Höchstes Windrad der Welt wird in Schipkau errichtet | ABC-Z

300 Meter plus
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Höchstes Windrad der Welt wird in Schipkau errichtet
In Schipkau wird ab dieser Woche ein 300 Meter hohes Windrad aufgebaut. Rund zwei Jahre lang waren zuvor mit einem Messturm Winddaten für das Gebiet gesammelt worden.
Die größte Windkraftanlage der Welt entsteht derzeit in Schipkau (Oberspreewald-Lausitz). Wie der Sprecher des Betreiberunternehmens Gicon, Jan Claus, dem rbb in der vergangenen Woche mitteilte, werde das Windrad in dieser Woche schrittweise aufgestellt. Die Basis mit den Führungselementen für den Innenturm des Windrades wurde demnach schon vorher montiert.
Das Windrad wird laut Claus das höchste weltweit – und auch das erste in dieser Form. Der Mittelpunkt des Windrads soll auf einer Höhe von 300 Metern liegen, mit den Rotorenblättern wird es dann laut Planung auf insgesamt 365 Meter kommen. In Betrieb gehen soll das Windrad erst 2026 – geplant war ursprünglich bereits in diesem Jahr. “Derartige Leuchtturmprojekte leben auch von den Erfahrungen, die alle Beteiligten in der Umsetzung machen. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir Genauigkeit vor Schnelligkeit setzen”, begründete Gicon-Sprecher Claus die spätere Inbetriebnahme.

Pilotprojekt auf drei Ebenen
Rund zwei Jahre lang hat das Unternehmen mit einem ebenfalls 300 Meter hohen Messmast Winddaten nahe des aktuellen Standorts gesammelt, um herauszufinden, wie sinnvoll eine solche Anlage sein kann. Die Frage war, ob es in der Höhe stärkeren und kontinuierlicheren Wind gibt als in tieferen Lagen. Herkömmliche Windräder liegen mit einer Nabenhöhe von 140 Metern weit unter der der geplanten Anlage. Durch den Höhenwind dort soll das Windrad künftig Strom für rund 6.000 Haushalte liefern.
Nach Angaben von Gicon zeigten die Messungen, dass der Wind auf 300 Metern stärker und zugleich in einer breiteren Verteilung weht. Laut dem Geschäftsführer von Gicon, Jochen Großmann, sei der Ertrag bei Höhenwindanlagen mehr als doppelt so hoch sei wie bei herkömmlichen Anlagen. Daneben können die neuen Anlagen, so das Unternehmen, auch zwischen bereits bestehende Windräder aufgestellt werden und benötigen dadurch keine zusätzliche Fläche.
Der Betreiber will erneuerbare Energien parallel auf drei Ebenen produzieren: Photovoltaik-Anlagen am Boden, herkömmliche Windräder in der Mitte und hohe Anlagen darüber. Nach Fertigstellung des ersten 300-Meter-Windrades in Schipkau will das Unternehmen bis 2030 bundesweit bis zu 1.000 weitere Anlagen aufstellen.

Eilantrag gegen Bauprojekt im Mai abgewiesen
Es gab im Vorfeld vereinzelt Proteste gegen das Projekt, aber vergleichsweise wenig. Gicon hat auch angekündigt, die Bevölkerung an den finanziellen Einnahmen des Projekts zu beteiligen. Das Unternehmen setzte in den vergangenen Jahren schon andere Wind- und Solarprojekte in der Gegend um, an denen die Einwohner beteiligt wurden; seit 2015 zahlte das Unternehmen durch das sogenannte “Bürgerstrom-Modell” so rund drei Millionen Euro aus.
Im März 2025 hatte der Flugsportverein Aero-Club Schwarzheide einen Eilantrag gegen den Bau der Anlage gestellt. Zur Begründung wurden mögliche Beeinträchtigungen durch die rund zwei Kilometer entfernte geplante Anlage angeführt. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) stellte im Mai jedoch fest, dass der Verein nicht antragsbefugt ist und lehnte den Antrag ab.
Der Flugbetrieb auf dem Sonderlandeplatz war schon im November 2024 eingestellt worden, nachdem die Gemeinden Schipkau und Schwarzheide im November 2023 beschlossen hatten, den Pachtvertrag zwischen dem Verein und der Flugplatzbetriebsgesellschaft zu kündigen. Daraufhin wurde dem Verein die Betriebsgenehmigung entzogen und der Flugplatz wurde zurückgebaut. Der Eilantrag hatte laut Gicon keine Auswirkungen auf das Projekt und den Zeitplan.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.07.2025, 09:30 Uhr