Handspiel der Spanier: „Dann sind wir offenbar betrogen worden!“ | ABC-Z
Gut zwei Monate nach der Fußball-EM flammen die Debatten über den verweigerten Handelfmeter im Viertelfinale Deutschland gegen Spanien neu auf. Grund ist ein interner Uefa-Bericht. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist außer sich.
Zweieinhalb Monate nach dem EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien hat die Europäische Fußball-Union Uefa offenbar eingeräumt, dass der nicht gegebene Elfmeter nach einem Handspiel des Spaniers Marc Cucurella eine Fehlentscheidung war. In diesem Fall „hätte ein Strafstoß verhängt werden müssen“, heißt es in einem Bericht der Uefa-Schiedsrichterkommission, aus dem das spanische Portal „Relevo“ zitiert.
EM-Gastgeber Deutschland verlor das Spiel mit 1:2 nach Verlängerung. Cucurella wurde danach bei jedem weiteren Spiel des späteren Europameisters Spanien von deutschen Fans ausgepfiffen.
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus stellt das offensichtliche Eingeständnis nicht zufrieden – im Gegenteil. „Wenn es stimmt, dass die Uefa jetzt zugibt, dass es eine Fehlentscheidung war – dann sind wir offenbar betrogen worden! Dann war die angebliche Anweisung nur eine Ausrede. Eigentlich eine Frechheit, dass es jetzt zugegeben wird, was damals alle gesehen haben“, sagte der 63-Jährige zu „Bild“.
Es habe für die EM eine Anweisung des Schiedsrichter-Obmannes gegeben, keinen Elfmeter zu pfeifen, wenn der Arm locker herunterhängt, äußerte Matthäus. Deswegen habe er damals auch von einer nachvollziehbaren Entscheidung gesprochen. „Aber heute stellt sich die Frage: Gab es diese Anweisung in Wirklichkeit gar nicht? Um das aufzuklären, würden mich die Aussagen des Schiedsrichters und des VAR interessieren.“
Der DFB hält sich noch zurück
„Relevo“ veröffentlichte am Montag den Bericht, der Teil eines regelmäßigen Briefings für die europäischen Spitzenschiedsrichter ist. Darin heißt es: „Nach den neuesten Uefa-Richtlinien sollte ein Hand-Ball-Kontakt, der einen Torschuss verhindert, härter bestraft werden und in den meisten Fällen sollte ein Strafstoß verhängt werden.“ Ausnahme: „Der Arm des Verteidigers ist sehr nah am Körper oder berührt den Körper.“ Beim Fall Cucurella aber habe ein Spieler „den Torschuss mit seinem Arm gestoppt, der nicht sehr nah am Körper ist, wodurch er sich selbst vergrößert hat“.
Statt auf Handelfmeter für die deutsche Mannschaft zu entscheiden, ließ der englische Schiedsrichter Anthony Taylor das EM-Viertelfinale beim Stand von 1:1 in der Verlängerung aber weiterlaufen. Auch der Videoassistent griff nicht ein. Kurz vor dem Ende der Partie traf der frühere Dortmunder Mikel Merino dann zum 2:1 für Spanien.
Wie reagiert der DFB auf das späte Eingeständnis? Noch gar nicht. Der Verband will zunächst bei der Uefa nachfragen, ob die Enthüllung aus Spanien zutrifft.
SUF