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Hochwasser im Juni 2024: Als der Landkreis Dachau unterging – Dachau | ABC-Z

Kaum jemand im Landkreis Dachau dürfte das erste Juni-Wochenende dieses Jahres vergessen haben. Sonntagmorgen, 4.32 Uhr, rief Landrat Stefan Löwl (CSU) den Katastrophenfall aus. Ursache dafür war das Hochwasser durch tagelangen Regen. Die ununterbrochenen Niederschläge ließen Flüsse und Bäche anschwellen und am schlimmsten Markt Indersdorf und Petershausen unter Wasser setzen. Vor allem in Karlsfeld, Dachau und Bergkirchen stieg zudem das Grundwasser dramatisch an. Fast überall im Landkreis liefen Keller und Tiefgaragen voll, mussten Straßen wegen Überflutung gesperrt werden. Gärten und Äcker glichen wegen der ohnehin schon nassen Böden vielerorts Teichen oder gar Seen.

Die Feuerwehren im Landkreis befanden sich mehrere Tage lang im Dauereinsatz. Allein in Karlsfeld mit seinem hohen Grundwasserstand gab es etwa 500 Einsätze, um vollgelaufene Keller auszupumpen. Insgesamt ging Kreisbrandinspektor Maximilian Reimoser bei einer Pressekonferenz wenige Tage später landkreisweit von mehr als 2000 Feuerwehreinsätzen mit etwa 1400 Kräften aus: „Die Zahlen sind für uns historisch groß.“ Auch das Technische Hilfswerk (THW) war mit 230 Helfern mehr als 3900 Stunden im Einsatz. Hilfe für die Helfer leistete das Rote Kreuz und gab 2400 Essen für sie aus.

176 Liter Wasser pro Quadratmeter fielen in Odelzhausen

Reimoser berichtete in der Pressekonferenz zudem von überfluteten Gärten und Straßen, vollgelaufenen Kellern, zerstörtem Mobiliar und den besonders gefährlichen Schäden von lecken Heizöltanks. „Mit steigendem Wasserstand im Keller schwimmen die Tanks und wenn sie dann umfallen, läuft das Öl ins Wasser“, erklärte er. Trotz aller Mühe, das umweltschädliche Heizöl aufzufangen, sei auf manchen Straßen ein Ölfilm zu sehen gewesen.

Auf den Landkreis Dachaus gingen bisher unbekannte Regenmengen in kurzer Zeit nieder – von 112 Liter in Haimhausen bis zu 176 Liter in Odelzhausen in 72 Stunden pro Quadratmeter. Das ist mehr als sonst durchschnittlich in einem ganzen Monat fallen.

An der Maisach in Günding versucht die Feuerwehr, mit Sandsäcken die angrenzenden Wohnhäuser zu schützen. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Straßen waren überflutet… (Foto: Niels P. Jørgensen)
… und Fußballplätze unter einem See verschwunden. (Foto: Toni Heigl)

Dabei waren im Landkreis Dachau lokal Extremhochwasser aufgetreten, wie sie laut der Behörde statistisch nur alle 100, in Einzelfällen sogar nur alle 1000 Jahre vorkommen sollen. Nach 2001 und 2013 gilt es das dritte und größte Hochwasser im Landkreis, mancherorts mit nie dagewesenen Pegelständen. So hatte etwa die Amper bei Ampermoching einen Pegelstand von mehr als 3,50 Meter, normal sind Höhen von 1,50 bis zwei Meter. Die Glonn, die bei Hohenkammer gleich hinter Petershausen üblicherweise kaum 50 Zentimeter Wasser führt, stieg am 1. Juni auf fast vier Meter an.

Daher wundert es nicht, dass die Rufe nach mehr Hochwasserschutz und Maßnahmen gegen hohes Grundwasser lauter werden. So wurde das Hochwasser in allen Bürgerversammlungen, die seit Sommer stattfanden für die Besucher zum Thema Nummer eins. Denn allen dürfte klar sein, dass wegen des menschengemachten Klimawandels in Zukunft immer häufiger mit solchen Notlagen zu rechnen sein wird. Tatsächlich haben das die Menschen in Altomünster, Markt Indersdorf und Erdweg schon acht Wochen später zu spüren bekommen: Der Zeitlbach etwa, der durch Altomünster und Kleinberghofen fließt, ist normalerweise gerade einmal neun Zentimeter tief. Sein Pegelstand erreichte am 21. Juli in kurzer Zeit wegen eines erneuten Starkregens 1,94 Meter und ließ wieder zahllose Keller volllaufen.

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