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Handball-Weltmeisterschaft: „Wir haben heute gegen einen verloren – und das war Andi Wolff“ | ABC-Z

Die deutschen Handballer haben auch ihr zweites WM-Vorrundenspiel gewonnen und stehen vorzeitig in der Hauptrunde. Wie schon zum Auftakt tut sich das Nationalteam aber enorm schwer und kann sich am Ende bei Torwart Wolff bedanken.

Andy Schmid, der große alte Mann des Schweizer Handballs, hatte vor dem Duell mit der deutschen Nationalmannschaft so seine ganz eigene Rechnung aufgemacht: „Die Deutschen liegen uns nicht. Der Handball liegt uns nicht. Deswegen habe ich es satt, gegen sie zu spielen“, sagte der langjährige Spielmacher der Eidgenossen, der vor einem Jahr seine Karriere beendet hatte und nun Trainer seiner Landesauswahl ist, am Donnerstagmittag. „Wenn man gegen so gute Gegner spielt, fühlt man sich manchmal wie vor einer Prüfung, wo man zehn Themen hat, und man hat nicht genügend Zeit, um alle zehn Themen zu lernen. Und dann lernt man nur sieben und hofft, die anderen drei kommen nicht dran.“

35 Stunden nach jener nassforschen Theorie stand Schmid in der Mixel Zone der mächtigen Jyske Bank Boxen im dänischen Herning und durfte nicht nur feststellen, dass jene sieben von ihm zuvor erwünschten Themen drangekommen waren, sondern er mit seinem Team nahe an der Sensation gewesen war. Das 29:31 (14:15) am Freitagabend war aus seiner Sicht mehr als unglücklich – und sicherte dem am Ende glücklicheren Kontrahenten den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde der Handball-Weltmeisterschaft.

„Ich hätte mir ins Knie geschossen, wenn wir zum dritten Mal ins gleiche Messer gelaufen wären“, meinte Schmid angesichts zweier zuletzt heftiger Niederlagen der Seinen bei der EM 2024 (14:27) und der Qualifikation für die kontinentalen Titelkämpfe 2026 (26:35). „Deswegen haben wir uns schon ein paar Sachen überlegt und haben heute eines der besten Länderspiele gezeigt. Unter mir sowieso, denn es war erst mein zehntes Länderspiel als Trainer“, so Schmid. „Wir haben heute gegen einen verloren – und das war Andi Wolff, der uns viele freie Bälle weggenommen hat. Aber das ist ja auch nicht das erste Mal, dass er das macht. Von daher kann ich irgendwo damit leben.“

20 Paraden von Wolff

Die Bestandsaufnahme des Schweizer Coaches war mehr als richtig. Denn die deutsche Nationalmannschaft konnte sich mal wieder bei ihrem Schlussmann bedanken, dass nach großen Schwierigkeiten während des Spiels trotzdem am Ende ein Sieg stand. Andreas Wolff wehrte in der Partie gegen die Schweiz 20 von 48 Würfen auf seinen Kasten ab und kam auf eine Quote gehaltener Bälle von 42 Prozent – ein absoluter Weltklassewert. Folgerichtig wurde hinterher unter dem Jubel der deutschen Fans in der mit 7386 Zuschauern gefüllten Arena als „Man of the Match“ in der Halle in Herning ausgezeichnet.

„Andi“, zollte auch Bundestrainer Alfred Gislason dem Matchwinner Respekt, „hat heute überragend gehalten.“ Und Kapitän Johannes Golla ergänzte: „Wir können uns bei Andi dafür bedanken, dass wir gewonnen haben.“ Der Ausnahmekeeper habe die Mannschaft mit seinen Paraden mehrfach im Spiel gehalten.

Der Held des Abends wollte den errungenen Sieg allerdings nicht nur auf sich bezogen wissen, sondern hatte auch ein paar Probleme bei seinen Mitspielern ausgemacht. „Ich denke, dass wir mit einigen Chancen vorn zu bedenkenlos umgegangen sind“, sagte Wolff nach der Partie. „Wir müssen im Abschluss etwas besser sein und auch in unserem Rückzugverhalten. Andy Schmid hat die Schweizer Mannschaft fantastisch eingestellt“, so Wolff über die Taktik des gegnerischen Trainers. „Ich denke, was wir als Mannschaft dann gezeigt haben, war Charakter. Auch wenn wir mal mit zwei, drei Toren zurücklagen, haben wir nicht den Kopf verloren.“

Vor allem er selbst nicht.

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