Wirtschaft

Neue Bäckerei in Erlensee schafft 300 Jobs | ABC-Z

Also Brötchen statt Wurst: Die Großbäckerei Harry wird auf dem Gelände des Fliegerhorsts Erlensee ein neues Werk errichten, es war ursprünglich für die Großmetzgerei Brandenburg vorgesehen. Dass sich der Handelskonzern Rewe mit dem norddeutschen Unternehmen geeinigt hat, war Anfang des Jahres bekannt geworden. Nach der Zustimmung der Kartellbehörden hat nun der Fliegerhorst-Zweckverband ein­stimmig die Änderung des Bebauungsplans für den ehemaligen Militärflugplatz beschlossen. Dem Zweckverband gehören Vertreter aus Erlensee und Bruchköbel an, auf deren Gemarkungen das heutige Gewerbegebiet liegt, der größere Teil in Erlensee. Der Verband besitzt die Planungshoheit über das Areal, den die Heeresflieger der amerikanischen Armee im Jahr 2007 aufgegeben haben.

Erlensees Bürgermeister Stefan Erb (SPD) macht keinen Hehl über die „große Erleichterung“ in den Nachbarstädten Bruchköbel und Erlensee. Denn die Zukunft des nun für die Backfabrik auserkorenen Geländes war nach einer Umplanung beim Handelsriesen Rewe unklar. Eigentlich hatte der Konzern den Standort der Großmetzgerei Brandenburg im Frankfurter Stadtteil Fechenheim aufgeben und auf den Fliegerhorst ziehen wollen. Nach gut sechs Jahren Planung aber hatte Rewe das Vorhaben 2023 verworfen; als Gründe wurden rückläufige Umsätze als Folge des gesunkenen Fleischkonsums genannt, auch hätten neue gesetzliche Regelungen die Kosten für einen Neubau erhöht.

Übernahme der Glockenbrot-Bäckerei von Rewe

Aber eine weitere Umstrukturierung bei Rewe hat nun zu einer Lösung für den hessischen Standort geführt: Rewe gibt seine Glockenbrot-Bäckereien auf, Harry-Brot aus der Nähe von Hamburg übernimmt. Während ein Standort der Frankfurter Glockenbrot geschlossen wird, soll in Erlensee eine neue Fabrik hoch­gezogen werden. Das soll schnell gehen: Bei der Zweckverbandsversammlung hat­te Norbert Lötz, Geschäftsführer für Produktion und Technik bei Harry, angekündigt, den Bauantrag im Dezember einzureichen. 2028 soll die Anlage in Betrieb gehen, ein nach Meinung von Erb durchaus „sportlicher“ Zeitplan.

So soll es aussehen: Der Neubau der Harry Großbäckerei in ErlenseeHarry Brot GmbH / F.A.Z.-Grafik: joth.

Allerdings unterhält Harry schon jetzt zehn Produktionsstätten. Das in seinen Ursprüngen 1688 entstandene Unternehmen verfügt also über einige Er­fahrung. Als Vorbild für das Erlenseer Projekt gilt dabei die jüngste Pro­duktionsstätte von Harry, die in Troisdorf in der Nähe von Bonn errichtet worden ist.

Durch die neue Bäckerei werden auf dem Fliegerhorst mehr als 300 neue Ar­beitsplätze entstehen, weitere 100 neue Stellen werden nach Einschätzungen des Bürgermeisters in der Region folgen. Harry konzentriere sich auf sein Kerngeschäft, Arbeiten zum Beispiel von Elek­trikern oder Installateuren vergebe das Unternehmen an Externe, sagte Erb. Nach Angaben des Unternehmens soll mit der Personalakquise rund ein Jahr vor Produktionsstart begonnen werden, zu den Bewerbern dürften dann auch etliche Glockenbrot-Mitarbeiter zählen.

Werk soll Präsenz in Süddeutschland stärken

Laut Harry wird in Erlensee ein Werk entstehen, zu dem neben der eigent­lichen Produktion Silos für Mehl und Getreide, ein Lager sowie ein Gebäude für Verpackung, Vertrieb und Verwaltung gehören. Vorgesehen sind in der Bäckerei sieben Produktionslinien, drei weitere könnten bei einer Erweiterung untergebracht werden. Mit zum Konzept gehören Photovol­taikanlagen auf den Dächern und möglicherweise auch auf Freiflächen. Steigen wird der Verkehr rund um den früheren Fliegerhorst, bei der Ver­bands­ver­sammlung sprach Lötz laut Harry von vier bis fünf Anlieferungen pro Stunde und den entsprechenden Lieferfahrten zu den Abnehmern.

Allerdings ist die Anbindung des Fliegerhorsts an das Schnellstraßennetz gut: Die Autobahn 66 und die vierspurig ausgebaute Bundesstraße 40 verlaufen in unmittelbarer Nähe und sind über eine großzügig ausgebaute Straße entlang des Erlenseer Stadtrands zu erreichen. Ganz neu im Hanauer Umland ist Harry dabei nicht: Im Rewe in Erlensee seien die Produkte noch nicht zu finden, sagt Stefan Erb, sehr wohl aber im Markt im benachbarten Rodenbach vom „Toast bis zu Vollkornbrot“. Mit dem Werk in Erlensee wird Harry nach Unternehmensangaben die größte der Bäckereien in Deutschland und wird seine Präsenz in der Vertriebsregion Süd ausbauen.

Auch wenn Harry in der Region weniger bekannt ist – an Tradition mangelt es nicht: 1688 wurde in Altona die erste Backstube eröffnet, mittlerweile wird der Familienbetrieb in der zehnten Generation geführt. Neben Brot und Brötchen, die laut Unternehmen ohne Konservierungsstoffe hergestellt werden, entstehen in den Werken auch Prebake-Produkte, die für die Vollendung in Backstationen vorgesehen sind.

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