Stil

Henley-Shirt: Trend mit Knöpfen – Stil | ABC-Z

Für sie: Die Kragenlose

Es gibt nur einen Beweis dafür, wie groß ein Trend vom Laufsteg wirklich ist: Was davon später in abgewandelter Form bei Zara oder sonstigen Labels hängt, die sich das Volk leisten kann. In diesem Jahr ist Zara voll mit Spitzenkleidern und -tops, die unter Pullis hervorblitzen, und schuld daran ist nicht etwa eines der von den Kritikern gelobten Labels, also nicht Bottega Veneta oder Loewe, sondern die Mädchenspaß-Bude Chloé. Die scheint einflussreicher aufs Straßenbild zu sein, und sie ist auch noch für einen anderen unaufgeregten Trend verantwortlich, der in den Alltag normaler Menschen passt, nämlich das Henley-Shirt. Es handelt sich um ein kragenloses Top mit Knopfleiste, das so heißt, weil Ruderer in einem englischen Ort namens Henley-on-Thames im Jahre 1839 begannen, dieses bequeme Oberteil bei Wettbewerben zu tragen.

(Foto: Soeur)

Das Henley-Shirt steht also für maximale Bewegungsfreiheit und eine gewisse Verspieltheit, weil man es total zugeknöpft oder total offenherzig tragen kann. Und es passt in die aktuelle Vorliebe für Kragenloses, die sich derzeit durchzusetzen scheint. Hier ein Modell des feinen französischen Anbieters Soeur, das eine besonders gute Investition ist, weil es den Henley-Trend mit einem weiteren riesigen Zara-Erfolg verbindet, der unlängst von dem anderen großen Trendsetter, Miu Miu, initiiert wurde: dem interessanten 80er-Jahre-Streifen. Das sieht, über andere Tops geschichtet, genauso gut aus wie unter einem Blazer – auch ohne Kragen, natürlich.

Für ihn: Der Wochenend-Cowboy

Wenn es um die Akzeptanz von Männerunterhemden in der Öffentlichkeit geht, so ist die klassische Henley-Form weit oben angesiedelt, sie ist sozusagen sozialverträglich. Mit den Knöpfen und den langen Ärmeln ist es ja beinahe ein vollwertiges Oberteil und wird auch oft so eingesetzt. In Filmen zum Beispiel gerne als Männlichkeitsverstärker und wenn unterstrichen werden soll, dass der Held in einer Situation nichts anderes zur Verfügung hat als Muskelkraft und maskulines Bauchgefühl. Wiewohl aus England und dem feinen Rudersport stammend, ist das Henley auch in vielen Westernfilmen originär zu Hause, weil es so schön Funktionalität und Verwegenheit transportiert und die nackte Brust effektvoll angerissen werden kann. Diese eingebaute Verwegenheit kann sich auch der urbane Cowboy zunutze machen.

(Foto: Merz b. Schwanen)

Als Unterwäsche ein schlichtes Henley zu tragen, wie hier das Modell des Kult-Herstellers Merz b. Schwanen, ist jedenfalls markanter als ein Hightech-Skisport-Leiberl, das pellenartig anliegt und immer nach Telegymnastik aussieht. Auch unter den mittlerweile verbreiteten Overshirts – betont dicke und rustikale Hemden, die als Jacke getragen werden – ist so ein Henley eine gute Wahl. Beabsichtigt man allerdings, das Hemd zuzuknöpfen, ist die doppelte Knopfleiste auf der Brust etwas ungünstig. Deswegen ist das Henley kein allzu guter Begleiter für den Büroalltag, sondern eher was für Haus, Hof und Wochenende. Cowboys reiten damit ja auch nicht tagsüber offen herum, sondern zeigen das Henley erst in ihrer Freizeit, also zwischen Lagerfeuer und Saloon-Schlägerei. Das kann man als, äh, Faustregel beherzigen.

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