Haschem Safi al-Din könnte Hassan Nasrallah als Chef der Hisbollah beerben | ABC-Z
Nach Nasrallahs Tod
Dieser Mann könnte neuer Chef der Hisbollah werden
30.09.2024, 16:57 Uhr
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Vergangene Woche starb Hisbollah-Chef Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff. Innerhalb der Miliz läuft bereits die Suche nach einem Nachfolger. Experten bezeichnen Nasrallahs Cousin Safi al-Din als heißen Anwärter auf den Posten.
Haschem Safi al-Din sieht seinem Cousin Hassan Nasrallah verblüffend ähnlich. Nachdem der Hisbollah-Führer am Freitag bei einem israelischen Bombenangriff in einem südlichen Vorort von Beirut getötet wurde, gilt Safi al-Din als voraussichtlicher Nachfolger an der Spitze der islamistischen Miliz. Er ist der “wahrscheinlichste Kandidat” und werde die Wahl gewinnen, sagte eine Quelle aus dem Umfeld der Hisbollah der Nachrichtenagentur AFP.
Die Entscheidung fällt im Schura-Rat, dem höchsten Gremium der Organisation. Safi al-Din ist schon jetzt eine prominente Figur der Hisbollah und eines der wichtigsten Mitglieder des Schura-Rates. Wie sein Cousin mütterlicherseits trägt er einen grauen langen Bart, Brille und den schwarzen Turban der Sajjed, die sich als direkte Nachkommen des Propheten Mohammed sehen. Safi al-Din ist vermutlich Ende 50 oder Anfang 60, also etwas jünger als Nasrallah, der 64 Jahre alt wurde.
“Der nächste Anführer muss Mitglied des Schura-Rates sein”
Safi al-Din hat enge religiöse und familiäre Verbindungen zum Iran, dem Schutzherrn der schiitisch-muslimischen Bewegung. Die Hisbollah wurde 1982 auf Initiative der iranischen Revolutionsgarden gegründet und kämpfte gegen die israelischen Truppen, die den Südlibanon bis 2000 besetzt hielten. Teheran, der Erzfeind Israels, finanziert und bewaffnet die Miliz.
Safi al-Din studierte in der heiligen iranischen Stadt Ghom den Islam. Sein Sohn ist mit Seinab verheiratet, der Tochter des für Auslandsoperationen zuständigen mächtigen iranischen Generals Kassem Soleimani, der 2020 bei einem US-Luftangriff im Irak getötet wurde. Die USA und Saudi-Arabien stuften Safi al-Din 2017 als gesuchten “Terroristen” ein. Das US-Finanzministerium bezeichnete ihn als “hochrangigen Anführer” der Hisbollah und als “Schlüsselmitglied” ihrer Exekutive.
“Seit mehreren Jahren gibt es Gerüchte, dass Haschem Safi al-Din der wahrscheinlichste Kandidat für die Nachfolge” von Nasrallah ist, sagt Amal Saad, Hisbollah-Expertin an der Universität im britischen Cardiff. “Der nächste Anführer muss Mitglied des Schura-Rates sein, der aus einer Handvoll Mitgliedern besteht, und er muss eine religiöse Persönlichkeit sein.” Safi al-Din genieße “große Autorität, die ihn zum stärksten Kandidaten macht”, sagt die Wissenschaftlerin.
Safi al-Din bei vielen Veranstaltungen das Gesicht der Hisbollah
Im Gegensatz zu Nasrallah, der seit dem letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah 2006 kaum mehr öffentlich auftrat, ist Safi al-Din bei vielen politischen und religiösen Veranstaltungen das Gesicht der Organisation. Nasrallah hatte 1992 die Nachfolge von Abbas Mussawi angetreten, der ebenfalls von Israel getötet worden war. “Sajjed Hassan Nasrallah hat sich seinen Märtyrerkameraden angeschlossen, deren Marsch er fast dreißig Jahre lang angeführt hat”, bestätigte die Hisbollah am Samstag seinen Tod.
Bis zur Wahl im Schura-Rat übernimmt der stellvertretende Chef der Hisbollah, Naim Kassem, die Führung. Dieser sagte heute in einer Fernsehansprache, Nasrallahs Nachfolger werde bei nächster Gelegenheit bestimmt. Im Juli hatte sich Safi al-Din in einer Rede bei der Beerdigung eines von Israel getöteten Kommandeurs selbst zur Nachfolge innerhalb der Hisbollah geäußert: “Wenn bei unserem Widerstand ein Kommandeur zum Märtyrer wird, übernimmt ein anderer das Banner mit Kraft und Entschlossenheit.” Dieser “andere” könnte Safi al-Din nun bald selbst sein.