Jung, radikal, brutal – die Antwort darf nicht nur Härte sein | ABC-Z

Berlin. Ermittlungen gegen eine rechtsextreme Gruppe zeigen: Täter werden jünger. Gefordert sind jetzt nicht nur Strafverfolgungsbehörden.
Ein junger Mensch, 14 Jahre alt, sitzt in Untersuchungshaft. Treffen die Anschuldigungen der Ermittler zu, gehört der Teenager zu einer Gruppe, die nicht nur jung ist. Sondern auch radikal und gewaltbereit. Es ist richtig, dass der Staat mit Härte auf die Neonazi-Clique reagiert, die sich offenbar selbst als „Letzte Verteidigungswelle“ für die „arische Rasse“ versteht. Für ihren „Kampf“ sollen sich die jungen Männer zwischen 14 und 18 Jahren Waffen besorgt haben, nahmen Asylunterkünfte ins Visier.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Die Gruppe ist Teil einer Szene, die immer jünger wird. Die Menschen radikalisieren sich meist über Chatgruppen im Internet. Die Algorithmen der Plattformen wie TikTok und Instagram führen sie immer tiefer in rassistische Hasswelten. Menschenfänger der organisierten Extremisten wissen das „Einfallstor Handy“ mit ihren Propaganda-Taktiken professionell zu nutzen.
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Jünger, radikaler, gewaltbereiter – es ist ein Trend, der sich auch bei Islamisten zeigt. Doch die Antwort darf nicht nur Härte sein. Nicht nur Ermittlungen, Verhaftungen, Urteile. Gerade junge radikale Menschen haben oftmals noch kein gefestigtes ideologisches Weltbild, sind beeinflussbar. Sie können den Ausstieg aus der Neonazi-Szene finden, wenn man ihnen hilft. Da sind Eltern gefordert, aber auch Schulen, Jugendtreffs und Sportvereine. Leider hat genau hier der Staat den Schutz vor Gewalttätern mit der Sparkeule zertrümmert.

Christian Unger ist Politikredakteur der FUNKE Zentralredaktion.
© Reto Klar | Reto Klar

Jugendliche brauchen Vorbilder, die nicht vom NS-Staat schwärmen. In den Regionen, gerade im Osten, muss Straßenarbeit neu aufgebaut werden, die in der Welt der Jungen anerkannt ist. Das kostet Zeit und Geld. Investieren wir dies nicht, werden wir schlimmere Gewalt erleben als in der Hochphase neonazistischer Taten der 1990er-Jahre.