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Helen Briem: Der neue Stern am deutschen Golfhimmel hat einen beeindruckenden Hieb | ABC-Z

Helen Briem ist gerade 19 Jahre alt geworden. Gleich bei ihrem ersten Start als Profi auf der höchsten europäischen Golf-Tour gewinnt sie das Turnier. Eine großartige Leistung, aber letztendlich nur die Fortführung einer einmaligen Amateur-Karriere.

Über Tiger Woods gibt es viele Geschichten und Anekdoten. Eine geht wie folgt: Auf einer Privatrunde mit Michael Jordan schlagen die beiden ab und laufen das Fairway hinunter. Der beste Golfer der Welt beginnt einen Plausch mit dem besten Basketballer der Geschichte: „Hast du schon gehört, dass sie hier direkt in der Nähe ein riesiges Einkaufszentrum bauen wollen?“ Jordan verneint: „Wo denn?“ Woods deutet nach vorn auf die Spielbahn: „Zwischen deinem und meinem Ball.“

Helen Briem könnte diesen Scherz wohl auf vielen ihrer Runden bringen. Sie ist 19 Jahre jung, 1,90 Meter groß, schlägt den Ball meist weiter als der Rest des Feldes und ist der neueste Stern am deutschen Golfhimmel. Dass sie am Sonntag gleich bei ihrem Profi-Debüt ein Turnier auf der höchsten europäischen Tour gewann, ist nicht nur eine beeindruckende Leistung, sondern auch die konsequente Fortsetzung einer schon jetzt großartigen Karriere.

Briem war bis Ende Juli noch Amateurin, ehe sie ins Profilager wechselte. Auf der LET Access Tour, der zweiten europäischen Liga, feierte sie direkt einen Sieg. Nun startete sie erstmals als Proette bei einem LET-Event – und gewann auch dort umgehend. Die Stuttgarterin setzte sich im spanischen Denia mit einem Gesamtergebnis von 270 Schlägen gegen die Französin Pauline Roussin-Bouchard (272) und die Tschechin Sara Kouskova (275) durch. „Es war beeindruckend, ihr zuzuschauen“, befand die unterlegene Roussin-Bouchard, selbst seit drei Jahren auf der Tour: „Sie spielt fantastisches Golf, ihr Spiel ist sehr komplett.“

„Es ist unglaublich, ich bin wirklich stolz“

Für Kenner der Szene kommt Briems früher Durchbruch bei den Profis wenig überraschend. Zum Zeitpunkt ihres Wechsels zu den bezahlten Golfern war sie die Nummer eins der Amateur-Weltrangliste. 2022 gewann sie die Einzelkonkurrenz bei der Weltmeisterschaft, 2023 dann als erste Deutsche überhaupt die renommierte R&A Girls Amateur Championship.

Schon als Amateurin gewann sie als eingeladene Spielerin in dieser Saison drei Turniere in Serie auf der LET Access Tour. Nun der Triumph in Spanien. „Es ist unglaublich, ich bin wirklich stolz“, jubelte Briem: „Es war ein großartiger Kampf. Ich war die ganze Zeit ziemlich entspannt.“

Ihre Tourkarte fürs kommende Jahr hat sie mit dem Erfolg jetzt schon sicher, aber das scheint ob Briems Fähigkeiten nur eine nebensächliche Nachricht. Mit drei Jahren begann die Rechtshänderin mit dem Golf. Mittlerweile hat sie einen beeindruckenden Hieb, ihre Abschläge landen regelmäßig jenseits der 250 Meter. In Spanien schlug sie denn Ball im Schnitt auf 263 Meter und übernahm damit umgehend Platz eins in der Abschlag-Jahreswertung der LET Tour.

Den Ball einfach nur weit hauen können, reicht im Golf jedoch bei Weitem nicht. „Mich beeindruckt, dass sie für ihr Alter eine große mentale Stärke besitzt“, hatte Bundestrainer Stefan Morales bei Briems Wechsel zu den Profis gesagt: „Neben der enormen Länge ihrer Schläge ist sie zudem in der Lage, die Bälle auch bei kniffligen Ausgangslagen präzise zu platzieren.“

Olympia ist Briems großes Ziel

Briem möchte im Oktober neben dem Tourleben ein berufsbegleitendes Pharmatechnik-Studium aufnehmen und sieht ihren Lebensmittelpunkt vorerst weiter in Europa. Ein College-Besuch in den USA, unter talentierten Golfern weit verbreitet, kam für den Teenager nicht infrage. „Mir ist schon bewusst, wenn es langfristig im Golf nach oben gehen soll, komme ich um Amerika nicht herum“, sagte sie unlängst dem Magazin „Golf‘n‘Style“: „Aber jetzt sehe ich mich nicht mit meinem Hauptwohnsitz in Amerika.“

Dort liegt indes ihr oberstes Ziel. Briem will zu den Spielen 2028 in Los Angeles, das sagt sie klipp und klar: „Mein Ziel ist Olympia.“ Schreitet ihre Entwicklung weiter voran, sollte zumindest die Teilnahme wahrlich kein Problem sein.

Sven Flohr ist Ressortleiter der WELT-Sportredaktion und schlägt den Golfball trotz aller Mühen keine 263 Meter weit.

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