Was wird aus Japans Katzeninsel? | ABC-Z

Sanagi. Auf einer japanischen Insel leben Mensch und Katze seit Jahren zusammen. Doch die Menschen verschwinden. Es bleibt die Sorge um die Tiere.
Auf einigen japanischen Inseln überschreitet die Zahl der Katzen die der Menschen. Sie sind längst zu einer Attraktion geworden. Auch auf Sanagi leben Mensch und Tier seit Jahrzehnten im Einklang miteinander. Inzwischen gibt es dort jedoch nur noch wenige Menschen, die sich um die Tiere kümmern könnten. Die verbliebenen Inselbewohner sind meist über 80 Jahre alt. Was wird aus den Katzen, wenn sie nicht mehr sind?
Das fragen sich die Japaner auf Sanagi voller Sorge, wie die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt. Vor einigen Jahren gab es noch viele Menschen auf der Insel. Doch inzwischen gibt es kaum noch Arbeit. Die Geschäfte sind zu. Ebenso die Schulen. Das Leben der Menschen verlagerte sich immer mehr in die Städte. Geblieben sind einige alte Menschen und jede Menge hungrige Katzen. Sie waren einst Haustiere der Inselbewohner, fingen Mäuse, und wurden irgendwann einfach zurückgelassen.
Sanagi: Ein einziges Gasthaus hat die Katzeninsel noch
Ein einziges Gasthaus gibt es auf der Insel noch. Während noch ein paar Dutzend Zweibeiner, laut eines Bewohners leben noch 50 Menschen auf der Insel, auf Sanagi zu Hause sind, lassen sich die felligen Vierbeiner kaum zählen. Videos im Internet, die auf Sanagi und anderen Katzeninseln gedreht wurden, zeigen, wie viele der flauschigen Gefährten anzutreffen sind. Und sie bekommen regelmäßig Nachwuchs.
Das kann man von den Japanern nicht sagen. Sie bekommen zu wenige Kinder, die nötig wären, um die Bevölkerung stabil zu halten. Japan leidet unter seiner Überalterung. Der Anteil der Menschen über 65 Jahren liegt inzwischen bei 29,3 Prozent. Das zeigen Daten der Regierung in Tokio. Während in Städten die Altersdurchmischung größer ist, vergreisen vor allem die ländlichen Gegenden.
Liegt die Versorgung der Katzen bald an den Touristen?
Sanagi – die abgelegene Insel in der Seto-Inlandsee gehört zur Stadt Tadotsu in der Präfektur Kagawa – ist nicht die einzige dieser Katzeninseln, aber sicher eine der am meisten besuchten. Liegt es nun bald an den Touristen allein, die Tiere mit mitgebrachtem Futter zu versorgen? Oder wären die Katzen, die sich seit so vielen Jahren an die Anwesenheit und Versorgung des Menschen gewöhnt haben, in der Lage, allein zu überleben? Es darf gezweifelt werden.
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Auf der Ausflugsplattform „Trip Advisor“ wird mit den Katzen als Sanagis einzige Attraktion geworben. Besucher der Insel teilten dort ihre Eindrücke. Es sind definitiv Katzen-Liebhaber, die den Weg mit der Fähre auf sich nehmen. Die kommen zumindest im Moment gern auf die Insel, um die Katzen zu fotografieren und zu streicheln. Besonders beliebt sind Fotos von den Tieren im Sprung vor der Kulisse des blauen Himmels.
Sanagi: Es fehlt an Wasser und Futter für die Katzen
„While on the island there were tons of kitties!“ – zu Deutsch: „Auf der Insel gibt es jede Menge Katzen“, schreibt ein Gast begeistert. Aber die Besucherin nennt auch das größte Problem der Tiere: Es fehle an Wasser und Futter. Man solle vorbereitet kommen, um die Tiere damit versorgen zu können. Ob dies die Zukunft der Tiere rettet, ist ungewiss. Aber nicht nur Besucher sind besorgt. Auch die Bewohner Sanagis selbst.
Sie lieben die Tiere. Vor den wenigen noch bewohnten Häusern stehen Futterteller. Manche Bewohner fühlen sich verantwortlich für sie. Aber auch diese Menschen werden nicht ewig für die Pflege der Katzen bereitstehen.
Auf 22 Menschen auf Aoshima kommen 122 Katzen
Aoshima ist eine weitere von Japans Katzeninseln. Gerade einmal 22 Menschen sollen dort noch leben. Und Katzen? Unzählbar. Fischer brachten sie einst auf die Insel, um die Mäuseplage in den Griff zu bekommen. Nun sind die Mäuse weg. Laut Berichten sollen 122 Katzen dort leben.
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Die Katzeninsel Sanagi ist den Japanern offenbar so wichtig, dass sich die Regierung eingeschaltet hat. Sie zahlt Menschen, die nach Sanagi umsiedeln, Geld. Auf Informationsveranstaltungen wird das Inselleben beworben. Gleichzeitig wird aber auch die Ausbreitung der Katzen eingedämmt. Sind die Bewohner einverstanden, werden Katzen eingefangen, kastriert und wieder freigelassen.
Doch nicht alle finden das gut. Manche sagen, die Katzen gehören zur Insel. Wenn sie sich nicht mehr fortpflanzen, fehle dem Ort etwas. Trotz aller Bemühungen der Regierung zieht kaum jemand nach Sanagi. Wenn nichts geschieht, sind die Katzen in ein paar Jahren sich selbst überlassen.