Herbert-Riehl-Heyse-Preis geht an Zeit-Redakteur Miguel Helm – Medien | ABC-Z

„Wenn sich aber alle so einig sind, dass Bürokratie etwas Schädliches ist, weshalb gibt es sie dann überhaupt? Warum wächst sie immer weiter? Und ist sie wirklich so schlimm?“ Es sind diese Fragen, denen der Journalist Miguel Helm nachgegangen ist in seiner in der Zeit erschienenen Reportage „Eilt sehr!“ – und für deren differenzierte und umfangreiche Beantwortung er nun mit dem Herbert-Riehl-Heyse-Preis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet wurde.
Bei der Verleihung des Preises am Freitagabend im Münchner Volkstheater verriet Helm, vor 30 Jahren in Freiburg im Breisgau geboren, dass es gar nicht seine eigene Idee gewesen sei, sich mit den Bürokratieauswüchsen in Deutschland zu beschäftigen. Sondern die seines Chefredakteurs, nachdem dieser erfahren hatte, dass Helm Politik- und Verwaltungswissenschaft studiert hatte.
„Als ich dann aber anfing zu recherchieren, traf ich auf sehr interessante Menschen und sehr interessante Situationen“, sagte Helm. Zwei dieser Personen und ihren Kampf mit der Bürokratie porträtiert er in seinem nun ausgezeichneten Text: Es geht um die Metzgerei Volker Jost in Bruchköbel, die trotz ausreichender Kundschaft und einem möglichen Nachfolger schließen muss. Und es geht um den Landrat von Calw, der beim Versuch scheitert, die Hermann-Hesse-Bahn zu reaktivieren, die den Schwarzwald mit Stuttgart verbinden soll, weil unzählige Naturschutzauflagen erfüllt werden müssen.
Helms Reportage habe die Jury überzeugt, weil er darin nicht einfach Behördenbashing betreibe, „sondern auch bedachte Stimmen wie der Verwaltungswissenschaftler Werner Jann zu Wort kommen“, sagte Katharina Riehl, Leiterin des Politikressorts der SZ und Tochter des langjährigen Chefreporters und Streiflichtautoren Herbert Riehl-Heyse. Mit dem Riehl-Heyse-Preis zeichnet die SZ seit 2005 alle zwei Jahre hervorragende politische Essays, essayistische Reportagen oder Kommentare aus und ehrt damit das journalistische Erbe Riehl-Heyses.
Er könne nachvollziehen, warum Bürokratie für viele Menschen in Deutschland ein großes Ärgernis sei, etwa wenn man für den Elterngeldantrag auf einmal 36 statt vier Seiten ausfüllen müsse, sagte der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda, SPD, in seiner Festrede. Zugleich sei sie unabdingbar für das Gelingen einer Demokratie. Die Politik müsse, so Brosda, es deshalb als eine ihrer wichtigsten Aufgaben begreifen, bürokratische Prozesse zu überdenken und zu vereinfachen: „Es braucht konkrete Arbeit an einer offenen demokratischen Zukunft und einem modernen Staat. Und zwar dauerhaft.“