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Heftig pochen, putzen, dekorieren: So läuft der Aufbau für die Münchner  Kirchweihdult | ABC-Z

Der Himmel ist trüb überm Turm der Mariahilfkirche, lausige sechs Grad hat es am Donnerstagvormittag. Aber wer über den Platz vor der Kirche schlendert, sieht Menschen munter an ihren Verkaufsständen hämmern, an Maschinen schrauben, Kisten auspacken, Geschirr aufstapeln oder Schmuck und Antiquitäten hindekorieren.

Man schlottert ein bisserl in der Herbstkälte, während man wuchtet, wischt und wienert. Aber viel Lachen und heiteres Geratsche dringt aus den Buden und Fahrgeschäften.

Stöbern, antike Schätze finden, Riesenradfahren

Am Samstag beginnt die Kirchweihdult mit rund 250 Standlleuten und Schaustellern – die letzte der drei Auer Dulten in diesem Jahr. Die Münchnerinnen und Münchner können wieder gemütlich stöbern, antike Schätze finden, witzige Küchengeräte ausprobieren, Riesenrad fahren, Steckerlfisch essen, ratschen und genießen.
Das macht sogar den Beschickern gute Laune, die gerade erst die Wiesn hinter sich gebracht haben.

Schausteller Bernhard Kollmann beim Aufbau des Autoscooters Scooter Zone. Diesmal ist die Uroma nicht dabei.
© Daniel von Loeper
Schausteller Bernhard Kollmann beim Aufbau des Autoscooters Scooter Zone. Diesmal ist die Uroma nicht dabei.

von Daniel von Loeper

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“Die Uroma sitzt heuer nicht an der Kasse”

Bernhard Kollmann (64) zum Beispiel, der mit seinem Weißbiergarten auf der Wiesn war, hat auf der Auer Dult jetzt den Autoscooter “Scooter Zone” aufgebaut. Gerade kehrt er zwischen den 24 Autos die Fahrfläche sauber, die Tochter ist mit dem Putzeimer unterwegs.

Seit dem Wochenende werkelt die Schaustellerfamilie (die zu den ältesten in München gehört) schon. “Ich freu mich immer auf die Auer Dult”, sagt er, “weil es hier so ruhig und familiär ist”. Einziger Wermutstropfen: “Die Uroma sitzt heuer nicht an der Kasse.” Brigitte Pötzsch, seine Schwiegermama, ist 82 und braucht ein Päuserl.

Am historischen Russenrad, das gerade noch auf der Wiesn stand, wischt Mitarbeiterin Ewa (24) das Gestänge blank für den Dultstart.
Am historischen Russenrad, das gerade noch auf der Wiesn stand, wischt Mitarbeiterin Ewa (24) das Gestänge blank für den Dultstart.
© Irene Kleber
Am historischen Russenrad, das gerade noch auf der Wiesn stand, wischt Mitarbeiterin Ewa (24) das Gestänge blank für den Dultstart.

von Irene Kleber

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Am Russenrad wird noch blank geputzt

Ein paar Schritte hinterm Scooter ist das 100 Jahre alte Russenrad schon aufgestellt, das auch gerade noch auf der Theresienwiese gestanden ist. Nur geputzt wird noch fleißig.

Biobratwürstl, von Rind-Chili bis vegan

Davor hat der Koch Jürgen Braren seine Holzbude “Jürgens Bio-Bratwürste” aufgebaut. Er ist hoch auf der Leiter anzutreffen, wo er die Leuchtbirnen abstaubt. 17 Jahre schon kommt er mit seinen selbst entwickelten Würsten – von der scharfen “Rind-Chili” bis zur “Fleischlosen” samt Biosenf auf die Auer Dult. “Biofleisch, Gewürze, keine Zusatzstoffe”, sagt er. Raffinierte Burger hat er auch. Das Standl ist so gut wie fertig.

Michi Fischer fertigt Ledergürtel aus Vollrindleder nach Maß.
Michi Fischer fertigt Ledergürtel aus Vollrindleder nach Maß.
© Daniel von Loeper
Michi Fischer fertigt Ledergürtel aus Vollrindleder nach Maß.

von Daniel von Loeper

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Handgemachte Ledergürtel

Wie das von Michi Fleischer (39), der mit seinen handgemachten Ledergürteln und Ledertaschen aus seiner Werkstatt im Spessart angereist ist. Das Besondere an seiner Ware? “Wir machen die Gürtel aus pflanzlich gegerbtem Vollrindleder, das aus Deutschland kommt, genau auf Maß”, erzählt er. Auch fesch: Dokumenten-Ledertaschen, die man sich an den Gürtel binden kann. Oder Dirndltascherl aus Ziegenleder.

Charly und Anne Biber haben zur Auer Dult Trachtenhüte aus dem Allgäu und Schafwollmützen mitgebracht.
Charly und Anne Biber haben zur Auer Dult Trachtenhüte aus dem Allgäu und Schafwollmützen mitgebracht.
© Daniel von Loeper
Charly und Anne Biber haben zur Auer Dult Trachtenhüte aus dem Allgäu und Schafwollmützen mitgebracht.

von Daniel von Loeper

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Trachtenhüte aus dem Allgäu und Schafwollmützen

Aber nicht alle am Mariahilfplatz sind am Donnerstag schon so weit. Charly und Anne Biber fangen an ihrem Hut- und Mützenstand in der Münchner-Kindl-Gasse 8 erst an, ihre Kisten zu sortieren. Links die Trachtenhüte aus dem Allgäu, rechts die Schafwollmützen von Londoner Designern, die Schaufensterpuppenköpfe auf dem Regal sind noch ganz nackert.

Sie ist Friseurmeisterin und liebt Antiquitäten: Sarah Kirschenbaum (73) kommt seit 15 Jahren auf die Auer Dult.
Sie ist Friseurmeisterin und liebt Antiquitäten: Sarah Kirschenbaum (73) kommt seit 15 Jahren auf die Auer Dult.
© Daniel von Loeper
Sie ist Friseurmeisterin und liebt Antiquitäten: Sarah Kirschenbaum (73) kommt seit 15 Jahren auf die Auer Dult.

von Daniel von Loeper

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Meissner Porzellan von 1920

Sarah Kirschenbaum (73) vorn in der Antiquitätenmeile hat immerhin ihr Meissner Streublümchen-Porzellan aus den 1920er Jahren schon dekoriert und etliche Lüster und alte Gläser aus Kisten geholt. Eigentlich ist sie Friseurmeisterin. Aber dann habe sie die Leidenschaft für Antikes gepackt.

Tricia Leonard (78) ist Jazzsängerin und hat ein Faible für antiken Schmuck, Vintage-Spitzen und Stickereien. Vieles an ihrem Dult-Stand hat sie aus London mitgebracht.
Tricia Leonard (78) ist Jazzsängerin und hat ein Faible für antiken Schmuck, Vintage-Spitzen und Stickereien. Vieles an ihrem Dult-Stand hat sie aus London mitgebracht.
© Daniel von Loeper
Tricia Leonard (78) ist Jazzsängerin und hat ein Faible für antiken Schmuck, Vintage-Spitzen und Stickereien. Vieles an ihrem Dult-Stand hat sie aus London mitgebracht.

von Daniel von Loeper

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Jazzsängerin mit Vintage-Schmuck

Genau wie Tricia Leonard (78) ein paar Schritte weiter in der Schatzsuchergasse. Sie ist eigentlich Blues- und Jazzsängerin, hat aber auch ein Faible für antiken Schmuck, Vintage-Spitzen und Stickereien.

Sie sucht einen Nachfolger für ihren Porzellanstand: Barbara Bartnick (72) – seit 46 Jahren ist sie schon auf der Auer Dult.
Sie sucht einen Nachfolger für ihren Porzellanstand: Barbara Bartnick (72) – seit 46 Jahren ist sie schon auf der Auer Dult.
© Irene Kleber
Sie sucht einen Nachfolger für ihren Porzellanstand: Barbara Bartnick (72) – seit 46 Jahren ist sie schon auf der Auer Dult.

von Irene Kleber

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Porzellanstand: Wer will ihn übernehmen?

Was viele Münchner freuen wird: Barbara und Lorenz Bartnick sind mit ihrem Porzellan-Stand immer noch da. Es ist ihr 46. Jahr auf der Auer Dult, geschätzt 10.000 Teile, vom Miniatur-Zuckertellerchen über Kaffeekannen und Butterdosen bis zu Vasen haben sie schon ausgepackt. Sie kaufen nur Rohlinge von Porzellanherstellern ein und veredeln sie selber mit bunten Mustern. “Jedes Teil, das hier liegt, ist handgearbeitet”, sagt Barbara Bartnick (72). Aber lange wollen sie es nimmer machen. “Es hat immer Freude gemacht, aber jetzt sind wir schon ein bisserl müd.”

Falls jemand Lust hat, den Stand samt voller Lagerhalle zu übernehmen: Bitte vorbeischauen. Auer-Dult-Händler werden – vielleicht wäre das mal was?

Die Kirchweihdult am Mariahilfplatz läuft ab Samstag (18. Oktober) eine Woche lang bis Sonntag (26. Oktober).
Die Kirchweihdult am Mariahilfplatz läuft ab Samstag (18. Oktober) eine Woche lang bis Sonntag (26. Oktober).
© Irene Kleber
Die Kirchweihdult am Mariahilfplatz läuft ab Samstag (18. Oktober) eine Woche lang bis Sonntag (26. Oktober).

von Irene Kleber

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AZ-Infos zur Kirchweihdult

Die Kirchweihdult am Mariahilfplatz läuft ab Samstag (18. Oktober) eine Woche lang bis Sonntag (26. Oktober). Die Verkaufsstandl mit Schmankerl (von Biobratwurst bis zum glasierten Apfel), Porzellan, Küchenwundern, Kitsch und Antiquitäten, Trachtenschmuck, Büchern und Co sind täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Die Fahrgeschäfte von 10.30 bis 19 Uhr. Am Dienstag (21. Oktober) ist Familientag mit ermäßigten Preisen im Schaustellerbereich. Infos: www.auerdult.de

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