Neue Vogue-Chefin: Wie unterscheidet sich Chloe Malle von Anna Wintour? | ABC-Z
Von Anna Wintour sind ein paar schaurige Eigenheiten überliefert: Fremde Personen dürfen demnach nicht einfach mit ihr im Fahrstuhl fahren, und auf den Redaktionsfluren der „Vogue“ herrschte lange ein strenges Schönheitsdiktat. Ihre Assistentinnen sind stets zu ihren Diensten. Selbst wenn es sich um Gerüchte handelt, sie passen zu der Frau, die immerzu Sonnenbrille trägt und deren Bob nie aus der geföhnten Form gerät.
37 Jahre lang war Anna Wintour mit diesen Merkmalen die wichtigste Frau der Mode. Seit Dienstag ist sie ein bisschen unwichtiger geworden. Wintour, 75 Jahre alt, bleibt zwar „Global Editorial Director“ der amerikanischen „Vogue“ und aller 28 weiteren Ausgaben weltweit, aber auf den Posten des „Head of Editorial Content“, eine Art Chefredakteurinnenstelle, rückt jemand Neues, Chloe Malle. Auf Fotos lächelt sie, auf Instagram sieht man sie sogar beim Eisessen und wie sie ihre Kinder im Kinderwagen schiebt. Bei der amerikanischen „Vogue“, wo sie seit 14 Jahren arbeitet, zuletzt als Leiterin der Onlineausgabe, fing sie als Partyreporterin an. Sie ist also kaum die Frau, die mit niemandem reden möchte.
Die Quasinachfolge erzählt somit einiges darüber, wie eine Frau von 39 Jahren heute sein darf, wenn sie „Vogue“-Chefin wird, und wie anders das ist als 1988, als Wintour genau im gleichen Alter übernahm. Zur wichtigsten Frau der Mode wurde letztere dank eiserner Arbeitshaltung und strengem Umgang mit ihren Mitarbeitern. Wenn ein Foto nicht zur aufwendig recherchierten Geschichte passte, dann wurde die Geschichte nicht gedruckt.
Entspanntere Herangehensweise an Macht
Chloe Malle, deren Eltern die amerikanische Schauspielerin Candice Bergen und der 1995 verstorbene französische Filmregisseur Louis Malle sind, hat offenbar einen souveränen Umgang mit ihrer ehemaligen und zukünftigen Chefin – und damit auch eine entspanntere Herangehensweise an Macht. In der „New York Times“ wurde sie mit dem schönen Satz zitiert, sie wisse, dass einige, die an diesem Job Interesse gehabt hätten, nervös gewesen seien, Wintour weiterhin auf dem Flur zu wissen. Sie, Chloe Malle, hingegen sei froh, dass Wintour weiterhin da sei. Mit ihrer Töpferkunst, schob sie noch hinterher.
Das klang ein wenig so, als sei selbst Anna Wintour altersmilde geworden. Und vielleicht sogar zugewandter: Auf Instagram ist ein Account ihren Hunden gewidmet, Finch, Radley und Harper. Wintour tritt nur hin und wieder in Erscheinung. Aber wenn einer der Hunde Geburtstag hat und sie ihn herzt, sitzt sogar ihr Haarscheitel mal schief.
