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Hamburger Stadtteil trauert um „Waschcenter-Johann“: „Er half mehr, als er konnte“ | ABC-Z

Ein Todesfall sorgt in Ottensen zurzeit für Anteilnahme: Der Todes eines Waschsalons ist gestorben. Wer war der Verstorbene, um den die Nachbarschaft trauert?

Wenige Tage nach Weihnachten füllt sich die Bahrenfelder Straße  im Hamburger Stadtteil Ottensen langsam wieder mit Leben. Die Menschen gehen einkaufen oder zur Arbeit. Auch in der Filiale der Waschcenter-Kette „Eco Express“ herrscht reges Treiben. 

Viele Kunden halten beim Betreten jedoch vor dem Eingang inne. Sie betrachten eine Trauerstelle mit Blumen, Kerzen, einem Kranz.

Todesfall in Hamburg: Ottensen trauert um „Waschcenter-Johann“

Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag war sie zu sehen, ein schwarzgerahmtes Bild erklärt den Anlass: „Waschcenter Johann“ steht dort, darunter die Jahreszahlen 1948 bis 2024. Demnach wurde der Verstorbene 76 Jahre alt.

In der Hausnummer 186, dem Inneren der Filiale, drehen die Trommeln der Waschmaschinen unermüdlich ihre Runden. Dort berichtet eine Stammkundin, dass Johann meist als einziger Mitarbeiter im Geschäft war. Sein Tod habe sie überrascht, zu den Hintergründen wisse sie nichts.

Im Friseursalon „Algan“ gleich gegenüber weiß man hingegen mehr. „Wir haben uns beinahe täglich gesehen“, berichten die beiden Friseurinnen. 

Der Verstorbene sei seit Jahren im Waschsalon angestellt gewesen – man kannte sich. Ihnen zufolge hatte Johann, der nur unter seinem Vornamen bekannt ist, bereits länger gesundheitliche Probleme.

„Er hat anderen viel geholfen, manchmal mehr als er eigentlich konnte“

„Für uns war er einfach der Johann“, sagt Dragan Jankovecki (52), Inhaber des „Kaufmannsladens“ in der Hausnummer 203. Jankovecki kannte Johann aus Kindertagen in St. Georg. 

Damals habe er als Hausmeister an der Langen Reihe gearbeitet, gegenüber von „Frau Möller“. „Er war ein netter, zuvorkommender Mensch.“

Jankovecki zufolge stammte Johann aus Polen und lebte im Viertel. Bei „Eco Express“ habe er vor etwa zehn Jahren angefangen, um seine schmale Rente aufzubessern. 

Auch der Einzelhändler berichtet von gesundheitlichen Beschwerden. Und von Hilfsbereitschaft: „Er hat anderen viel geholfen, manchmal mehr als er eigentlich konnte.“

Betreiber der „Eco Express“-Filiale in Ottensen ist die „Wasch Center Technik GmbH“ mit Sitz in Norderstedt. Das Unternehmen betreibt mehrere Filialen der Kette in der Stadt, darunter das Geschäft an der Max-Brauer-Allee und der Osterstraße. Auf eine Mopo-Anfrage reagierte die „Wasch Center Technik GmbH“ zunächst nicht.

Transparente über Waschmaschinen

Der Ottenser Standort war jahrelang in der Hausnummer 192 ansässig, gleich neben der Aldi-Filiale. Im Mai 2008 wurde er unfreiwillig Gegenstand der Berichterstattung, als eine Gruppe von rund 250 Klimaaktivisten gegen die Lebensmittelindustrie protestierte. 

Dabei blockierten sie den Eingang zur Aldi-Filiale, Teilnehmer mit bunten Perücken bestiegen das Flachdach und entrollten Transparente – direkt über dem Waschcenter.

2011 riss die Supermarktkette die Gebäude auf dem Grundstück ab, ein Neubau sollte her. Das Waschcenter fand mehrere Jahre Unterschlupf in einem Haus an der Kleinen Rainstraße. 2015 erfolgte schließlich der Umzug in den Neubau, diesmal in die Hausnummer 186 und wieder neben Aldi.

„Waschcenter-Johann“: Stifter der Trauerstelle unbekannt

Dort kam Johann hinzu. „Er stand plötzlich vor meiner Tür“, erinnert sich Jankovecki, der mit seinem Geschäft schon seit 19 Jahren an der Bahrenfelder Straße vertreten ist. Wer die Trauerstelle eingerichtet hat, weiß der 52-Jährige nicht. Er selbst erfuhr von Johanns Tod im Vorbeigehen.

Trauerstellen wie vor dem Waschcenter sind in Ottensen immer wieder zu sehen, zuletzt auf der Ottenser Hauptstraße. 

Dort wurde im November dem Tod eines Obdachlosen gedacht. Irgendwer im Viertel kümmere sich eben immer darum, meint Jankovecki. So auch um Johann.

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