Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Kinderkonferenz gibt wichtige Impulse – Landkreis München | ABC-Z

Neulich wäre Marcel beinahe vom Roller gestürzt. Der Achtjährige aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn war auf dem Weg zur Schule und überquerte die Straße an einer Verkehrsinsel. Dort, erzählt Marcel, „gibt es beim Bordstein ein Loch – so breit, dass genau das Vorderrad vom Roller reinpasst. Und wenn man da zu wenig Schwung hat, dann haut’s einen hin.“ Mehrere Freunde seien an dieser Stelle bereits mit ihren Rollern hingefallen, sagt der Achtjährige, während er zu einem Buntstift greift. Dann schreibt er auf den Papierbogen vor ihm auf dem Tisch: „Problem: Bordstein bei der Sigoho-Marchwart-Grundschule.“
„Danke Marcel, das werden wir uns anschauen“, sagt Veronika Girl, die bei der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn für den Fachbereich Kinder und Jugend zuständig ist. Sie sitzt an diesem Nachmittag im Sitzungssaal des Rathauses zusammen mit Marcel und sechs weiteren Kindern an einem Tisch – darauf eben der Papierbogen mit der Überschrift „Unterwegs“.
„Ist euch sonst noch etwas aufgefallen, wenn ihr in Höhenkirchen-Siegertsbrunn unterwegs seid?“, fragt Girl in die Runde – worauf sich Sara-Liz zu Wort meldet. Auch sie kenne eine gefährliche Stelle für Roller-fahrende Kinder, sagt die Achtjährige, und zwar in der Bahnhofstraße. „Da gibt es eine Rampe, und wenn es regnet, ist die total rutschig. Da bin ich selbst schon mal hingefallen.“
Und so kommt auch Sara-Liz’ Verbesserungsvorschlag aufs Papier – hier, bei der Kinderkonferenz in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Bereits zum dritten Mal hat die Gemeinde alle Sechs- bis 13-Jährigen aus dem Ort eingeladen, damit sie im Rathaus ihre Anliegen und Ideen vorbringen.
„Die Kinder sollen hier eine Plattform bekommen, damit sie ihre Anregungen äußern können“, sagt Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD). „Außerdem wollen wir ihnen zeigen, dass sie bei uns mitreden dürfen – und dass ihnen zugehört wird.“ Zugleich solle die Kinderkonferenz den Mädchen und Buben vor Augen führen, wie wichtig Bürgerbeteiligung und das Engagement für die Gesellschaft seien, sagt die Rathauschefin. „Das ist etwas, das man nicht früh genug lernen kann.“
Auch die Bürgermeisterin erarbeitet mit den Kindern Vorschläge
Mindy Konwitschny ist an diesem Nachmittag ebenfalls in den Sitzungsaal gekommen, wo sie sonst mit dem Gemeinderat tagt. Auch die Bürgermeisterin ist von sieben Kindern umgeben, die an ihrem Tisch Vorschläge für Veranstaltungen im Ort machen sollen. Zwei Mädchen wünschen sich beispielsweise eine Halloweenparty in der Turnhalle; ein anderes regt einen Drachensteigen-Nachmittag an. Noch am Tisch diskutieren die Kinder über ihre Ideen, ehe auch diese zu Papier gebracht werden.
Anhand der Mitschriften gehen die Bürgermeisterin sowie die Rathausmitarbeiterinnen Veronika Girl und Sarah Arnold nach der Ideensammlung noch mal auf alle Vorschläge ein und erläutern, was umgesetzt werden könnte – und was nicht. „Die Kinder sollen merken, dass sie und ihre Anregungen ernst genommen werden“, betont Mindy Konwitschny. „Deshalb sagen wir ihnen auch ganz offen, wenn eine Idee beispielsweise zu teuer ist.“
Angefangen hat die Kinderkonferenz gut eine Stunde zuvor mit einer lockeren Aufwärmübung – in Form eines Bingo-Spiels, bei dem Fotos von verschiedenen Örtlichkeiten in der Gemeinde erkannt und auf einem Papier markiert werden mussten. Immerhin 20 Buben und Mädchen haben sich heute im Rathaus eingefunden; neben ihren Bingo-Zetteln liegen Brezen und Keksen auf den Tischen, dazu gibt es Saftschorle.
Nach der Aufwärmrunde stellt Sarah Arnold die sogenannten Notinseln in Höhenkirchen-Siegertsbrunn vor – also Geschäfte und Betriebe, in denen Kinder bei Gefahr Zuflucht finden können. Diese gut ein Dutzend Anlaufpunkte seien allesamt durch einen Aufkleber an der Eingangstür gekennzeichnet, sagt Sarah Arnold, ehe sie mehrere Vorschläge für weitere potenzielle Notinseln notiert.
Anschließend geht es um die Kinderseite auf der Homepage der Gemeinde, deren Inhalte von einer Kinderredaktion zusammengestellt und aufgeschrieben wurden. Die Tipps und Informationen für die Jüngsten in Höhenkirchen-Siegertsbrunn reichen von Spielplätzen über „interessante Orte“ bis zu den Ferienprogrammen in der Gemeinde.
Was auf der Kinderseite noch fehlt? Auch zu dieser Frage gibt es wenig später einen Ideen-Tisch. Dort sitzen die Zehnjährigen Luisa und Laura sowie ihre Klassenkameradin Giuliana, elf. Letztere regt an, den Wochenmarkt in die Liste der „interessanten Orte“ aufzunehmen. Und weil man gerade beim Thema Einkaufen sei: Es wäre doch sinnvoll, schlägt die Elfjährige vor, eine Übersicht mit Geschäften anzulegen, die auch sonntags geöffnet sind.
Kurz darauf hasten die drei Fünftklässlerinnen aus dem Sitzungssaal, denn zum Abschluss der Kinderkonferenz gibt es noch eine Rallye durchs Rathaus. Nach eineinhalb Stunden warten dann die Eltern vor dem Eingang, um ihren Nachwuchs abzuholen. „Mir hat’s richtig gut gefallen“, sagt die elfjährige Giuliana. „Und ich hoffe, dass wir dabei helfen konnten, die Gemeinde besser zu machen.“ Auch ihrer Freundin Luisa hat die Kinderkonferenz „viel Spaß gemacht“, wie die Zehnjährige sagt. „Wir Kinder dürfen ja nicht so oft mitbestimmen. Aber hier können wir endlich mal sagen, was wir wollen.“




















