Halbjahresbilanz der Auktionshäuser in Frankreich | ABC-Z

Außergewöhnliche Werke konnten in Frankreich auch im ersten Halbjahr 2025 auf Versteigerungen Preise erzielen, die an die für den Kunstmarkt euphorischen Jahre 2021 und 2022 erinnerten. Elf Minuten dauerte bei der Designauktion von Sotheby’s in Paris im Mai das Bietergefecht um François-Xavier Lalannes „Bar aux Autruches“. Dann erging der bislang höchste Zuschlag des Jahres in Frankreich bei 9,2 Millionen Euro zugunsten eines europäischen Sammlers – die Taxe hatte drei bis vier Millionen Euro gelautet. Der von zwei graziösen Straußenvögeln getragene Tisch mit einem Ei in der Mitte stammt aus der Sammlung des 2008 verstorbenen Künstlers. Auch im Luxussegment können Preise in erstaunliche Höhen getrieben werden, wenn es um ikonische Objekte geht. Das hat, ebenfalls bei Sotheby’s, der Sieben-Millionen-Euro-Zuschlag für die originale „Birkin Bag“ von Hermès bewiesen.
Beide Lose sorgten für spannende Auktionsmomente in einem eher morosen ersten Halbjahr. Die Umsatzzahlen im Haus von Patrick Drahi fielen auf 109 Millionen Euro, ein Minus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – es mangelte auf der Angebotsseite an Werken und Sammlungen. Die Kollektion der Brasilianerin Niomar Moniz Sodré Bittencourt, im April für 11,4 Millionen Euro versteigert, stellte das teuerste Los im Bereich der modernen Kunst: Alberto Giacomettis Skulptur „Femme debout“ von 1952 erreichte mit vier Millionen Euro ihre obere Taxe.
Wichtige Bestandteile des Angebots von Christie’s waren Sammlungen aus Deutschland. Die Kollektion von Helga und Edzard Reuter verdoppelte im Mai mit 7,5 Millionen Euro die Erwartungen. Aus dem Nachlass der Sammler Hilde und Dieter Scharf stammten fünfzig afrikanische Skulpturen, die im Juni mit dem Aufgeld fast sieben Millionen einspielten.

Mit einem Umsatz von 104 Millionen Euro liegt das größte französische Auktionshaus Artcurial gleich hinter Sotheby’s und verzeichnet einen Rückgang von 14 Prozent. Das Spitzenwerk des ersten Halbjahrs stammt aus der so feinsinnigen wie eklektizistischen Sammlung des Wissenschaftlers und Unternehmers Philippe Dennery. „Ville verte“ von Zao Wou-Ki schillert zwischen Figuration und Abstraktion in Türkis- und Grüntönen. Das 1952 entstandene Gemälde wurde bei 2,8 Millionen Euro im Bereich der Schätzung zugeschlagen. Im Frühjahr versteigerte Artcurial 38 Werke aus einer französischen Altmeister-Kollektion für fast 14 Millionen Euro. Die Auktion „Entre Ciel et Terre“ verdoppelte die Gesamterwartung und erzielte den höchsten Preis für eine Sammlung im ersten Halbjahr in Frankreich. Mit 2,3 Millionen Euro überrundete das Tafelgemälde „Die Ernte, Allegorie des Sommers“ von Pieter Brueghel dem Jüngeren die Obertaxe von 1,5 Millionen Euro.

Bonhams Cornette de Saint Cyr nimmt den vierten Platz im französischen Ranking ein. Die Expertise im Bereich der Asiatika bestätigend, verzehnfachten im Juni zwei große, mythische Chimären in Bronze aus der Qianlong-Epoche ihre Vorabschätzung, als der Hammer bei 3,32 Millionen Euro fiel.
Im März veröffentlichte der französische Verband der Auktionshäuser seine Bilanz für 2024 und gab für den Bereich „Kunst und Sammlerobjekte“ einen Rückgang von 4,1 Prozent bekannt. Die Talfahrt geht im ersten Semester 2025 offensichtlich weiter, aber immerhin konnten einige mittelgroße Auktionshäuser Zuwächse verbuchen. Millon meldet 52 Millionen Euro Umsatz im Pariser Hauptsitz und ein Plus von gut 13 Prozent. Die Akquisition des Versteigerers Il Ponte in Mailand konnte den Kundenkreis erweitern.
Alexandre Giquello, Auktionator und Präsident des Drouot, setzte 22,3 Millionen Euro um, eine Steigerung um 48,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zu Buche schlug ein kostbar gearbeitetes napoleonisches Schwert, das im Mai fast 4,7 Millionen Euro brutto einspielte und die Taxe vervierfachte. Die Drouot-Gruppe, in der die beiden letztgenannten Auktionshäuser agieren, vermeldet ein Wachstum von 13,6 Prozent.