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“Hört auf mit dieser Challenge”: Schwefel-Bahn München warnt vor gefährlichem Trend | ABC-Z

München – “Bahnanlagen sind keine Spielplätze”, sagt Sina Dietsch. Was die Sprecherin der Bundespolizei München der AZ mitteilt, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem gab es in alleine im Juli drei tragische Unfälle mit Jugendlichen in und um München. Anfang des Monats waren zwei Heranwachsende am Bahnhof in Wolfratshausen auf abgestellte Kesselwaggons geklettert. Ein 14-Jähriger soll in die Oberleitung gegriffen haben. Der gefährliche Lichtbogen traf ihn und seinen 16-jährigen Begleiter.

Sina Dietsch, Sprecherin der Bundespolizei München und Sebastian Hermann, Sprecher des Polizeipräsidiums München erklären die Gefahren an Bahnanlagen.
© Tobias Singer
Sina Dietsch, Sprecherin der Bundespolizei München und Sebastian Hermann, Sprecher des Polizeipräsidiums München erklären die Gefahren an Bahnanlagen.

von Tobias Singer

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Die Gefahr von Oberleitungen für Menschen 

Ähnlich erging es einem 19-Jährigen, der nachts am Bahnhof Trudering ebenfalls auf einen abgestellten Kesselwaggon geklettert war und dabei mit der Oberleitung in Berührung kam. Nur eine Woche später verletzte sich ein 15-Jähriger schwer, der am Bahnhof Feldkirchen auf einen abgestellten Kesselwaggon geklettert war – auf dem Heimweg vom Volksfest Poing. Er erlitt einen Stromschlag aus der Oberleitung und starke Verbrennungen. Der 19-Jährige erlag ein paar Tage nach dem Unfall seinen schweren Verletzungen.

Auf den Containern und Kesselwaggons wird ausdrücklich vor der Gefahr für das eigene Leben gewarnt.
© Thomas Gaulke
Auf den Containern und Kesselwaggons wird ausdrücklich vor der Gefahr für das eigene Leben gewarnt.

von Thomas Gaulke

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Gerade wegen solcher Fälle warnt die Polizei ausdrücklich vor den Gefahren. Sina Dietsch sagt: “Der menschliche Körper besteht zu zwei Dritteln aus Wasser und ist somit der perfekte Stromleiter.” Beim Vor-Ort-Termin in Berg am Laim zeigt sich: Die abgestellten Güterwaggons sind leicht zu erklimmen. Teilweise gibt es Leitern, um auf die Container und die Kesselwaggons zu gelangen.

Darum müssen auch Helfer in Zusammenhang mit Starkstrom aufpassen

Sebastian Hermann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums München ergänzt: “1,50 Meter Abstand zur Oberleitung reichen völlig aus für einen Stromschlag.” Man muss sie für einen Stromschlag also noch nicht einmal berühren, damit sich die 15.000 Volt aus der Leitung auf den Menschen übertragen. Und: Auch Helfer sind gefährdet, weil der Strom von dem Opfer auf sie weitergeleitet werden kann oder sie selbst zu nah an die Oberleitung geraten. Im Notfall sollen Helfer also besser die 112  wählen. Fachkräfte können den Strom abschalten und Erste Hilfe leisten.       

“Challenges” in Sozialen Medien Grund für die vielen Unfälle mit Oberleitungen?

Spekulationen, dass eine “Challenge” in den sozialen Medien für die Häufung der Fälle auf Bahnanlagen verantwortlich sei, wies die Polizei zurück. Man habe Netzwerke wie Tiktok und Co. “durchsucht, aber nichts finden können”, sagt Pressesprecher Hermann.

Etwas anders sieht man das bei der S-Bahn München. Dort geht man wohl eher von einem gefährlichen Trend aus, bei dem es vor allem darum ginge, möglichst spektakuläre Bilder und Videos zu schießen. In einem Video auf der Facebookseite richtet sich die S-Bahn München deswegen direkt an die Zuschauer. “Bitte hört auf mit dieser Challenge”, sagt Rettungssanitäter Luis Teichmann und erklärt mit eindrücklichen, aber drastischen Worten, wieso es so gefährlich ist, auf Zug-Waggons zu klettern. 

Die Oberleitung nicht zu berühren, reiche eben nicht aus. Erst ab drei Metern Distanz zur Oberleitung könne man von einem sicheren Abstand sprechen. Selbst Rettungskräfte und Fachpersonal näherten sich nicht unter 1,5 Meter Abstand an eine aktive Oberleitung. 

“Verletzungen vom Sturz euer geringstes Problem”

Wer es dennoch tue, würde von einem Lichtbogen aus der Starkstromleitung getroffen werden, direkt vom Waggon fallen und  umgehend bewusstlos sein. “Die Verletzungen vom Sturz sind dann euer geringstes Problem”, so Teichmann.  Denn entweder ihr “versterbt noch and der Unfallstelle oder überlebt mit großflächige Verbrennungen.”  

Anzeige für den Anbieter Facebook Reel über den Consent-Anbieter verweigert

Bei der Polizei geht man allerdings davon aus, dass die Gründe nicht in den sozialen Medien, sondern eher im Gruppenzwang und Leichtsinn zu suchen seien – und das oft in Verbindung mit Alkohol. Aus diesem Grund will die Polizei mit einem Video in den sozialen Medien und Flyern auf die Problematik hinweisen.

Ähnlich sieht man es bei der Deutsche Bahn. Zu den aktuellen Fällen könne man sich wegen der laufenden Ermittlungen noch nicht äußern. Man sei aber im Austausch mit der Bundespolizei und den umliegenden Schulen und biete mit einem eigens geschulten Team Kurse an, um auf die Gefahren von Bahnanlagen aufmerksam zu machen.

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