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HBO-Serie „It: Welcome to Derry“ im Stephen-King-Universum – Medien | ABC-Z

Kann eine Stadt böse sein? Im Universum von Stephen King: selbstverständlich. Der Schriftsteller hat sich schon immer für das Karma von Orten interessiert, insbesondere von Kleinstädten. Er stammt aus dem US-Bundesstaat Maine, und dort spielen auch die meisten seiner Geschichten. Zwei seiner Lieblingsschauplätze sind die Städtchen Castle Rock und Derry. Beide hat er sich ausgedacht und im echten Maine entlang echter Bundesstraßen platziert, und beide kommen in vielen seiner Romane immer wieder vor, mal als Haupt-, mal als Nebenschauplatz. Derry war unter anderem die finstere Kulisse seines Mammutromans „Es“ (1986), der zu seinen besten und beliebtesten Werken gehört.

Der Roman und die Stadt, in der er spielt, sind nun auch die Inspiration für die achtteilige Serie „Es: Welcome to Derry“. Sie ist eine Produktion des US-Pay-Senders HBO und läuft in Deutschland bei Sky/WOW. Einer der Macher der Serie ist der Regisseur Andy Muschietti. Er hat Kings Roman „Es“ bereits in zwei Teilen verfilmt, die 2017 und 2019 ins Kino kamen. 1990 gab es bereits einen legendären TV-Zweiteiler.

Sie müssen sich gegen das Monster behaupten: die Kinder der Serie „IT: Welcome to Derry“. (Foto: Imago/HBO /Avalon)

Muschiettis Adaption war im Kino ein Hit, insbesondere der erste Teil, der zu den kommerziell erfolgreichsten Horrorfilmen gehört, die es bislang gegeben hat. Deshalb wohl nun also auch der Serienableger, der nur noch lose auf der Romanvorlage basiert. Diese erzählte von fünf Kindern, fast schon Teenager, die in Derry mit einem namenlosen Grauen konfrontiert werden – „Es“ –, das gerne in Gestalt des Horrorclowns Pennywise auftritt.

Pennywise, dieser amerikanische Albclown, haust in der Kanalisation unter Derry. Seine monströsen Schwingungen haben aus der Stadt einen Ort gemacht, an dem die Erwachsenen lieber wegschauen, wenn etwas Schreckliches passiert. Muschietti hatte das in seinen Kinofilmen schlau inszeniert. Sein Derry sah aus, als wäre Trump schon seit 50 Jahren an der Macht, eine Stadt der Missgunst und des Hasses, in der die kindlichen Helden in ihrem Kampf gegen das Böse auf sich selbst gestellt sind.

Das Problem mit der Serien-Auswalzung dieser Geschichte ist nun, dass sie quasi dasselbe noch mal erzählt, nur mit neuen Protagonisten. Wieder rauft sich eine Kinderbande zusammen – diesmal in den Sechzigerjahren – und tritt gegen Pennywise an, der wieder von Bill Skarsgård gespielt wird. Es gibt jede Menge Referenzen auf kleine Handlungsstränge des Buchs, zum Beispiel bekommt Dick Halloran einen Auftritt. Der Mann ist einer der zentralen Charaktere aus Kings Roman „The Shining“, in „Es“ wird er ebenfalls kurz erwähnt, was die Filmmacher nun zum Anlass geben, ihm einen größeren Platz im Kampf gegen das Clownmoster einzuräumen. Auch das legendäre Shawshank-Gefängnis aus „Die Verurteilten“ wird mehrmals erwähnt, solche Dinge.

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Für Fans sind diese kleinen Referenzen auf Kings üppiges Gesamtwerk natürlich nett, mehr aber auch nicht. Die Serie deshalb misslungen zu nennen, wäre übertrieben, sie ist schon so gerade noch okay. Aber okay war eigentlich nie der Anspruch beim Sender HBO, der Heimat der „Sopranos“, mit denen der große Serienboom einst begann. HBO-Produktionen – aus jüngerer Zeit zum Beispiel „The White Lotus“ oder „Succession“ – stachen immer deshalb hervor, weil die Drehbücher, der Cast, die Regie eine Nuance ausgefeilter und perfekter waren als bei der Konkurrenz.

Auf dieses Klasse-statt-Masse-Motto (HBO produziert deutlich weniger als etwa Netflix) war meistens Verlass. Aber man merkt mittlerweile, dass die HBO-Mutterfirma Warner nach immer mehr Stoff giert, um in den Streaming Wars bestehen zu können, neben der Konkurrenz. Und das bedeutet leider vermehrt: Stangenware beruhend auf bereits mehrfach ausgeschlachteten Popkultur-Phänomenen. Deshalb verfilmt HBO ja auch gerade die Harry-Potter-Romane von vorn. Und „Es: Welcome to Derry“ reiht sich in diese neue Ära des Dauerrecyclings makellos ein.

Es: Welcome to Derry, acht Folgen, bei Wow.

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