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Hebertshausen: Halbnackt in der Krachledernen im Jungbauernkalender – Dachau | ABC-Z

Halbnackt im Bach, halbnackt an der Güllepumpe, die Krachledernde lässig auf den schmalen Hüften sitzend, herausfordernder Blick aus blaugrünen Augen. Das ist der Juni im Jungbauernkalender 2026, dargestellt von Maximilian Orthofer. Man würde nicht gleich auf seinen Beruf kommen, nämlich Metzger und Bio-Landwirt, vorwiegend Rinder- und Schweinemast. Von natürlicher Anmut, mit feinen Händen und feiner Zurückhaltung sitzt er im Garten des elterlichen Hofes in der goldenen Oktobersonne. Auf die Eingangsfrage kommt erst ein sphinxhaftes Lächeln, bevor er antwortet. „Ich hab’ auf Instagram gesehen, dass man sich jetzt bewerben kann, und hab’s meinen Freunden erzählt. Sie haben gesagt, die nehmen dich nie.“ Das war die Herausforderung. „Wer mich kennt, weiß, dass mich so was reizt“, sagt der 27-Jährige und grinst.

Er hat also eine kurze Bewerbung an den Jungbauernkalender geschickt, zwei Fotos, eines oben ohne, eines im weißen T-Shirt und ein paar Sätze zu seinem landwirtschaftlichen Hintergrund. Der ist Voraussetzung für die Teilnahme. Orthofers Hintergrund ist der elterliche Hof in Lotzbach, einem Ortsteil von Hebertshausen im Landkreis Dachau, den er neben seinem Job als Metzger mit seinen Eltern bewirtschaftet: Bio-Rinder- und Schweinemast mit Aufzucht von Ferkeln, 24 Bullen, rund 200 Schweine im Jahr, dazu Felder, auf denen Futter erzeugt wird.

2001 hat der Steirische Bauernbund den ersten Jungbauernkalender für wichtige landwirtschaftliche Termine aufgelegt. Die Fotos der jungen Frauen aus Land- und Forstwirtschaft in lasziven Posen dienten als Blickfang und schlugen ein: In wenigen Tagen war die Auflage von 2000 Stück ausverkauft, eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang, aus Skandal wurde Kult. Schon ein Jahr später gab es den Kalender in Girls- und Men-Edition, die Herausgeber hatten prompt auf Kritik von weiblicher Seite her reagiert.

Zwei Wochen nach der Bewerbung war Maximilian Orthofer zum Casting nach Salzburg eingeladen.  Das sei nach zehn Minuten vorbei gewesen, erzählt er. Drei Wochen später kam die Nachricht: Er ist dabei, ausgewählt aus 300 Mitbewerbern.

Maximilian Orthofer arbeitet als Metzger und im elterlichen Bio-Mastbetrieb für Bullen und Schweine. Bald macht er sich mit einer Bio-Metzgerei selbständig. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Orthofer hat nie gemodelt, war kein Faschingsprinz, die einzigen Einblicke in die Szene waren Fernsehabende mit den drei Schwestern und „Germany’s next Topmodel“. Bodybuilding betreibt er auch nicht, eigentlich gar keinen besonderen Körperkult, „ich spiele nur seit 20 Jahren Fußball“.

Wie beim Fußball habe er sich dann beim Shooting im Sommer in der Steiermark gefühlt: „Erst bist recht aufgeregt, wenn dann angepfiffen wird, schaltest du den Kopf aus und los.“

Fünf Tage lang untergebracht in einem gehobenen Spa-Hotel, mit 23 anderen jungen Leuten aus der Landwirtschaft und dem Team: Der ganze Fototermin sei ein Erlebnis gewesen, berichtet der 27-Jährige. Und natürlich habe man abends immer eine Gaudi gehabt. Vor welchem Hintergrund die Fotos entstehen, wer was tragen soll, all das sei vorgegeben gewesen, erzählt Orthofer. „Ich war im Bacherl, in der Lederhosen und oben ohne und ich war froh drüber, weil es hat 30 Grad g’habt.“ Natürlich sei es erst komisch gewesen, so vor der Kamera zu posieren. „Aber das sind Profis, die sagen einem genau, was man machen soll.“ Fast eineinhalb Stunden lang habe es gedauert, „das wird ganz schön anstrengend“.

Halbnackt nach Vorgabe beim Shooting fürs Cover, auf dem alle Teilnehmer in gleicher Pose zu sehen sind: vor einer Güllepumpe.
Halbnackt nach Vorgabe beim Shooting fürs Cover, auf dem alle Teilnehmer in gleicher Pose zu sehen sind: vor einer Güllepumpe. (Foto: Jungbauernkalender)
Entspanntes Ergebnis, anstrengende Arbeit: Maximilian Orthofer als Juni.
Entspanntes Ergebnis, anstrengende Arbeit: Maximilian Orthofer als Juni. (Foto: Jungbauernkalender)

Er habe auch mitgemacht, erzählt er, weil er durch die mediale Aufmerksamkeit für die Landwirtschaft werben wolle, „zeigen, dass da junge, motivierte Leute sind“. Aber eigentlich hat er schon wieder eine neue Herausforderung im Visier. Als Metzgermeister und gelernter Landwirt wagt Orthofer demnächst den Sprung in die Selbständigkeit und eröffnet eine Bio-Hofmetzgerei im Hof in Lotzbach. Wenn alles gut geht, noch in diesem Jahr.

Ist es nicht schwer, Tiere zu töten, der Schweine, die man von Geburt an aufgezogen hat? Maximilian Orthofer sieht aus, als habe er auf die Frage gewartet: „Es gehört dazu, und ja, ich streichle sie nicht tot. Aber so weiß ich, dass sie ohne Angst sterben, ohne Transport und mit mir, den sie kennen.“ In der Direktvermarktung sieht der 27-Jährige eine Zukunft für kleinere Höfe, „da halten wir die ganze Wertschöpfung im Betrieb. Und wir im Speckgürtel von München haben gute Chancen.“

Wer einen Jungbauernkalender zu 34,99 Euro plus Versand kaufen möchte, sollte dranbleiben. Das Exemplar für das laufende Jahr war laut Homepage schon Anfang Dezember ausverkauft.

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