Gesundheit

Hirnforschung: 15 Minuten mehr Schlaf bringen bei Teenagern den echten Unterschied |ABC-Z

Jugendliche sollen nachts lange schlafen, denn es wirkt sich auf die Gehirnleistung aus. Forscher können das nun mit Daten belegen. Dabei wirkt sich schon eine Viertelstunde mehr oder weniger Schlaf erstaunlich aus.

Schlaf macht stark, das wissen Leser von „Die Abenteuer des starken Wanja“ genau. Der junge Mann verbringt sieben Jahre faul und stumm auf der Ofenbank, bevor er mit enormen Kräften hinaus in die Welt geht. Nun lässt sich das auch mit Daten belegen. Allerdings sind dafür nicht gleich sieben Jahre Schlaf nötig.

Schon eine Viertelstunde macht einen Unterschied: Jugendliche, die länger schlafen, haben eine bessere Gehirnleistung. Das hat die Neuropsychologin Barbara Sahakian von der US-Universität Cambridge gemeinsam mit chinesischen Kollegen herausgefunden. Sie untersuchten mit Fitnesstrackern erfasste Schlafdaten und Gehirnscans von Jugendlichen aus den USA und China.

Das zentrale Ergebnis: Jugendliche, die im Durchschnitt sieben Stunden und 25 Minuten schliefen, schnitten bei kognitiven Tests – etwa zur Problemlösung, zum Leseverstehen oder Konzentration – besser ab als Jugendliche, die kürzer geschlafen hatten.

„Auch wenn die Unterschiede in der Schlafdauer der einzelnen Gruppen relativ gering war, nämlich nur etwas mehr als eine Viertelstunde zwischen den besten und den schlechtesten Schläfern, konnten wir dennoch Unterschiede in der Gehirnstruktur und -aktivität sowie in der Leistung bei den Aufgaben feststellen“, betont Sahakian in einer Mitteilung. „Dies macht uns deutlich, wie wichtig es ist, in dieser wichtigen Lebensphase ausreichend zu schlafen.“

Das Forschungsteam bildete für den Vergleich drei Gruppen. Die Gruppe mit knapp siebeneinhalb Stunden Schlaf schnitt besser ab als eine Gruppe, die im Schnitt sieben Stunden und 21 Minuten schlief. Diese wiederum kam auf bessere Ergebnisse als die dritte Gruppe, die es auf durchschnittlich sieben Stunden und 10 Minuten pro Nacht brachte.

Wichtige Einschränkung: Das Team konnte nur signifikante Unterschiede bei den Tests, nicht generell bei schulischen Leistungen feststellen. Und: Keine der Gruppen kam dabei auf die für diese Altersgruppe empfohlenen acht bis zehn Stunden Nachtschlaf.

Niedrigerer Blutdruck bei längerem Schlaf

Insgesamt wurden für die im Fachmagazin „Cell Reports“ veröffentlichte Studie die Daten von mehr als 3200 Jugendlichen im Alter von elf bis zwölf Jahren sowie von 1190 Jugendlichen, die 13 oder 14 Jahre alt waren, verglichen. Die Forscher aus Shanghai und Cambridge nutzen als Grundlage die Langzeit-Untersuchung „Adolescent Brain Cognitive Development“, die sich mit Kindergesundheit und Gehirnentwicklung befasst.

„Regelmäßig ausreichend Schlaf zu bekommen ist wichtig, damit wir gut funktionieren“, erklärt Sahakian und meint damit nicht nur Körperfunktionen, sondern auch Funktionen des Gehirns wie Gedächtnis oder Lernen. Welche Rolle Schlaf in der wichtigen Entwicklungsphase von Jugendlichen spiele, sei jedoch bislang vergleichsweise wenig erforscht.

Die Forscher konnten darüber hinaus feststellen, dass längerer Schlaf mit einem niedrigeren Blutdruck einherging, was generell als Indikator für eine bessere Gesundheit gilt.

Mitautorin Qing Ma von der Universität Fudan in Shanghai schränkt ein, dass die Studie nicht kläre, ob der zusätzliche Schlaf der Grund für die besseren Leistungen seien. Allerdings wiesen andere Studien in diese Richtung. „Die Forschung hat etwa die positiven Effekte von Schlaf für das Gedächtnis betont, was fürs Lernen wichtig ist“, betont sie.

Schlaf spielt in jedem Alter eine wichtige Rolle für den Menschen: Während er in der frühen Kindheit wichtig für Lernprozesse im Hirn ist, steht später dessen Reparatur im Fokus, wie frühere Studien zeigten. Als optimale Schlafdauer für Menschen mittleren und hohen Alters gelten sieben Stunden.

Aus Sicht einer weiteren Forscherin aus dem Team, Wei Cheng, bleibt die Frage zu erforschen, warum einige Jugendliche später ins Bett gehen als andere: „Liegt es daran, dass sie zum Beispiel Videospiele oder Smartphones spielen, oder ist es einfach so, dass ihre Körperuhren ihnen erst später sagen, dass es Zeit ist zu schlafen?“

Larissa Schwedes, dpa/krei

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