gut ausgespielten Konter erstmals in den Strafraum des Gegners (3.). Ein paar Minuten später zog Frankfurts Nadine Riesen zur Grundlinie. Ihr Rückpass landete bei Noelle Maritz, deren Schuss aber geblockt wurde.
Und auch die nächste Chancen hatte die Eidgenossinnen. Ein langer Freistoß landete bei Viola Calligaris, die am Fünfmeterraum freistehend zum Seitfallzieher ansetzte, aber den Ball nicht richtig traf (11.). Knapp hundert Sekunden später versuchte es Svenja Fölmli vom SC Freiburg mit einem Hackentrick, aber auch sie brachte das Spielgeräte nicht auf das Tor.
Svenja Fölmi im Duell mit Finnlands Emma Koivisto.
Finnland ohne Kreativität im Aufbauspiel
Die Schweiz war nun besser im Spiel, Finnland gelang es zu selten mal richtig Tempo aufzunehmen und lief meistens hinterher. Erst nach 22 Minuten konnten die Helmarit mal eine ihrer Stärken ausspielen. Nach einem Eckball stieg Oona Sevenius am hinteren Fünfereck hoch, ihr Kopfball wurde aber von einer Schweizerin geblockt.
Finnland wurde nun wieder aktiver ohne sich dabei aber große Chancen zu erarbeiten, weil die Nati defensiv weiterhin die Räume eng machte und immer noch einen Fuß dazwischen bekam. Und so war es wie schon gegen Norwegen, dass die finnische Auswahl trotz mehr Ballbesitz zu wenige Abschlüsse generierte.
Erst kurz vor der Pause wurde es noch einmal gefährlich. Wieder war es ein Standard für Finnland, diesmal war die Ex-Bremerin Livia Peng im Kasten der Schweiz hellwach und parierte gegen Eva Nyström klasse, der der Ball wenige Meter vor dem Tor auf den Fuß fiel.
Viel Stückwerk im Mittelfeld
Zur zweiten Halbzeit nahm Sundhage zwei Wechsel vor und brachte mit Ana-Maria Crnogorčević die Rekordnationalspielerin der Schweiz, was auch mit einer Systemumstellung einherging. Statt einer Fünferkette bildeten jetzt nur vier Spielerinnen den Defensivverbund. Damit sollte etwas mehr Offensivdrang erzeugt werden.
Doch wie schon im ersten Durchgang blieben viele Aktionen Stückwerk, die meisten Duelle spielten sich rund um die Mittellinie ab, seltene Durchbrüche wurden von den Abwehrreihen recht souverän bereinigt.
Die Schweizerin Smilla Vallotto (r.) und die Finnin Natalia Kuikka hielten sich gegenseitig aus den Strafräumen fern
Finnland schockt die Schweiz
Erst nach 63 Minuten gab es den ersten Abschluss in der zweiten Hälfte, aber der Schuss von Smilla Vallotto war zu unplatziert. Kurz darauf versuchte es die ebenfalls eingewechselte Leila Wandeler etwas zu eigensinnig aus der Distanz, schoss aber klar über das finnische Gehäuse.
Und so plätscherte die Partie dahin, bis zur 78 Minute. An der Schweizer Torauslinie kämpften drei Schweizerin und eine Finnin um das Spielgerät, Emma Koivisto kam dazu und wurde von Viola Calligaris von den Beinen geholt. Klare Sache: Elfmeter. Natalia Kuikka blieb cool und schob den Ball zentral ins Tor.
Nun musste die Schweiz alles nach vorne werfen, Sundhage brachte weitere Offensivkräfte und es gab tatsächlich noch eine Gefühlsexplosion in Genf. Xhemaili drückte den Ball nach Vorlage von Reuteler aus fünf Metern über die Linie. Die Schweiz stand somit im Viertelfinale.
Xhemaili sorgt in der 92. Minute für die Schweizer Rettung. Die restlichen fünf Minuten Nachspielzeit kommt Finnland nicht mehr ran.
In der Runde der besten Acht treffen die Gastgeberinnen auf den Ersten der Gruppe B. Wer das wird, entscheidet sich am Freitag (ab 21 Uhr live im Ersten und auf sportschau.de) im Duell zwischen Spanien und Italien.