Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Wasserproben für das Naturbad – Landkreis München | ABC-Z
Ein Hauch von Texas weht derzeit durch Höhenkirchen-Siegertsbrunn – am Hirschwinkel nördlich der Ottobrunner Straße. Denn dort steht seit einigen Tagen an einem Feldweg ein circa 15 Meter hoher Bohrturm, der auf den ersten Blick an die Förderanlagen erinnert, wie man sie aus der Fernsehserie „Dallas“ kennt. Jedoch soll dort nicht Öl, sondern Wasser aus der Tiefe geholt werden. Denn bei der Anlage handelt es sich um eine Grundwasser-Messstelle. Sie wurde im Auftrag des Vereins Naturbad Höhenkirchen-Siegertsbrunn errichtet – als Grundlage für die nächsten Schritte in Richtung des großen Ziels: dem Bau eines Schwimmbads auf dem gemeindlichen Grundstück am Hirschwinkel.
„Die Messstelle war eine Anforderung des Landratsamts“, sagt Vereinsvorsitzender Jochen Kahl. „Sie ist die Voraussetzung für alle weitere Schritte.“ So muss nun zunächst das aus 33 Metern Tiefe empor geholte Grundwasser im Detail auf seine Qualität und mögliche Belastungen untersucht werden. Sollten die Proben die Anforderungen des Wasserwirtschaftsamts erfüllen, dann könnte sich der Verein an die weiteren Vorgaben der Behörden machen. Hintergrund ist die besondere Lage des Grundstücks auf einer verfüllten Kiesgrube.
Denn obwohl das Gelände als Biotopfläche ausgewiesen ist, schlummern unter der Erde nachweislich Schadstoffe. Aus diesem Grund möchte der Verein mit seinem Naturbad nicht in tiefere Erdschichten vordringen, sondern setzt auf das Konzept der sogenannten Flachgründung. Dieses sieht einen Bodenaufbau mittels eines Geogitters vor, durch das die Lasten des Schwimmbads auf die Fläche verteilt würden.
Dessen ungeachtet verlangt das Landratsamt laut Kahl zum einen jene Messstelle, um die Wasserqualität auch in den folgenden Monaten regelmäßig zu überprüfen. Zum anderen müsse der Untergrund am anvisierten Standort des Naturbads verdichtet werden – und zwar durch große Mengen Kies. Dieser solle den Boden dort ein Jahr lang zusammenpressen, damit es nach dem Schwimmbadbau nicht zu Absetzungen komme, erklärt Jochen Kahl.
Der Kies müsse dabei doppelt so schwer sein wie das spätere Naturbad. „Das heißt für uns, dass wir die Fläche bis zu einer Höhe von zwei Metern aufkiesen müssen“, sagt der Vorsitzende. Das nötige Material, das anschließend wieder abgetragen und für den Bau des Bads sowie seiner Erschließung genutzt werden könnte, wolle er aus der Kiesgrube am Muna-Gelände beziehen. Schließlich sei dies aufgrund der Nähe eine umweltschonende Lösung, so Kahl. Da infolge eines städtebaulichen Vertrags mit der Gemeinde die Anzahl der täglichen Lkw-Fahrten von und zur Kiesgrube limitiert ist, werde allein das Herankarren des Kieses ein bis zwei Monate dauern.
Die Schwimmbadfreunde müssen mehr als zwei Millionen Euro aufbringen
Hinzu kommen die Kosten: Bis zu 120 000 Euro wird die Aufschüttung laut dem Vorsitzenden kosten; zudem brauche es weitere 19 000 Euro für die Messstelle. Diese Summe übersteigt die derzeit verfügbaren Mittel des Vereins in Höhe von 76 000 Euro deutlich. Entsprechend werde man sich um zusätzliche Einnahmen bemühen, vor allem in Form von Spenden, sagt Jochen Kahl. Schließlich muss der Verein den Bau des Naturbads allein stemmen; die Gemeinde stellt lediglich das Grundstück zur Verfügung.
Für die Schwimmbadfreunde bedeutet das, dass sie perspektivisch mehr als zwei Millionen Euro aufbringen müssen. Schließlich ging eine – freilich schon mehrere Jahre alte – Schätzung von Baukosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro aus. Für dieses Geld will der Verein auf dem kommunalen Grundstück ein 50-Meter-Becken, das auch zum Schulschwimmen genutzt werden kann, sowie ein Nichtschwimmerbecken errichten. Das Wasser soll dabei in einem geschlossenen Kreislauf durch einen Pflanzenbereich gepumpt und auf diesem Wege biologisch gereinigt werden – ohne den Einsatz von Chlor. „Das wird ein reines Ökobad“, betont Jochen Kahl.
Bis Einwohner aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn und anderswo dort ihre Bahnen ziehen können, wird es noch einige Jahre dauern. Der Gemeinderat jedenfalls hat zuletzt noch einmal seine Unterstützung für das Projekt bekundet – gegen die Stimmen der CSU-Fraktion, die ein Naturbad an dem ausgewählten Standort ablehnt.