„Schon als Teenager wollte ich ein Haus bauen“, erzählt Bettina Buchbauer. Ein Traum, den sich die 37-Jährige erfüllt hat. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie im Raum München ein Eigenheim gebaut – und das in rund zehn Monaten. Wie sie ihr Bauprojekt meisterte und was die größten Kostenposten waren, erzählt sie im Gespräch.
Zu Beginn ihres Projekts standen die Buchbauers vor der zentralen Frage: bauen oder kaufen? Um darauf eine Antwort zu finden, hat sich das Paar als erstes Häuser im Raum München angeschaut: „Die meisten waren unbezahlbar oder haben nicht zu uns gepasst“, erinnert sich Buchbauer. „Wir haben 2017 angefangen zu suchen. Damals hat ein Doppelhaus mit 198 Quadratmetern Grundstück im Münchner-Vorort Karlsfeld 716.000 Euro gekostet“, erzählt sie und ergänzt: „das hätten wir eigentlich kaufen sollen.“ Mittlerweile haben die Preise am dortigen Wohnungsmarkt nämlich ordentlich zugelegt.
Erst vier Jahre später fanden die Buchbauers dann ihr Traumgrundstück. Seitdem bloggt Bettina Buchbauer auch auf ihrem Instagram-Account „die.bauherrin“ über das Projekt. Allerdings ist ihr heutiges Grundstück nicht so groß, wie ursprünglich geplant, „zum Glück“, sagt Buchbauer. „Mein Kindheitstraum von 1000 Quadratmeter wäre viel zu viel gewesen.“
Was ihnen stattdessen wichtig war: nicht zu nah an den Nachbarn zu wohnen und eine gute Anbindung. Zudem spielte für das Paar der Wiederverkaufswert eine Rolle: „Ich habe mal gelesen, dass eine gute Anbindung an Ballungszentren dazu beiträgt, den Grundstückspreis zukunftssicher zu machen, damit die Investition nicht an Wert verliert und sich rentiert“, erklärt sie.
Kosten für Hausbau in zehn Monaten: So gelang es dem Paar
Der Hausbau startete im August 2020 – schon im Mai 2021 zog die Familie ein. Nur zehn Monate Bauzeit? „Das war sportlich“, gibt Buchbauer zu, „aber dank unserer Berufserfahrung als Projektmanager hatten wir einen klaren Plan und waren extrem strukturiert.“
Ursprünglich wollten sie mit einem Architekten bauen, doch die Kosten brachten sie schnell auf den Boden der Tatsachen. Auch mit Bauträgern wurde es kompliziert. „Am Ende haben wir alles selbst organisiert und lediglich einen Bauleiter engagiert.“
„Es macht keinen Spaß, ein Haus zu bewohnen, dass man sich nicht leisten kann.“
Ihr Ansatz war dabei eher unkonventionell: „Wir haben den Plan mithilfe einer Bauzeichnerin selbst gezeichnet und parallel schon mit Gewerken für Fenster, Sanitär und Rohbau verhandelt.“
So fanden die Buchbauers die richtigen Handwerker
Die passenden Anbieter fanden sie auf eigene Faust. „Ich bin ein großer Fan davon, lokale Firmen zu beauftragen“, erklärt Buchbauer. Neben Google-Bewertungen setzten sie vor allem auf persönliche Empfehlungen: „Wir haben einfach andere Bauherren im Baugebiet angesprochen und nach ihren Erfahrungen gefragt – so sind wir an die besten Handwerker gekommen.“
Bettina Buchbauer packt bei ihrem Hausbau mit an.
© Bettina Buchbauer | Bettina Buchbauer
Wer einen guten Anbieter findet, steht allerdings häufig vor einem Problem: Viele Firmen reagieren schlichtweg nicht auf Anfragen. „Ich habe dann nach zwei Tagen nachgehakt, ob das Angebot angekommen ist, und eine Woche später nochmal“, erzählt Buchbauer. Ihr Motto: dranbleiben. „Unser Elektriker hat uns dann zum Beispiel einen Sanitärinstallateur empfohlen, mit dem er gut zusammenarbeitet – und so ging es dann weiter von einem Gewerk zum nächsten.“
Bei diesen Dingen brauchten die Bauchbauers Hilfe
Trotz der eigenen Planung war ein Bauleiter für sie unverzichtbar. „Ohne seine Expertise bei Themen wie Dämmung oder Feuchtigkeit wäre das nie so reibungslos gelaufen.“
Heute steht auf ihrem 586 Quadratmeter großen Grundstück ein modernes, betonlastiges Haus in Grautönen, mit 180 Quadratmetern Wohnfläche und einem voll ausgebauten Keller. „Wir haben eine Kragarmtreppe – auch schwebende Treppe genannt – und schwarze Holz-Alu-Fenster.“ Der Industrie-Stil ziehe sich konsequent durch das ganze Haus.
Die Kragarmtreppe im Bauprozess.
© Bettina Buchbauer | Bettina Buchbauer
Baufinanzierung: So hat das Paar die passende Finanzierung gefunden
Ein Hausbau kann ordentlich ins Geld gehen. Wie haben die Buchbauers das Projekt finanziert? Im ersten ersten Schritt haben sie ihr Budget genau geplant: „Wir haben die monatliche Rate festgelegt und geschaut, was wir uns leisten können.“ Erst dann seien sie zu Banken gegangen. Dabei betont sie: man sollte sich die eigenen Finanzen genau anschauen und auch Versorgungskosten wie Abwasser und Strom einrechnen. „Es macht keinen Spaß, ein Haus zu bewohnen, dass man sich nicht leisten kann.“
Bei der Suche nach einer passenden Baufinanzierung habe das Ehepaar am Anfang auf einen Kreditvermittler gesetzt, sich schlussendlich aber für eine lokale Bank entschieden. „Da gab es einen persönlichen Ansprechpartner, der die Gepflogenheiten und die umliegenden Firmen kannte“, sagt sie. Auch wenn sie vielleicht ein paar Zinsprozentpunkte hätten sparen können, war der langfristige Ansprechpartner für sie entscheidend. Aktuelle Zinsentwicklungen können Sie auch in unserem Kredit-Ticker finden.
Die fertigstellte Kragarmtreppe der Buchbauers.
© Bettina Buchbauer | Bettina Buchbauer
Kosten für den Hausbau: Das waren die teuersten Posten
„Wir haben während der Talphase 2020/21 finanziert und einen Mischzins von 1,17 Prozent bekommen – aktuell undenkbar“, sagt sie. Insgesamt lagen die Kosten für den Hausbau bei einem hohen sechsstelligen Betrag. Das Ehepaar habe drei Kredite aufgenommen: einen großen, langfristigen bei der KfW und zwei weitere kleinere. „Das Grundstück war aufgrund des Eigenheimmodels der Gemeinde vergleichsweise günstig“, sagt Buchbauer.
Die größten Kostenblöcke waren der Rohbau sowie Sanitär, einschließlich Grob- und Feininstallation. Ebenso die Wärmepumpe (rund 30.000 Euro) und die Photovoltaik-Anlage samt Speicher (rund 30.000 Euro). „Normalerweise wäre Elektrik auch ein großer Kostenpunkt gewesen, aber wir haben viel selbst gemacht und die Kabel selbst gezogen. Das hat uns einiges gespart.“
Das Haus von den Buchbauers im Bau.
© Bettina Buchbauer | Bettina Buchbauer
Diese versteckten Kosten gab es beim Hausbau
Was deutlich teurer war als gedacht, seien demnach die Bäder gewesen (rund 120.000 Euro). „Die ganze Sanitärausstattung – Waschbecken, Toilettenschüssel, Armaturen – ist aus meiner Sicht überteuert“, sagt sie. Das Problem: Man müsse immer über eine Bäderausstellung gehen, die das dann an den Sanitär weiterleitet, und jeder packe ein paar Prozent drauf. „Das summiert sich.“
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Auch beim Gartenbau gab es höhere Kosten also geplant: „Dadurch, dass wir ein Hanghaus gebaut haben, mussten wir mehr als das Doppelte reinstecken.“ Ein weiterer unerwarteter Kostenpunkt sei ein kurzfristiger Ausfall gewesen: „Unser Estrichleger fiel aus, und der Ersatz war doppelt so teuer, weil er wusste, dass wir unter Zeitdruck standen.“ Ihre Erkenntnis: Wer Zeitdruck hat sollte das lieber nicht durchblicken lassen – falls möglich.
Tipps für den Hausbau: Hier kann gespart werden
„Viel sparen kann man durch gute Planung und Vergleiche“, ist die 37-Jährige überzeugt. Beim Rohbau hätten sie zum Beispiel ein Angebot gehabt, das 100.000 Euro teurer war als ein anderes. „Der Anbieter hat einfach auf unseren Zeitdruck spekuliert“, sagt sie.
Bei den Fenstern habe sie außerdem sieben Angebote eingeholt und verglichen. Zudem rät sie alles gut zu dokumentieren und eine ordentliche Ordnerstruktur anzulegen, um Angebote übersichtlich zu halten. Man könne auch vieles selber machen, dabei sollte man sich aber am Ende immer Fragen, ob sich das zeitlich rentiert. Auch bei der Baufinanzierung, können Sie sparen, wo verrät ein Kredit-Experte hier.
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Bei Handwerkern sollte man darauf achten, Firmen zu nehmen, die schon lange bestehen. „Man kann sich Handelsregisterauszüge geben lassen, und wenn eine Firma ständig neue GmbHs gründet, könnte das ein Hinweis auf Insolvenzen sein“, sagt sie. Das gelte auch für Bauträger, die für jedes Bauprojekt neue GmbHs gründen, um abgesichert zu sein.
Das Haus von Buchbauer fertiggestellt.
© Bettina Buchbauer | Bettina Buchbauer
Ein weiterer Tipp: „Mit den Handwerkern freundlich umgehen“, ergänzt die Bauherrin. Sie glaubt ihr Hausbau lief so gut, weil sie immer ansprechbar war und eine gute Beziehung zu den Handwerkern gepflegt hat. „Wir haben alle immer auf dem Laufenden gehalten, selbst wenn ein Gewerk erst in ein paar Monaten relevant war.“
Nicht zuletzt sei es auch wichtig Spaß an der Sache haben, denn so einen Hausbau mache man in der Regel nur einmal. „Es ist ein bisschen wie bei einer Schwangerschaft – das erste Mal ist sehr aufregend“, sagt sie. Man sollte den Prozess genießen und sich darauf freuen, etwas Eigenes zu schaffen.