HPV-Impfung: Hohe Wirksamkeit gegen Gebärmutterhalskrebs – Wissen | ABC-Z

Die Einführung der HPV-Impfung war mehr als andere Präventionsmaßnahmen eine Wette auf die Zukunft. Man wusste damals um das Jahr 2007, dass das Vakzin Infektionen mit jenen Humanen Papillomviren (HPV) verhindert, die die Hauptursache für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sind. Doch in welchem Maß damit tatsächlich Krebsfälle vermieden werden, ließ sich zunächst nicht sicher sagen. Es dauert mehr als zehn Jahre, bis sich diese Krebsform aus einer HPV-Infektion entwickelt.
Nun aber ist so viel Zeit vergangen, dass Forscherinnen und Forscher des besonders streng arbeitenden Cochrane-Netzwerks dieses Fazit ziehen: Es lägen mittlerweile Langzeitdaten vor, die übereinstimmend eine Verringerung von Gebärmutterhalskrebs bei geimpften Frauen zeigten.
Konkret gehen sie davon aus, dass sich das Krebsrisiko im Vergleich zu nicht Geimpften um 80 Prozent verringert, wenn das Vakzin spätestens im Alter von 16 Jahren verabreicht wird. Bei älteren Mädchen und Frauen ist der Effekt weniger ausgeprägt, weil sich ein Teil von ihnen dann bereits mit den sexuell übertragbaren Viren infiziert hat. Die Impfung soll möglichst vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht werden.
Die Autoren ziehen diesen Schluss aus 20 Studien, die überwiegend Beobachtungen zur Krebsentwicklung zusammentragen – etwa die Fälle vor und nach Einführung der Impfung in einer Region. Solche Beobachtungsstudien können nicht sicher sagen, inwieweit die Immunisierung oder auch andere Faktoren zu dem Rückgang der Karzinome beigetragen haben. Daher bewerten die Autoren die so gewonnene Evidenz als moderat.
Keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen
Sicherer wären Erkenntnisse aus klinischen Studien, bei denen Mädchen nach dem Zufallsprinzip eine Spritze bekommen oder nicht. Die Zufallsauswahl dürfte alle sonstigen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nivellieren. Allerdings gebe es keine klinischen Studien mit einer ausreichend langen Laufzeit, um Effekte auf die Krebsentstehung zeigen zu können, ergab eine zweite Analyse der Cochrane-Wissenschaftler. Klinische Studien konnten jedoch belegen, dass mögliche Krebsvorstufen, also veränderte Zellen, aus denen sich ein Tumor entwickeln kann, durch die Impfung reduziert werden. Diese Vorstufen traten bei Geimpften 30 bis 50 Prozent seltener auf.
In beiden Analysen haben die Autoren zugleich Nebenwirkungen untersucht. Sie fanden allenfalls milde, vorübergehende Beschwerden, wie etwa Schmerzen im Arm. Für Berichte über schwere Schäden, die zum Teil in den sozialen Netzwerken verbreitet werden, konnten sie keine Belege finden.
Die zwei Arbeiten sind nach Angaben des Teams die bislang umfangreichste Bestandsaufnahme zur HPV-Impfung. Insgesamt flossen 285 Studien mit fast 290 000 Teilnehmerinnen ein, die verschiedene Aspekte der Impfung beleuchteten.
Für Nicholas Henschke, einen der Hauptautoren, ist damit klar: „Wir verfügen nun über eindeutige und übereinstimmende Belege aus aller Welt, dass die HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs vorbeugt.“ Bis aber auch die Wirkung auf andere, langsamer wachsende Krebsarten umfassend eingeschätzt werden können, werde es noch Jahrzehnte dauern, schreiben die Autoren. Damit könnten sie auch aktuell noch keine Aussagen zum Effekt der Impfung auf Krebsfälle bei Jungen treffen.





















