“Hundesohn” von Ozan Zakariya Keskinkılıç: Nie lagen Beten und Ejakulieren so nah beieinander | ABC-Z

Wenn Ozan Zakariya Keskinkılıç über Gott spricht, rutscht er ganz vorne auf die Sofakante. Es beruhige ihn, dass das Leben nicht umsonst sei, sagt er. Jetzt knackt er eine Pistazie aus der Schale, die aussieht wie die Hand der Fatima, das islamische Schutzsymbol, jetzt steht er auf, um einen Koran zu holen, und liest einen Vers daraus vor. Beinahe ist es, als wäre sie hier, die göttliche Energie, in diesem Weddinger Wohnzimmer, und Keskinkılıç, 36, sitzt mittendrin. Er trägt Adidas-Hose und Tennissocken, jetzt sagt er: Die Sehnsucht nach Gott und die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen ähnelten sich doch eigentlich. Keskinkılıç ist gläubiger Muslim und schreibt in seinem Debütroman Hundesohn über Sex zwischen Männern, über zarten und dreckigen Sex, über Grindr-Dates und Filzläuse in den Schamhaaren. Er schreibt so schwebend und lyrisch über die spermanassen Socken ganz unten im Wäschekorb wie über den Geruch von Thymian im Botanischen Garten. Keskinkılıç bricht Erwartungen nicht, er übergeht sie einfach.





















