Hurrikan „Melissa“ erreicht Jamaika: Karibikinsel wird „Katastrophengebiet“ | ABC-Z

Hurrikan „Melissa“ hat den Karibikstaat Jamaika erreicht. „Melissa“ ist nahe der Ortschaft New Hope auf die Südwestküste Jamaikas auf Land getroffen. Über Land schwächte sich der Hurrikan von Stufe 5 zu einem immer noch gefährlichen Sturm der Stufe 4 mit Windgeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde leicht ab, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) in Miami mitteilte. Zuvor war der Hurrikan mit der höchsten Kategorie 5 und einer anhaltenden Windgeschwindigkeit von 290 Kilometern pro Stunde auf den Süden der Karibikinsel zugezogen.
„Es gibt weitreichende Schäden im Südwesten in St. Elizabeth, viele Überschwemmungen, umfangreiche Windschäden an Schulen, Krankenhäusern und Häusern“, sagte Richard Thompson, Generaldirektor des Amtes für Katastrophenschutz und Notfallmanagement (ODPEM), dem US-Fernsehsender CNN. Dächer wurden von Häusern und Krankenhäusern gerissen, Wassermassen schoben sich durch die Straßen und Bäume stürzten um. „Melissa“ brachte zerstörerische Winde, Sturmfluten und heftige Regenfälle mit sich. Berichte über mögliche Opfer lagen zunächst nicht vor. Das gesamte Ausmaß der Schäden war noch unklar.
Menschen suchen Schutz in Notunterkünften
Angesicht der schweren Schäden durch Hurrikan „Melissa“ hat die jamaikanische Regierung die Karibikinsel zum Katastrophengebiet erklärt. „Die Priorität der Regierung war stets die Sicherheit und das Wohlergehen aller Jamaikaner“, schrieb Ministerpräsident Andrew Holness auf der Nachrichtenplattform X. „Diese Anordnung gibt der Regierung die Handhabe, um unsere Reaktion auf Hurrikan Melissa zu koordinieren.“
Die Regierung rief die gesamte Bevölkerung dazu, sich in Sicherheit zu bringen. Viele Menschen suchten Schutz in Notunterkünften.
© AP/dpa | Matias Delacroix
Das NHC rief die Bevölkerung dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Lage sei extrem gefährlich und lebensbedrohlich. Rund 6.000 Menschen haben in Jamaika Schutz in 382 Notunterkünften gesucht. Trotz der Aufrufe der Behörden galten die Zahlen der Schutzsuchenden in hochgefährdeten Gebieten wie Saint Elizabeth im Süden des Landes als niedrig. „Jetzt ist nicht die Zeit, mutig zu sein“, sagte der Minister für lokale Verwaltung, Desmond McKenzie. „Wettet nicht gegen Melissa, das ist eine Wette, die wir nicht gewinnen können“. Die Regierung rechnete damit, dass über 50.000 Menschen wegen der Schäden durch den Wirbelsturm vorübergehend ihre Häuser verlassen müssen.
Jamaika: Sturmfluten und Erdrutsche erwartet
„Der Begriff, den ich verwenden möchte, ist psychologischer Marathon“, sagte Michael Taylor, Klimawissenschaftler und Professor an der University of the West Indies in der Hauptstadt Kingston, dem US-Sender CNN. „Schon bevor der Sturm kam, waren wir erschöpft.“ Da der Hurrikan sich so langsam bewege, werde er sehr viel Regen mit sich bringen. Auch die Gefahr von Sturmfluten und Erdrutschen sei größer – insbesondere, weil Jamaika ein bergiges Landesinnere habe.
Hurrikan Melissa soll die Insel mit voller Härte treffen.
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Die Folgen des Sturms könnten „möglicherweise beispiellos“ für das Land mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern sein, hatte das Rote Kreuz zuvor mitgeteilt, da Jamaika noch nie zuvor von einem Wirbelsturm solcher Stärke getroffen worden sei. Auch Regierungschef Andrew Holness rechnete mit schweren Schäden. „In dieser Region gibt es keine Infrastruktur, die einem Hurrikan der Kategorie 5 standhalten kann“, sagte er am Montag auf einer Pressekonferenz.
Jamaika ist auf Hurrikans dieser Stärke nicht vorbereitet
„Melissa“ hatte sich in den vergangenen Tagen über der Karibik zu einem extrem gefährlichen Hurrikan entwickelt. In Haiti und der Dominikanischen Republik kamen nach heftigen Regenfällen mindestens vier Menschen ums Leben. In Jamaika wurden bei den Vorbereitungen auf den Sturm nach Angaben des Gesundheitsministeriums drei Menschen beim Fällen von Bäumen getötet.
Den Vorhersagen zufolge wird „Melissa“ Jamaika am Dienstag von der Südküste bis zur Nordküste durchqueren. Ebenfalls als „starker Hurrikan“ werde „Melissa“ später am Tag über den Südosten Kubas ziehen, hieß es vom NHC. Am Mittwoch werde der Hurrikan dann die Bahamas erreichen.
lro/sh/dpa
















