Hertha BSC mit Spektakel gegen Hamburg: Aufholjagd ohne Punkte | ABC-Z

Berlin. Die Berliner kommen nach 0:2 gegen den HSV zurück, kassieren dann aber doch noch das Tor zur Niederlage. Reese feiert starkes Comeback.
Ratlos standen sie auf dem Rasen, blickten ins Leere und ließen ihrer Enttäuschung freien Lauf. 2:3 (0:1) gegen den Hamburger SV – eine Niederlage, die Hertha BSC am Sonnabend im ausverkauften Olympiastadion enorm schmerzte. Weil sich der Berliner Fußball-Zweitligist zurückgekämpft hatte und am Ende doch die sechste Heimniederlage der Saison kassierte.
„Es ist sehr bitter, wir sind nach dem 0:2 richtig gut zurückgekommen, wollten aufs 3:2 gehen“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber. „Aber wir haben unsere Chancen einfach nicht genutzt.“ Auch nicht die, in der Tabelle auf drei Punkte an den Hamburger SV heranzurücken.
Reese bereitet gleich beide Berliner Tore vor
Hertha gegen den HSV – da denken sie in Berlin unweigerlich an zwei Namen. Fabian Reese und Jonjoe Kenny. Die beiden Spieler, die das emotionale Pokal-Viertelfinale in der Vorsaison maßgeblich geprägt und entschieden hatten.
Der eine knüpfte daran am Sonnabend nahtlos an, auch wenn er sich am Ende nur mit zwei Assists, nicht aber mit Punkten belohnen konnte. In der 66. Minute wechselte Trainer Cristian Fiél Flügelspieler Reese ein, der nach erneuten Schmerzen im Fuß eine mehrwöchige Zwangspause hatte einlegen müssen.
Reese kam und marschierte sofort über seine linke Seite, fand dort Derry Scherhant in der Mitte, der abzog. Der Abpraller landete bei Michael Cuisance, der einschob (72.). Wenig später servierte der Schlüsselspieler der vergangenen Saison eine punktgenaue Flanke, die Marten Winkler einnetzte (80.).
Emotionale Choreografie und Sondertrikot in Gedenken an Kay Bernstein
Zwei Tore, die Hertha zurück ins Spiel brachten. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gäste aus der Hansestadt allerdings auch schon zweimal gejubelt. Nach einer Flanke von Adam Karabec stieg Ex-Herthaner Davie Selke in der Mitte hoch und köpfte ein (23.) – Michal Karbownik konnte bei einem Größenunterschied von 20 Zentimetern im Kopfballduell wenig ausrichten. Dann hatte Ransford Königsdörffer einen sehenswerten Schuss verwandelt (61.).
Und so stand es zehn Minuten vor Schluss im ausverkauften Olympiastadion 2:2. Alles bereit für den Showdown. Die Kulisse war da, in Gedenken an den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein mit besonderer Choreografie, die Spieler im Sondertrikot. Doch als sich Emir Sahiti im Eins-gegen-Eins gegen Winkler durchsetzte und zur erneuten Führung der Hamburger (84.) traf, war das der Stimmungsdämpfer par excellence.
Und dann war da ja noch Kenny. Der im Dezember 2023 in besagter Pokalschlacht den Ausgleich kurz vor Schluss erzielt hatte. Doch am Sonnabend fehlte der Engländer, sowohl in der Startelf als auch im Kader. Weil er sich nicht in der Lage gefühlt habe, 100 Prozent zu geben, wie Trainer Fiél erklärte. Dabei hatte der Spanier auf der Pressekonferenz vor dem Spiel am Donnerstag noch erklärt, dass er nur ungern auf Kenny verzichten wolle.
Karbownik hilft auf der linken Abwehrseite aus, Zeefuik auf rechts
„Stand heute ist er mein Spieler. Stand heute ist er im Training. Und Stand heute trainiert er so, wie ich das sehen möchte“, hatte Fiél gesagt. „Aber ich muss schon das Gefühl haben, dass ich seine hundert Prozent bekomme, wenn ich ihn aufstelle.“ Das war offenbar nicht der Fall.
Dass einer, der in dieser Saison nicht eine einzige Minute verpasst hat, plötzlich nicht bereit ist, ist schon einigermaßen kurios. Dass Kenny in der vergangenen Woche mit Wechselwünschen Schlagzeilen gemacht hatte, beantwortet dann allerdings alle weiteren Fragen. Sheffield United soll es werden, zurück in die Heimat, zu Frau und Kind.
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Ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch. Weil der Abschied aber noch nicht fix ist, mussten vor allem seine Teamkollegen mit den Konsequenzen von Kennys fehlender Leistungsbereitschaft leben. Deyovaisio Zeefuik übernahm den offenen Posten auf der rechten Abwehrseite, dafür rutschte Michal Karbownik auf links.
Hertha BSC nutzt seine Chancen in der Anfangsphase nicht
Eine Veränderung im Teamgefüge, die erst mal nicht weiter auffiel. Hertha startete mit dem Rückenwind der eigenen Fans im ausverkauften Rund stark, hatte gleich drei aussichtsreiche Chancen. Doch Palko Dardai scheiterte zweimal aus bester Position, erst per Kopf (4.), dann frei vor der Linie (8.). Kurz danach war es Cuisance, der ein sehenswertes Dribbling von Ibrahim Maza einfach ungenutzt vertändelte (10.).
Es sollten die einzigen offensiven Bemühungen bleiben, bis Chefcoach Fiél in der 66. Minute mit Smail Prevljak, Marten Winkler und Fabian Reese gleich dreifach neuen Schwung brachte. Der Rest war erst viel blau-weißer Freudentaumel – und schließlich tiefe Enttäuschung.
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