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Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Sophie von der Tann und Katharina Willinger | ABC-Z

Stand: 04.12.2025 21:47 Uhr

Die ARD-Journalistinnen Sophie von der Tann und Katharina Willinger sind mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet worden. Gegen Israel-Korrespondentin von der Tann hatte es im Vorfeld heftige Anfeindungen gegeben.

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus geht in diesem Jahr an die zwei ARD-Korrespondentinnen Sophie von der Tann und Katharina Willinger. Die Auszeichnung wurde den beiden Journalistinnen im WDR-Funkhaus in Köln überreicht. Von der Tann berichtet für das Studio Tel Aviv, Willinger arbeitet für das Studio Istanbul/Teheran.

Die Jury lobte von der Tann als “krisenfeste und unerschrockene” Korrespondentin, die sich “nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen”. Dabei zeige sie Haltung und lasse sich nicht vereinnahmen.

Willinger wurde für ihre Berichte aus der Türkei und dem Iran gewürdigt. Sie zeichne sich durch “Besonnenheit und kenntnisreiche Einordnungen” aus, so die Jury. Es gelinge ihr, den Blick von den Herrschern im Iran auf die Menschen zu lenken.

Den Förderpreis erhielt der WDR-Journalist Borhan Akid, der Sonderpreis ging an die Organisation Reporter ohne Grenzen für ihr “lebenswichtiges Engagement” für Pressefreiheit.

In einer Keynote mahnte der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, die Bedeutung freier Medien an. Weltweit gerate kritischer Journalismus zunehmend unter Druck – durch Autoritarismus, Populismus und gezielte Desinformation, sagte er. Guter Journalismus sei heute mehr denn je unverzichtbar.

Israelische Vorwürfe gegen von der Tann

Gegen von der Tann hatte es im Vorfeld wegen ihrer Berichterstattung zum Gaza-Krieg heftige Anfeindungen gegeben. Zuletzt hatte ihr etwa der israelische Botschafter Ron Prosor Aktivismus vorgeworfen. Der Reserve-Armeesprecher der israelischen Streitkräfte, Arye Shalicar, bezeichnete sie als “das Gesicht vom neudeutschen Juden- und Israelhass”.

Rückendeckung bekam von der Tann von der Organisation Reporter ohne Grenzen. Der Pressereferent Christopher Resch sprach im Interview mit tagesschau24 von einer “konzertierten Aktion, die fast in den Rang einer Kampagne gegen Sophie von der Tann – aber nicht nur gegen sie – gerät.” Man sehe seit mehreren Tagen eine Spirale aus Wut, Hass und Diffamierungen, die sich aufschaukle – “maßgeblich angetrieben von Personen in Amt und Würden, auch in der israelischen Regierung, aber auch von reichweitenstarken Influencern auf Social Media”.

Dies ziehe einen großen Einschüchterungseffekt nach sich. “Meiner Meinung nach soll versucht werden sie mundtot zu machen, indem man sie angreift, indem es an ihre Kompetenz geht”, so Resch. Aber auch auf andere Journalistinnen und Journalisten, die aus Israel berichteten, werde Druck gemacht.

“Mich trifft das auch persönlich”

Unterstützung hatte von der Tann zuvor ebenfalls von 72 namhaften Nahost-Korrespondenten und Journalisten bekommen. Diese veröffentlichten einen offenen Brief, in dem sie “Diffamierungskampagne” gegen die Reporterin monierten, “deren Anschuldigungen längst über sie als Person hinausgehen”.

“Solche Unterstellungen entbehren jeglicher Grundlage”, sagte von der Tann selbst dazu im ARD-Morgenmagazin. “Mich trifft das auch persönlich.” Sie verstehe ihre Arbeit als Balanceakt – “zwischen Empathie und Distanz”. Man dürfe sich nicht vereinnahmen lassen und müsse kritisch einordnen. Sachliche Kritik nehme sie sehr ernst. Um sich zu verbessern, sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. “Diffamierungskampagnen und vollkommen haltlosen Unterstellungen” indes müsse man selbstbewusst entgegentreten.

Auch der deutsch-israelische Historiker und Pädagoge Meron Mendel stärkte von der Tann den Rücken: Mit Blick auf den Nahost-Konflikt ergebe sich die kuriose Situation, dass der eine Teil der Menschen Medien nicht glaube, weil zu sehr für Israel Partei ergriffen werde, und ein anderer Teil, weil zu sehr pro-palästinensisch berichtet werde. “Journalisten, die die schwierige Aufgabe haben, aus Nahost zu berichten, werden diese Menschen deswegen niemals komplett zufriedenstellen können”, sagte Mendel.

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