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Hertha überzeugt im DFB-Pokal: Wieder mal vom Finale daheim träumen | ABC-Z

Manch einer hatte an diesem Dienstagabend im Olympiastadion eigentlich schon vor Anpfiff so ein Gefühl, dass es der Hertha BSC ist, der heute die besseren Karten hat. Sechs Spiele hat der Berliner Sportclub zuletzt in Serie gewonnen. Und zwar ohne Gegentor. Die Ostkurve ist in blau-weiß getaucht. Doch auch 5.000 Fans des 1. FC Kaiserslautern sind gekommen, die trotz zuletzt eher ernüchternden Liga-Ergebnissen und der 0:1-Niederlage gegen Hertha beim letzten Aufeinandertreffen vor wenigen Wochen, dennoch auf einen Sieg heute hoffen. Denn es ist DFB-Pokal-Achtelfinale und der DFB-Pokal hat bekanntlich seine eigenen Regeln.

Soweit die Hoffnung. Das Ergebnis wird – jedenfalls aus Lautern-Sicht – desaströs. 6:1 gewinnt der Hertha BSC.

Dabei fangen die ersten Spielminuten eigentlich ganz gut an für die Lauterer. Selbt der erste Schuss auf das Tor dieser Partie gehört den Teufeln. Und steht wohl exemplarisch für die Spielweise der folgenden 90 Minuten. Ziemlich schwach köpft der eigentlich frei stehende Prtajin den Ball direkt in die Hände des Hertha-Keepers. So schießt man keine Tore.

Die Hertha hingegen hat richtig Bock und lässt auch nicht lange auf sich warten. Sechste Minute: ein grottiger Fehlpass im eigenen Strafraum, der Lauterer Torwart Simoni auch noch ausgespielt von Herthas Stürmer Schuler. Tor für Hertha. Es folgt ein kurzes Aufbäumen der roten Teufel, die das Außennetz treffen. Das wars dann auch.

Der Exorzismus der Alten Dame

Auf der Ostkurve ist es trotz allem in den ersten 12 Minuten erstaunlich still. Auch die Berliner Fans nehmen am aktuellen Stimmungsboykott teil und protestieren zusammen mit den Fanszenen aus ganz Deutschland gegen die geplanten Maßnahmen gegen – so die Politik – das Gewaltproblem in Fußballstadien. Diese sehen unter anderem personalisierte Tickets und verschärfte Stadionverboten vor. „Hertha BSC sagt Nein zu jeder Änderung der Stadionsverbotsrichtlinie“, heißt es auch heute.

Nach einer knappen Viertelstunde dürfen die Ultras aber wieder. „Sehet die Fahne der Alten Dame. Fliehet ihr feindlichen Dämonen.“ Der Exorzismus der eindrucksvolle Alte Dame mit der blau-weißen Fahne, die nun über der Ostkurve schwebt, scheint tatsächlich zu wirken. Jedenfalls ist nichts teuflisches mehr an den Roten Teufeln zu erkennen. Nur viel zu langsames, einfallsloses Rumgekicke ohne Zug nach vorne, der jeden FCK-Fan verzweifeln lässt. Lautern dominiert zwar über das Spiel hinweg sogar meist bezüglich Ballbesitz, aber was bringt das schon, wenn keine Taten folgen?

Die Alte Dame, hingegen spielt jung, frisch, dynamisch und vor allem effizient. 21. Spielminute: schon wieder eine Ballerorberung und dann der Hertha-Mittelfeldspieler, der aus der eigenen Hälfte mit Ball über den halben Platz sprintet, zwei Lauterer im Strafraum ausdribbelt und schießt. 2:0 für Hertha. Dann knackt auch ein Herthaner Jüngling den Rekord für den jüngsten DFB-Pokal-Torschützen in der Nachkriegszeit. Der 16-jährige Kennet Eichhorn schießt lässig sein erstes Profitor. Es steht 3:0. Es könnte aber auch schon 5:0 stehen, wäre Hertha nicht ein paar Mal am Aluminium gescheitert. Glück für Lautern, die schließlich mit einem glücklichen – ein wenig verzweifelten – Distanzschuß von Ritter mit einem, für Hertha verdienten, 3:1 in die Pause gehen.

Sollte da kurz ein Hauch von Hoffnung für die Lauterer-Fans gewesen sein, spätestens in der 60. Spielminute ist auch der verflogen. Schuler trifft erneut zum 4:1 und tunnelt dafür auch noch FCK-Keeper Simoni. Der FCK wackelt in der Abwehr, und bleibt einfallslos im Spielaufbau. Und Hertha? Nutzt das gnadenlos aus. Die Spieler in blau-weiß sind in on fire und verwerten nahezu jede Chance, während bei Kaiserslautern ein fataler Fehler auf den nächsten folgt. Das 5:1 ist die Folge eines Fehlpasses des FCK-Keepers Simoni und einer schnellen Reaktion des wachsamen eingewechselten Hertha-Mittelfeldspielers Krattenmachers. Dieser trifft dann auch noch zum 6:1 Endstand.

Hertha darf also weiter vom DFB-Pokal träumen, den der Verein noch nie gewinnen konnte. Der Weg ist dahin ist noch lang, im Februar kommt erstmal das Viertelfinale. Und der 1. FCK?

Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel tut dieser Hertha-Trainer Stefan Leitl fast schon so leid, dass dieser sich nur zurückhaltend zum Sieg seiner Mannschaft äußert. Noch gedrückter ist die Stimmung beim Trainerkollegen aus Kaiserslautern, Torsten Lieberknecht. Er spricht von einer „Nicht-Leistung“, die „unentschuldbar“ sei. Er sehe sich als Trainer in der Verantwortung dafür und schäme sich in Grund und Boden. Mehr gibt es zu diesem Spiel auch wirklich nicht zu sagen.

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