Huawei FreeBuds Pro 4: Diese Kopfhörer lösen ein großes Geräusch-Problem | ABC-Z
Die Huawei FreeBuds Pro 4 haben eine besondere Stärke, von der vor allem die Gesprächspartner am Telefon profitieren: Denn die Kopfhörer lassen Nebengeräusche komplett verstummen. Damit übertrumpft Huawei sogar Apples AirPods deutlich.
Niemand kann behaupten, dass das Angebot an kabellosen Ohrhörern knapp wäre. Ganz im Gegenteil: Die Auswahl ist groß und unübersichtlich. Nun wirft Huawei ein neues Modell in den Ring. Im Test zeigt sich, dass die Huawei FreeBuds Pro 4 eine Sache besonders gut können. Und zwar besser als Apples AirPods Pro.
Diese besondere Stärke kommt dabei gar nicht dem Nutzer selbst zugute. Tatsächlich profitieren vor allem Gesprächspartner davon. Denn Huawei hat in seinem Modell zusätzlich zum dreifachen Mikrofonsystem ein weiteres Knochenschallmikrofon eingebaut. Unterstützt durch einen eigenen Algorithmus unterscheiden die neuen FreeBuds so sehr wirkungsvoll zwischen menschlichen Stimmen und Hintergrundgeräuschen. Das führt dazu, dass Nutzer problemlos in sehr lauten Umgebungen telefonieren können – und eben auch verstanden werden.
Im Test war es verblüffend, wie gut das funktioniert. Egal, ob direkt neben dem laufenden Staubsauger, einem Wasserhahn oder Föhn, der Gesprächspartner hat von den Nebengeräuschen nichts mitbekommen. Mit Apples AirPods Pro geht das nicht. Hier sind die Hintergrundgeräusche weiter hörbar. Die FreeBuds lassen auch laute S-Bahnen oder rauschenden Straßenverkehr verschwinden.
Nach Angaben von Huawei können die Ohrhörer Hintergrundgeräusche von bis zu 100 Dezibel ausblenden. Die Gesprächspartner hatten nur selten das Gefühl, dass das auf Kosten der Sprachqualität ging. Manchmal klang die Stimme leicht verfälscht, hieß es. Die Verständlichkeit aber wurde nie eingeschränkt – nicht einmal im starken Wind.
Die FreeBuds Pro 4 machen aber auch darüber hinaus vieles richtig. Die Bedienung funktioniert zuverlässig über die kleinen Stiele, indem man sie mit dem Daumen und Zeigefinger zusammendrückt. Dabei gibt es sogar haptisches Feedback. Das ist bereits von Apples AirPods bekannt. Auch das Regulieren der Lautstärke gelingt mit einem Streichen. Leider kann das Mikrofon nicht direkt an den Ohrhörern stumm geschaltet werden. Das gelingt nur am Smartphone selbst.
Wer mit den neuen FreeBuds Sport treiben will, kann das ohne Probleme machen. Denn der Schritthall ist kaum zu bemerken. Bei anderen Ohrhörern ist es sehr störend, wenn man seine eigenen Schritte beim Joggen hört. Auch bei der aktiven Geräuschunterdrückung spielen die FreeBuds weit oben mit, wenn auch nicht an der Spitze. Hier gibt es mehrere Modi, darunter einen dynamischen, der die Unterdrückung automatisch basierend auf die Umgebungsgeräusche einstellt. Die stärkste Wirkung erzielt der Nutzer mit der „Ultra“-Einstellung, die wir im Test auch favorisierten.
Etwas enttäuschend war der Transparenzmodus, bei dem die Außengeräusche möglichst unverfälscht ins Ohr gelangen sollen. Hier ist bei den FreeBuds bedauerlicherweise ein etwas störendes Grundrauschen zu hören. Auch die eigene Stimme klingt anders, als man sie ohne Ohrhörer hört. Diese Schwäche haben aber auch viele Konkurrenzprodukte.
Bei der Tonqualität leistet sich Huawei jedoch keine Schwäche. Bässe, Höhen, Dynamik, alles bestens. Wer hier Anpassungen braucht, kann sie in einem Equalizer in der Smartphone-App vornehmen. Wichtig ist aber die richtige Passform der FreeBuds. Hier sollten Nutzer sich bei der ersten Anpassung Mühe geben und unterschiedliche Aufsätze ausprobieren. Huawei liefert bei den Silikonaufsätzen gleich vier unterschiedliche Größen mit. Zudem liegen auch noch Memory-Foam-Aufsätze in drei Größen dabei. Ein Passtest in der App zeigt, ob man die richtige Wahl getroffen hat.
Nach Angaben von Huawei ist sogar die verlustfreie Tonübertragung mit hoher Datenrate über den hauseigenen Codec L2HC möglich. Aber dafür benötigt man bestimmte neuere Huawei-Smartphones, was den Nutzerkreis arg einschränkt. Die FreeBuds verbinden sich per Bluetooth übrigens mit zwei Geräten gleichzeitig. Das funktionierte im Test hervorragend, sogar im Wechsel von einem Apple- und Android-Smartphone.
Einstellungen für die Ohrhörer nimmt man in Huaweis AI-Life-App vor, die es im App-Store von Apple zu laden gibt. Auf Android-Smartphones muss sie direkt von der Huawei-Webseite geladen werden. Ein QR-Code auf der Verpackung führt hier zum Ziel. Hintergrund sind die US-Sanktionen gegen Huawei, die auch Googles Play Store betreffen.
In der App lassen sich auch die Kopfgesten ein- und ausstellen, sodass man mit einem Kopfschütteln einen Anruf ablehnen und mit einem Kopfnicken auch annehmen kann. In der Öffentlichkeit kann das etwas komisch aussehen, da man schon sehr deutlich nicken oder schütteln muss.
Etwas schwächlich ist der Akku. Hier war nach gut vier Stunden mit eingeschalteter Geräuschunterdrückung Schluss. Im Konkurrenzvergleich ist das nicht sonderlich viel. Das Case lädt die Ohrhörer etwa viermal wieder auf.
Fazit: Trotz einiger Schwächen im Transparenzmodus und bei der Ausdauer spielen die FreeBuds Pro 4 in der Oberklasse der Ohrhörer mit. Bei der Gesprächsqualität in lauten Umgebungen setzten sie sich sogar direkt an die Spitze. Während Apples AirPods in Verbindung mit Android-Geräten einige Funktionen vermissen lassen, funktionieren die FreeBuds Pro 4 mit iPhones genauso gut wie mit Android-Smartphones. Die FreeBuds Pro 4 kosten 199 Euro.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.